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Bei vielen Handgriffen geht es um Minuten

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) hat die Sozialstation VS begleitet – Arbeit wird immer wichtiger
Veröffentlicht:31.07.2019, 09:39

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Die Menschen werden immer älter und möchten dies in den eigenen Wänden erleben. Immer gefragter sind daher die Dienstleistungen ambulanter Kranken- und Altenpflegedienste.

Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) hat eine Tour der katholischen Sozialstation begleitet, um sich einen Überblick über deren Arbeit zu verschaffen. Um sechs Uhr morgens startete sie mit der Pflegefachkraft Cornelia Bombardi und begleitete sie zu 18 Patienten.

Die Pflegedienstleitung Silke Sailer und die Teamleitung Carola Eyberg berichteten, dass pro Jahr etwa 200 000 Einsätze mit 130 Mitarbeitern gefahren werden. „Für eine große Körperpflege veranschlagen die Kassen 35 Minuten, wenn wir eine Stunde oder länger benötigen, ist das unser Pech“, erklärten sie. Braun war beeindruckt. Ruhe, Freundlichkeit, Empathie und Gewissenhaftigkeit sind erforderlich, um sich auf die verschiedenen Situationen einstellen zu können. „Im politischen Raum reden wir viel über demografischen Wandel. Heute wurde mir wieder neu bewusst, was es heißt, alte und einsame Menschen zuhause zu pflegen“, so Braun.

Es werde, heißt es in einer Pressemitteilung, zu wenig deutlich, wie wichtig es ist, dass es Menschen mit Herz gibt, die täglich bereit sind, 24 Stunden erreichbar zu sein, 365 Tage im Jahr und bei Wind und Wetter. Menschen, die sich Sorgen und Nöte anhören und vermitteln, wenn es Probleme gibt, sei es in der Familie, bei der Organisation von Arztbesuchen oder von Hilfsmitteln.

Ebenso liegt Sailer die Versorgung von Palliativpatienten am Herzen. Gerade bei schwerwiegender Erkrankung ist die Unterstützung für den Patienten und die Angehörigen wichtig. „Unsere zusätzlich ausgebildeten Palliativfachkräfte tragen dazu bei, dass die Unterstützung und damit das Verbleiben in den eigenen vier Wänden ermöglicht wird“, heißt es weiter.

In den vergangenen Jahren hätten sich die Rahmenbedingungen wegen konsequenter Proteste der Sozialstationen deutlich verbessert. Das Einstiegsgehalt einer ausgebildeten Vollzeitkraft liege bei 2800 Euro brutto. Doch es gebe noch viel zu tun. In der Schweiz werde das Doppelte bezahlt.

Was den Job zusätzlich erschwere, seien Bürokratie und der hohe Verwaltungsaufwand. Seit Jahresbeginn werden die Mitarbeiter dabei durch die elektronische Datenerfassung entlastet. Über das Tablet wird alles Wesentliche bereits beim Patient erfasst, dadurch gehen keine Informationen verloren.

Erleichterung erhoffen sich die ambulanten Pflegedienste bei der Umsetzung der häuslichen Krankenpflege.

Hierfür vom Hausarzt erstellte Verordnungen müssen ausgefüllt, von den Klienten unterschrieben, bei Krankenkassen eingereicht und genehmigt werden, erst dann werden die Leistungen bezahlt. Dies koste alles Zeit, die nicht refinanziert ist.

Mit dem Fachkräftemangel sei gerade in der Urlaubszeit zu kämpfen. Gesucht werden Fachkräfte mit dreijähriger Ausbildung, auch in Teilzeit. Für junge Mütter und Quereinsteiger sind geringfügige Beschäftigungen das Sprungbrett zurück in den Beruf. „Junge Menschen entdecken bei uns ein großes Spektrum, wir hören immer wieder, wie begeistert sie die Chance nutzen, ein Feld außerhalb der stationären Pflege kennenzulernen.

Wir wünschen uns, dass die Schulen im Rahmen der Berufsorientierung mehr auf Pflegeberufe aufmerksam machen“, steht in der Mitteilung der Sozialstation.

Kürzlich fand die jährliche Qualitätsprüfung des Medizinischen Diensts der Krankenversicherung statt. Die katholische Sozialstation hat wie im Vorjahr mit dem Ergebnis 1,0 abgeschlossen.

Geschäftsführer Hans-Peter Hable sowie die Pflegedienstleitung loben das Team für diese Leistung.