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Willi Kamm hört als Baubürgermeister auf

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Schwere Erkrankung macht dem Tuttlinger Beigeordneten zu schaffen – Stellenausschreibung noch unklar
Veröffentlicht:05.11.2018, 17:41

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Nun ist es offiziell: Baubürgermeister Willi Kamm wird Ende November aus seinem Amt bei der Stadt Tuttlingen ausscheiden. Wie Stadtsprecher Arno Specht auf Nachfrage sagte, wird Kamm sein Amt zum 30. November aufgeben. In der letzten Gemeinderatssitzung am 17. Dezember soll er offiziell verabschiedet werden.

Willi Kamm wurde 2006 zum Baubürgermeister der Stadt Tuttlingen gewählt und 2014 im Amt bestätigt. Wegen einer schweren Erkrankung ist er seit Beginn des Jahres krankgeschrieben: Kamm leidet an einem Hirntumor. Für eine Stellungnahme war Kamm aktuell nicht zu erreichen. Schon in früheren Gesprächen mit unserer Zeitung hatte er aber angedeutet, dass er sich aufgrund der Folgen seiner Erkrankung nicht mehr in der Lage sehe, das Amt auszuüben.

Schon aus Kreistag verabschiedet

Der Schritt hatte sich angedeutet: Vor zwei Wochen war Willi Kamm aus dem Kreistag verabschiedet worden. Dort hatte er für die SPD seit 2009 einen Sitz, seit 2013 war er Fraktionsvorsitzender. Aufgeben – das gebe es für ihn nicht, hatte er bei der Verabschiedung gesagt: „So lange ich die Kraft noch habe, werde ich Ideen weitertragen.“ Er deutete auch an, dass er ein neues Projekt angehen wolle, sobald er seine hauptamtliche Stelle aufgegeben habe.

Aufgewachsen ist der 1955 geborene Kamm im pfälzischen Spirkelbach. Nach dem Abitur studierte Kamm nach Informationen der Stadt Tuttlingen Raum- und Umweltplanung an der Uni Kaiserslautern und trat 1983 in das Büro Dr. Meister in Ulm ein. Von 1984 bis 1987 absolvierte er beim Regierungspräsidium Tübingen und der Stadt Ulm das Städtebaureferendariat, das er mit dem Titel des Regierungsbaumeisters abschloss. Nach einer weiteren Zwischenstation im Büro Dr. Meister begann er 1989 bei der Stadt Neu-Ulm, wo er ab 2002 die Abteilung Stadtplanung leitete.

2006 kam er als Technischer Beigeordneter, besser bekannt als Baubürgermeister, zur Stadt Tuttlingen. Erste Herausforderung damals: Kurz nach seinem Amtsantritt waren Baumängel an der neu gebauten Ludwig-Uhland-Realschule aufgetreten. In den Jahren danach ist sein Name vor allem mit dem Masterplan 2025 verbunden, der einen Rahmenplan für die Stadtentwicklung aufzeigt.

Zudem liegt ihm die Donau am Herzen. Er versuchte, die Städte der Jungen Donau und auch bis ans Schwarze Meer besser zu vernetzen. Bei seiner Verabschiedung im Kreistag deutete er kürzlich an, dass ihm auch jetzt gute Kontakte zwischen Ulm, Neu-Ulm und Tuttlingen wichtig seien.

Wird es wieder zwei Beigeordnete geben?

Die Stadt Tuttlingen hat neben dem Oberbürgermeister zwei Beigeordnete, den Ersten Bürgermeister und den Baubürgermeister. Beide sind Wahlbeamte und werden vom Gemeinderat auf jeweils acht Jahre gewählt. Sowohl Emil Buschle als auch Willi Kamm sind seit 2006 im Amt. Was nach dem Ausscheiden von Kamm mit der Stelle des zweiten Beigeordneten passiert, ist laut Stadtsprecher Arno Specht noch nicht klar. Es gebe verschiedene Überlegungen.

Dass ein „Weiter so“ in Frage gestellt werden könnte, ist seit der Beigeordneten-Wahl 2014 klar. Damals hatte sich vor allem die LBU-Fraktion gegen das Amt des zweiten Beigeordneten ausgesprochen. Es sei zu „politisiert“, hieß es damals. Ein Baudezernent, der keine Repräsentativaufgaben übernehme, sondern nur fachlich agiere, sei sinnvoller. Dahinter steckt auch die Mehrheitsverteilung im Gemeinderat: War die Wahl von SPD-Mann Kamm und CDU-Mann Buschle 2006 noch ausgemachte Sache zwischen den beiden größten Fraktionen, ist seit 2014 die LBU die zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat.