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Verkehrsschau

„Will nicht warten, bis ein Kind angefahren wird“: Wo Eltern-Taxis hochgefährlich sind

Tuttlingen / Lesedauer: 5 min

Stadt Tuttlingen will 40 000 Euro für Verkehrssicherheit an Schulen und Kindergärten investieren
Veröffentlicht:22.01.2019, 17:47

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Rund 40 000 Euro will die Stadt Tuttlingen in den kommenden Jahren investieren, um die Verkehrssicherheit vor Schulen und Kindergärten zu verbessern. Wie diese Maßnahmen genau aussehen könnten, damit beschäftigt sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats in der Sitzung am Donnerstag.

Seit Oktober gab es dazu erste Verkehrsschauen an Grundschulen in der Stadt und den Ortsteilen. „Das Problem ist überall dasselbe: die Eltern-Taxis“ – so fasst es Bernhard Steidle zusammen. Der Polizeioberkommissar ist im Führungsstab des Polizeipräsidiums für Verkehr zuständig und war bei den Verkehrsschauen vor Ort dabei.

Wichtig sei die Aufklärungs- und Präventionsarbeit für Schüler und Eltern – „man muss es einfach immer wieder sagen“, meint er. Aber auch im Straßenraum könne man, je nach Einzelfall, etwas machen. „Es geht zum Beispiel darum, Räume zu kennzeichnen oder auszuleuchten und die Sichtverhältnisse zu verbessern“, erläutert Steidle.

Die Analyse an den Grundschulen sowie kurzfristige Verbesserungen der Situation sind indes nur erste Schritte. Folgen sollen Vorort-Termine an allen 17 Schulen und 23 Kindertageseinrichtungen. Eine Projektgruppe, der auch Mitglieder der Verkehrskommission, den Schulen, der Kindertageseinrichtungen und der Elternbeiratsvorsitzenden angehören sollen, werden zusammen mit Vertretern der Stadtverwaltung ein Verkehrssicherheitskonzept entwickeln, dessen Entwurf dem Gemeinderat im April vorgelegt werden soll.

Erste Lösungsansätze für die Probleme an den Grundschulen gibt es bereits:

  • Karlschule

Kleinere Maßnahmen sind nach der Begehung laut Schulleiter Till Haendle sofort umgesetzt worden. Dazu gehören etwa eine hellere Beleuchtung zum Schuleingang hin oder zusätzliche Haltelinien für Schüler an den Fußgängerüberwegen. Problematisch sei dagegen der Übergang zwischen Schulhof und Parkplatz Steinwasen, sagt Haendle. „Die meisten Kinder müssen hier queren.“ Eine Mittelinsel könnte die Situation übersichtlicher machen. Generelles Problem: Die Schule liegt in der Innenstadt, Parkplätze fehlen, zudem ist gegenüber ein Kindergarten. „Da sind wir noch auf der Suche nach einer guten Idee, um die Autofahrer zu sensibilisieren“, sagt Haendle.

  • Wilhelmschule

Der hohe Parkdruck ist auch an der Wilhelmschule ein Problem, vor allem in der Weimarstraße. Zwar helfen Schülerlotsen aus der achten Klasse im Verkehr, „sie können aber nicht überall sein“, sagt Schulleiter Hans-Peter Gökelmann. Eltern parkten teilweise auf dem Zebrastreifen, bei einer Aktion seien schon Zitronen verteilt worden, um zu zeigen: „Wir sind sauer.“ Sofortmaßnahmen sind eine Bring- und Holzone, die dürfe aber nicht zugeparkt werden, sagt Gökelmann.

  • Schildrainschule

Die Schildrainschule, die im Wohngebiet der Tuttlinger Nordstadt liegt, hat ein anderes Problem: „Da konzentriert sich der Verkehr am Berliner Ring“, sagt Haendle, kommissarischer Schulleiter. Eine Bring- und Holzone bringe nur bedingt Erleichterung. „Die funktioniert nur, solange die Eltern die Kinder aussteigen lassen und sofort weiterfahren. Sobald ein, zwei und dann das dritte Auto parken, ist der Platz belegt.“ Eine Idee deshalb: Eltern könnten in den Nebenstraßen parken und die Kinder zu Fuß zum Schuleingang bringen. „Da bekommen die Kinder sogar noch frische Luft und Bewegung“, meint Haendle.

  • Grundschule im Holderstöckle

„Keine schwerwiegenden Gefährdungslagen“, heißt es in der Vorlage für die Gemeinderäte. „Im Vergleich zu anderen Schulen ist die Situation bei uns in Ordnung“, sagt Elternbeirätin Tina Priebe – schließlich gibt es statt einer Durchfahrtsstraße einen Parkplatz mit Wendeplatte. Doch auch der berge Gefahren: „Manche Eltern fahren viel zu schnell und mit Karacho herum“, so Priebe. Die Stadtverwaltung sieht als Verbesserungsvorschläge Piktogramme an der Bodenseestraße mit 30er-Zonenmarkierung vor. Mittelfristig soll der Gehweg an der Bushaltestelle Lohmehlen verbreitert und die Haltestelle barrierefrei umgebaut werden – dadurch wird die Fahrbahn eingeengt und die Geschwindigkeit bei Einfahrt in die Zone 30 reduziert.

Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Dabei wäre es wichtig, dass die Schüler den Weg alleine gehen. Foto: Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa

  • Schrotenschule

„Das ist hochgefährlich“, sagt Schulleiterin Ute Scharre-Grüninger zu den Eltern, die zum Ein- und Ausladen ihrer Kinder in der Engener Straße halten. Die Kinder müssten sich durch diese unübersichtliche Verkehrssituation schlängeln. Die Zickzackmarkierung am Zugang zur Schule ist deshalb sofort nach der Verkehrsschau erneuert worden.

Das signalisiert den Eltern, dass dort Parken verboten ist. Scharre-Grüninger weiß aus Erfahrung, dass das nicht viel bringen wird. Der Elternbeirat informiere die Eltern seit vielen Jahren regelmäßig mit Rundschreiben, und auch die Lehrkräfte hätten Aufklärungsarbeit betrieben. „Man erreicht die Eltern nicht. Oder nur mit rigorosen Maßnahmen“, so die Schulleiterin.

Sie plädiert dafür, in den Stoßzeiten um 8 und 12 Uhr auf eine Pollerlösung zu setzen, die die Durchfahrt unmöglich mache.

  • Donauschule Nendingen

Viel Lkw-Verkehr auf der Bräunisbergstraße und Anwohner, die als Abkürzung die Straße zwischen Schule und dem Vereinsheim der ASV Nendingen nutzen, sieht Schulleiterin Helene Buggle als Problem an. Deshalb habe sie sich bereits mehrfach an die Stadt gewandt, wie sie sagt: „Ich will nicht warten, bis ein Kind angefahren wird.“

Die Poller im Durchgangsbereich zwischen Schule und öffentlichem Platz, die das Verkehrssicherheitskonzept vorsieht, begrüßt sie sehr: „Das sollte man einfach mal testen, um zu sehen, ob sich die Lage verbessert.“ Als Sofortmaßnahme wurde ein Piktogramm auf der Fahrbahnverengung vor der Schule beschlossen und ein Zusatzzeichen „Schule“ an ein Verkehrszeichen gemacht.

  • Anton-Braun-Grundschule

Eine Querungshilfe bei der Treppe der Bischofzeller Straße soll den Schulweg der Möhringer Kinder sicherer machen – so das Ergebnis der Verkehrsschau. Schulleiterin Kathrin Schlifski war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.