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Das Wort „Mohr“ stammt von den Mauren ab, Arabern, die im Mittelalter Spanien besetzt hielten. Bis Tuttlingen sind die Mauren nicht gekommen – aber das Wort, das heute vielfach als rassistisch empfunden wird, hat auch in Tuttlingen seine Spuren hinterlassen. Nicht nur im Stadtteil Möhringen, wo eine Mohrendarstellung im Wappen verankert ist. In Tuttllingen selbst gab es beizeiten zwei Gaststätten, die den Mohren im Namen führten, weiß Stadtarchivarin Gunda Woll. Über beide, längst untergegangen, gibt es nicht mehr viele Informationen. Zum einen gab es in der Stuttgarter Straße einmal das Gasthaus Mohren, wohl eine einfache Schankwirtschaft. Es gibt lediglich einen Hinweis in den Akten; 1822 musste der Mohrenwirt Martin eine Strafe zahlen, weil er gegen die Sperrstundenregeln verstoßen hatte – sieben Personen waren in der Gaststube angetroffen worden, die längst hätte geschlossen sein sollen. Durchaus ein Problem, das heute noch vorkommen soll. In der Bahnhofstraße gab es einmal das Café Mohrenköpfle. Eröffnet hatte es 1920 eine Rosina Hauser für ihren Sohn, einen gelernten Konditor, der aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt und zunächst arbeitslos war. Später erweiterte sich das Portfolio um einige Gastzimmer, 1950 sogar um eine Bar im Obergeschoss. 1961 wurde aus dem „Mohrenköpfle“ ein Eiscafé „Dolomiti“, das seinen Betrieb 1972 aber einstellte. Das Haus wurde später abgerissen. Der Name Mohrenköpfle leitet sich von einem Gebäck her, einer Teigkugel, die von dunkler Schokolade überzogen war und auch heute noch hier und dort, manchmal anders benannt, in Konditoreien vorgefunden werden kann. Und noch einen Namen gibt es in Tuttlingen, der mit Mohren verbunden ist. Oder doch nicht? Nördlich der Stadt gibt es den Mohrentobel nahe der Papiermühle, ein Tal, das im oberen Teil auf den Kraftstein zuläuft. Haben hier Menschen mit dunkler Hautfarbe gelebt? Wohl kaum, der Mohrentobel war und ist nicht besiedelt. Wahrscheinlich, so Gunda Woll, leitet sich die Markungsbezeichnung schlicht vom „Moor“ her, was aufgrund der zahlreichen Quellen und des sumpfigen Untergrunds nahe liegt. In den 1930er-Jahren hat ein Historiker gleichwohl die These aufgestellt, dass man den Tobel, den Taleinschnitt also, so bezeichnet habe, weil es dort so finster („wie eines Mohren Haut“) sei. Das wäre dann, sollte es stimmen, wirklich ein Beispiel für alltäglichen Rassismus.