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Doppelstadt

„Da hilft nur bauen, bauen, bauen“

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 4 min

Was sich in der Doppelstadt tut – Zahlreiche Projekte in Planung
Veröffentlicht:17.12.2018, 09:19

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Finde mal eine Wohnung in der Doppelstadt: Viele Klagen über den „miserablen“ Wohnungsmarkt werden auch in den sozialen Netzwerken laut. Was setzen Stadt und Baugenossenschaften der massiven Kritik entgegen?

Die Wartelisten der Baugenossenschaften in Villingen-Schwenningen sind nicht gerade kurz. Tausende von Menschen suchen im Oberzentrum vor allem eine erschwingliche Wohnung. Wie groß die Not in VS ist, dies weiß auch die Stadtverwaltung, sie hat eine Wohnraumstrategie entwickelt und in den politischen Gremien vorgestellt.So heißt es in dem Papier unter anderem: Ab dem Jahr 2015 bis zum Jahr 2020 lasse sich aus der positiven Bevölkerungsprognose für VS ein gesamtstädtischer Wohnungsneubaubedarf von rund 4 300 Wohneinheiten ableiten. Mittel- bis langfristig, damit ist die Spanne zwischen 2021 und 2030 gemeint, werden weitere rund 2 300 Wohneinheiten notwendig sein. In Villingen sollen sowohl in den Wohnungen der ehemaligen französischen Besatzungskräfte als auch auf dem Mangin-Gelände neue Wohnungen entstehen. In Schwenningen sollen am ehemaligen Klinikum, auf dem das Wohngebiet Eschelen geplant ist, unter anderem Wohnungen entstehen, ebenso im Lämmlisgrund; ein Teil des Geländes der alten Ziegelei ist ebenfalls für kleine günstige Wohnungen reserviert.

Keine Quote für Private

Kontrovers diskutiert in den Gremien wurde ein Punkt der Beschlussvorlage zur Wohnraumstrategie, der den sozialen Wohnungsbau fördern sollte: Was in anderen Kommunen, so in Freiburg oder Köln, längst umgesetzt ist, hatte in VS keine Chance auf eine Mehrheit: Die Vorgabe, bei der Schaffung von Baurechten für Wohnungsbau auf privaten Grundstücken ab einer Größe von zehn Wohneinheiten einen verpflichtetenden Anteil von mindestens 30 Prozent öffentlich geförderter Mietwohnungsneubau festzusetzen.

Und dies dürfte Auswirkungen auf die prognostizierten Sozialwohnungen haben: Bis 2030 hätten es etwa 1500 sein sollen. Doch da die 30-Prozent-Quote für Privatinvestoren gekippt worden sei, dürfte die Zahl nach unten zu korrigieren sein, so Madlen Falke von der städtischen Pressestelle.

Wie sieht die Zukunft für die Wohnungssuchenden aus: Daumen hoch oder runter. Was sagen die örtlichen Baugenossenschaften? Von einem „miserablen Wohnungsmarkt“ möchte Sebastian Merkle nicht sprechen, eher von einem „angespannten“. Der Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim kennt die Kritik, verweist aber auf die Initiativen, um diesem Trend entgegen zu wirken, beispielsweise das „Bündnis für Faires Wohnen“. Über 2500 Wohnungen hält derzeit die Villinger Familienheim. Was das Preisniveau anbelangt, liege man derzeit etwa 1,40 Euro unter dem Durchschnitts-Mietzins von laut Mietspiegel 6,81 Euro, erläutert Merkle.

Höher und dichter

Um künftig bezahlbares Wohnen anbieten zu können, gibt es für Merkle nur eines. „Da hilft nur bauen, bauen, bauen.“ Und dies nach anderen Schnittmustern als bisher: „Wir müssen uns von manchen Vorstellungen verabschieden und künftig dichter und höher bauen.“ Bei allen Überlegungen, der Wohnungsnot zu begegnen, spielt unter anderem das Mangin-Areal eine Schlüsselrolle. „Es wäre wünschenswert, wenn jener Teil des Areals, der für den Wohnungsbau reserviert ist, auch an das Bündnis für Faires Wohnen gehen würde“, so der Familienheim-Chef. Dass der Wohnungsmarkt in VS „deutlich angespannter ist“ als noch vor ein paar Jahren, beobachtet auch Rainer Müldner, Geschäftsführer der WBG in Schwenningen. „Doch es passiert hier auch sehr viel.“ So verweist er auf fast 113 Wohneinheiten, die in Villingen und Schwenningen im preisgünstigen Segment entstanden sind und bis 2020 entstehen, Stichwort SperberFair. Bei den Wohnungen der WBG, gut 1500 in VS, liegt das Durchschnitts-Mietzinsniveau bei etwa fünf Euro. Neben den Bebauungsplänen auf der alten Ziegelei (etwa 150 Wohnungen) verfolgt die WBG ein weiteres Projekt in der Neckarstadt mit einer Anzahl von Wohneinheiten im dreistelligen Bereich: Konkret möchte Müldner noch nicht werden, „dazu ist es noch zu früh“.

Müldner, auch Geschäftsführer des „Bündnis für Faires Wohnen“ setzt ebenso wie Familienheim-Chef Merkle auf das Mangin-Gelände: Rund 500 Wohnungen sollen dort entstehen, sobald die Kaufverträge zwischen Bund und Stadt in trockenen Tüchern sind, davon soll die Hälfte etwa erschwinglicher Wohnraum sein.