Schuljahr

An den Schulen in VS fehlen Rektoren

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 4 min

Personalprobleme vor allem an den Grundschulen – Kritik an der Kultusministerin
Veröffentlicht:13.07.2020, 15:46

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Das Schuljahr 2019/20 geht allmählich zu Ende. „Gott sei Dank“ werden diejenigen sagen, die in den vergangenen Wochen besonders unter den Lern- und Lehrbedingungen unter dem Einfluss der Coronapandemie gelitten haben. Ob das neue Schuljahr besser wird, ist noch ungewiss. In Villingen-Schwenningen kommt noch ein anderes Problem hinzu: Es fehlt an Rektoren.

Laut Kultusministerin Susanne Eisenmann soll Schule ab Herbst „in Abhängigkeit des Infektionsgeschehen“ zwar fast wieder im Normalbetrieb laufen – allerdings mit Sonderförderung, Fernunterricht für kranke Schüler und ohne die Lehrkräfte der Corona-Risikogruppe. Ganz so einfach, wie es sich in der Pressemitteilung aus dem Kultusministerium anhört, ist Schule nach Corona also doch nicht. Und hier und da kommen Personalprobleme hinzu.

An der größten Grundschule in VS, der Gartenschule in Schwenningen, ist die Schulleitungsstelle erneut vakant. Nach den Herbstferien 2019 war die damals schon seit einem Jahr pensionierte Rektorin Erika Götz für maximal ein Schuljahr eingesprungen, ohne zu ahnen, dass mit der Coronapandemie eine außergewöhnliche Herausforderung auf sie zukommen würde. Eine Nachfolge konnte das Staatliche Schulamt bislang nicht präsentieren. „Wir sondieren gerade“, sagt deren Direktorin Sabine Rösner, verspricht aber wieder eine kommissarische Leitung. „Das stellen wir sicher“, bekräftigt sie.

Die Hoffnungen der Lehrkräfte an der Gartenschule ruhen darauf, dass dies durch eine Abordnung gewährleistet wird und nicht aus den eigenen Reihen gestemmt werden muss. So wie bisher an der Grundschule in Marbach mit rund 80 Schülern. Auch hier gibt es noch keine Lösung in Sachen Schulleitung. Das Leitungsteam, bestehend aus Fachlehrerin Claudia Schleifer und den beiden Klassenlehrerinnen Martina Higler-Dressel und Raphaela Dold, ist nicht weiter erpicht darauf, zusätzlich Leitungsaufgaben neben dem eigenen Deputat übernehmen zu müssen.

Da Verantwortliche für Grundschulen – Insider sagen: wegen geringer Bezahlung und viel Arbeit – schwer zu finden sind, wurden vom Kultusministerium inzwischen auch kleinen Grundschulen Konrektorenstellen zugesagt. Die Ausschreibungen dafür werden allerdings erst im kommenden Herbst veröffentlicht werden.

Bei den Schulen mit mehr als 180 Schülern sind die Stellen bereits eingerichtet. Doch auch hier stehen die Bewerber nicht gerade Schlange. An der Steppachschule und der Haslachschule, beide in Villingen, hegen die Schulleiterinnen Elisabeth Opel und Gabriele Cernoch-Reich noch die Hoffnung auf Verstärkung ab dem Schuljahr 2020/21.

An den Gymnasien gibt es laut der geschäftsführenden Schulleiterin Simone Duelli-Meßmer derzeit keine personellen Engpässe in der Schulleitung. An ihrer eigenen Schule, dem Gymnasium am Hoptbühl, hat der bisherige Konrektor Zoran Zürn zwar an das Seminar nach Rottweil gewechselt, seine Stelle soll aber im Laufe des neuen Schuljahres wieder besetzt werden.

Duelli-Meßmer treiben dafür ganz andere Sorgen um. Derzeit seien die Gymnasien fieberhaft dabei, den von Eisenmann angekündigten Regelbetrieb nach den Sommerferien zu konzipieren. „Wir haben in den letzten Wochen viel gelernt“, sagt die Schulleiterin über die Corona-Zeit mit Homeschooling und Videokonferenzen. Das gelte es nun zu festigen, um für die Zeit einer eventuellen zweiten Infektionswelle schnell reagieren zu können.

Die Schüler, das haben Duelli-Meßmer und ihre Kollegen festgestellt, reagierten unterschiedlich auf den Fernunterricht. Deutlich hervorgetreten seien die Unterschiede bei den persönlichen Voraussetzungen und dem Maß der Unterstützung durch Eltern und Familie. Besonders große Lücken weisen daher die Schüler auf, die sich ohne „Zwangssetting“ nicht selbst zum Lernen motivieren konnten.

Auch die Ausstattung mit Computer-Hardware ist nach wie vor unterschiedlich, sagt die Schulleiterin. Das gelte es jetzt zu vereinheitlichen. Dazu heißt es in der bereits erwähnten Pressemitteilung der Kultusministerin: „Diese Unterstützung erfolgt aus dem Sofortausstattungsprogramm im Rahmen des Digital-Pakts Schule. Das Land hat den Anteil aus dem Bundesprogramm verdoppelt, so dass hierfür 130 Millionen Euro zur Verfügung stehen, für die die Kommunen und Schulen in freier Trägerschaft nun unbürokratisch, ohne Antragsverfahren insgesamt rund 300 000 Endgeräte beschaffen können.“ Dem Thema Wissenslücken durch den Unterrichtsausfall wegen Corona will man laut gleicher Mitteilung in den letzten zwei Wochen der Sommerferien mit täglich drei Stunden Förderunterricht eine „Lernbrücke“ bauen.

Bei diesem Thema schwillt dem Vorsitzenden des Gesamtelternbeirates der VS-Schulen, Tino Berthold, einmal mehr der Kamm. „Schon wieder haut Frau Eisenmann etwas raus und die Schulen haben kaum Zeit, darauf zu reagieren“, schimpft er. Zum einen müssen für den Zusatzunterricht noch vor dem Beginn der Sommerferien Lehrer gefunden werden, die diese Aufgabe freiwillig gegen eine Aufwandsentschädigung wahrnehmen, zum anderen Eltern abgefragt werden, ob sie ihre Kinder – ebenfalls freiwillig – für die Sonderförderung anmelden. „Damit verfehlt man wieder die Kinder, die von zu Hause aus keine Unterstützung bekommen“, befürchtet Berthold.