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Während Fasnet kein Anstieg der Straftaten

Tuttlingen / Lesedauer: 4 min

Die Polizei in Tuttlingen ist für die anstehende Fasnet gerüstet – Ihr Präventionskonzept geht auf
Veröffentlicht:06.02.2018, 18:51

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Die Polizei im Landkreis Tuttlingen setzt bei der anstehenden Fasnet auf die Prävention bei der Einhaltung des Jugendschutzes. Schon seit mehreren Jahren suchen die Beamten mit ihrem „U 21-Präventionskonzept“ die Nähe zu den Vereinen: „Es geht uns nicht darum, eine Spaßbremse zu sein. Wir rufen aber zu einem verantwortungsvollem Umgang mit dem Alkohol auf“, sagt Michael Ilg, Präventionskoordinator am Polizeipräsidium Tuttlingen.

+++ Tuttlinger Polizei bereitet sich auf Fasnet vor +++

Nach dem Mord an einer 17-Jährigen während der Fasnet im Jahr 2005 in Irndorf hat sich die Polizei konzeptionelle Gedanken gemacht, wie die Fasnet sicherer werden kann. „Der Mord hat bei uns das Fass zum überlaufen gebracht“, blickt Ilg zurück. Bei den Gesprächen mit den närrischen Vereinen gehe es der Polizei nicht darum, ihnen zu sagen, wie man eine Veranstaltung durchführt, sondern um praktische Tipps. Sichtbarstes Zeichen der Veränderung sind die Secutity-Mitarbeiter, die inzwischen auf den Veranstaltungen zu sehen sind. „Das war ein Nebenprodukt unserer Präventionskampagne“, sagt Ilg. Die Security-Mitarbeiter auf den Veranstaltungen seien laut Kriminaloberkommissar Hans-Dieter Schwarz in den vergangenen Jahren deutlich professioneller geworden.

Farbliche Bänder je nach Alter

Farbliche Bänder seien sinnvoll, um das Alter der Gäste leicht zu erkennen. Das ist gerade beim Alkoholausschank wichtig, denn ab 16 Jahren gibt es „normalen“ Alkohol, ab 18 Jahren das härtere Zeug. Dass es zu keiner Verletzung des Jugendschutzes kommt, das sei utopisch: „Hundert Prozent geht nicht“, betont Ilg. Es sei daher sinnvoll, dass all die Gäste an der Theke vorstellig werden müssen, wenn einer für sie einen Schnaps bestellt.

„Jugendliche bekommen keine Warnsymptome, wenn sie zu viel trinken“, erklärt Ilg, wie wichtig der vernünftige Umgang mit dem Alkohol gerade bei Heranwachsenden sei. Sie würden bei übermäßigem Alkoholkonsum dann einfach umfallen und sich später womöglich im Krankenhaus mit ausgepumptem Magen wiederfinden. Im vergangenen Jahr habe die Polizei 50 stationäre Aufenthalte in der Klinik aufgrund von Alkoholmissbrauchs gezählt. Die Dunkelziffer könnte aber höher sein, da etwa ein Beinbruch im alkoholisierten Zustand als Bruch in die Statistik eingeht. Nur jeder dritte, der wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden sei, würde später vernünftig mit dem Alkohol umgehen.

„Alkohol macht Opfer, aber auch Täter“, betont Ilg. Von daher sei es wichtig, dass die Leute immer Herr der Lage bleiben würden. Und wenn der Nachwuchs dann doch zu sehr über die Stränge geschlagen hat, dann sollten die Eltern nicht überreagieren. Es sei dann wichtiger, die richtigen Schlüsse zu ziehen und ein belehrendes Gespräch zu führen. Wenn sich der Alkoholkonsum allerdings verfestigt, dann sollte man über den Besuch einer Beratungsstelle nachdenken. „Das ist dann aber nicht mehr unser Spielfeld“, betont Ilg. Sollte ein betrunkener Jugendlicher von der Polizei an seine Eltern übergeben werden, dann würden die Beamten die Situation zu einem Gespräch mit ihnen nutzen.

Bauchgefühl entscheiden lassen

Die Kriminalpolizei kommt aber ins Spiel, wenn eine Straftat begangen worden ist. So würden laut Schwarz K.o.-Tropfen als gefährliche Körperverletzung gelten. Auch sexuelle Belästigung fällt in das Arbeitsfeld der Kripobeamten.

Aktuell gibt es laut Bettina Rommelfanger, Leiterin der Abteilung Prävention beim Polizeipräsidium in Tuttlingen , aus polizeilicher Sicht keine Häufung von Straftaten während der Fasnet in Tuttlingen. Allerdings sei das Thema sexuelle Belästigung auch durch die aus den USA nach Europa geschwappte #Metoo-Kampagne sichtbarer und die Sorge, Opfer einer sexuellen Belästigung zu werden, größer geworden.

„Über das Erscheinungsbild und die Kleidung kann man schon signalisieren, wohin die Reise gehen könnte. Das muss man wissen“, betont Bettina Rommelfanger. Es sei wichtig, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen und eine Gesellschaft stehen zu lassen, die einem komisch vorkommt. Dann sollte man sich besser an seine Freunde wenden.