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Bargeldtransaktion

Tuttlinger Unternehmen an Weltmarktführer für medizinisches Cannabis verkauft

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Vereint mit dem weltweit führenden Cannabisunternehmen - Personalbestand sei garantiert
Veröffentlicht:09.12.2018, 13:15

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Das Tuttlinger Unternehmen Storz und Bickel, Weltmarktführer in der Herstellung von Cannabinoid-Verdampfern, ist für rund 145 Millionen Euro verkauft worden. Die kanadische Canopy Growth Corporation hat mit einer Bargeldtransaktion alle Anteile des Tuttlinger Unternehmens übernommen, bestätigt Jürgen Bickel, geschäftsführender Gesellschafter bei Storz und Bickel.

Er wird in der Geschäftsführung bleiben, Kompagnon Markus Storz sei künftig auf eigenen Wunsch hin beratend tätig. Der Firmenname und alle Arbeitsplätze – rund 100 an der Zahl – blieben bestehen, heißt es.

Canopy Growth ist das weltweit führende Unternehmen. für medizinisches Cannabis . Storz und Bickel stellt die Technik her, mit der das Cannabis und andere Kräuter mittels Verdampfer konsumiert werden können. Einerseits zu medizinischen Zwecken – oder einfach nur zum Spaß am Rausch. „Wir liefern an jeden, der uns im Voraus bezahlt“, hat Markus Storz im Interview mit unserer Zeitung gesagt. Die Vaporisatoren aus Tuttlingen gehen an den Großhandel ebenso wie an den Endverbraucher per Online-Shop in mehr als 50 Märkte weltweit.

Pionier in der Branche

Storz und Bickel ist ein Pionier in der Branche und weltweit einziger Hersteller zertifizierter Vaporisatoren. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet und hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant entwickelt. Der Neubau in Grubenäcker in Tuttlingen wurde 2017 bezogen und so konzipiert, dass Erweiterungsmöglichkeiten bestehen. Storz und Bickel hält 17 Patente und erfüllt damit alle Anforderungen zur Herstellung von medizinischen Produkten.

Das soll auch so bleiben, sagt Geschäftsführer Jürgen Bickel und begründet damit den Verkauf an Canopy Growth: „So haben wir weitaus größere Zukunftschancen.“ Denn während in der Vergangenheit die Konkurrenz hauptsächlich in Asien saß, noch dazu im halblegalen Bereich, drängten nun die großen Konzerne mit viel Geld auf den Weltmarkt. Die Gründe liegen neben dem immer bedeutender werdenden medizinischen Sektor – so darf auch in Deutschland seit fast zwei Jahren ein Arzt legal Cannabis verschreiben – auch an der Legalisierung des Cannabis-Konsums, wie in Kanada.

Dort wurde Cannabis im Oktober dieses Jahres für legal erklärt. Erwachsene dürfen bis zu 30 Gramm Marihuana bei sich zu tragen. Dadurch sei der Markt nun interessant geworden, so zum Beispiel auch für den Tabak-Konzern Marlboro, erklärt Bickel. „Bei uns bestand die Befürchtung, dass wir von so viel Geld an den Rand gedrängt werden könnten.“

Wichtige Entwicklungsschritte

Der Zusammenschluss mit Canopy Growth ermögliche Storz und Bickel hingegen wichtige Entwicklungsschritte: „Der Zugang zu umfangreichen Testlabors sowie zu pharmazeutischem und medizinisch-wissenschaftlichem Know-how eröffnet neue Möglichkeiten der Produktentwicklung”, sagt Bickel. Davon würde auch der Standort in Tuttlingen und die Mitarbeiter profitieren.

Denn der Zusammenschuss bringe Wachstumsstrategien und internationale Expansionsmöglichkeiten mit sich. „Ich freue mich darauf, diese Entwicklung führend mitzugestalten und voranzutreiben“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter. Der Name Storz und Bickel werde erhalten bleiben, denn er sei am Markt eingeführt und ein Grund für die Kaufabsicht von Canopy Growth gewesen.

Canopy Growth, kanadische Muttergesellschaft von Spektrum Cannabis, baut in zertifizierten Gewächshäusern Cannabisblüten an und ist der weltweit größte Hersteller und Vertreiber von medizinischem Cannabis. Mit der Übernahme stärkt Canopy Growth seine europäischen Aktivitäten mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, meldet die Deutsche Presseagentur. Das deutsche Tochterunternehmen Spektrum Cannabis importiert medizinisches Cannabis aus Kanada und vertreibt es an rund 2000 Apotheken in Deutschland und anderen europäischen Märkten.