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Stadthalle

So war es bei Comedian Enissa Amani in der Stadthalle

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Komikerin Enissa Amani bringt Publikum mit scharfer Zunge zum Lachen
Veröffentlicht:18.11.2018, 14:59

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„Alter“, „Bruder“ und „ich schwör“ – mit dieser „Ghetto-Sprache“ hat Comedian Enissa Amani ihren Auftritt in der Tuttlinger Stadthalle verpackt und damit ihr Publikum am vergangenen Samstag zum Lachen gebracht.

Mehr als 300 „Fressen“, um es im provokanten Stil von Enissa Amani auszudrücken, saßen am vergangenen Samstag im großen Saal der Stadthalle und erfuhren von ihren angeblichen Gewichtsproblemen. Mehrmals dachte sie laut darüber nach, wie sie auf dem Hocker Platz nehmen soll, damit ihre überschüssigen Pfunde nicht auffallen. Auch mit ihrem Outfit haderte sie selbtsironisch. Vorteilhaft wäre wohl eine Alternative zur engen Jeans gewesen, die nicht nur den Umfang ihrer Oberschenkel verriet, sondern auch einen Großteil ihres Bauchfetts, so der Comedian. Aber: Genug Luft für zwei Stunden Stand-Up-Comedy ließ ihr die Jeans dann doch. „Das nuttige Outfit habe ich mir extra für Tuttlingen aufgehoben“, witzelt die deutsch-iranische Komikerin.

Viel zum Sitzen kam sie bei ihrer Show ohnehin nicht. Pausenlos und ohne Punkt und Komma quasselte sie. Ein Opfer aus dem Publikum war häufiger Birgit, die angebliche „Background Bitch“, wie Enissa Amani kurzerhand beschloss. Immer wieder baute sie Birgit an bestimmten Stellen in ihren Auftritt ein.

Deutsche und Iraner

Sie witzelt über die iranische „Gar-Keine-Regel-Existenz“ bis hin zur Überheblichkeit von Deutschen Regeln. Die angebliche deutsche Regel einer 20-minütigen Pause bei Veranstaltungen brach sie. Zwei Stunden hielt sie mit ihrem schnellsprechenden Mundwerk durch. Die Mini-Pausen für den Applaus wusste sie aber zu setzen.

Das Publikum erfuhr von ihrem Auftritt im Gefängnis mit 250 Insassen. „Das war kein ehrenamtlicher Auftritt, der wurde krass gut bezahlt“, gibt sie zu. Ihr Tourmanager habe dort seinen Pizzabäcker aus Neuss in der ersten Reihe wiedererkannt. Und die Insassen-Sprache: „Hey Enissa du geile Nutte“, heiße übersetzt: „Schön, dass du heute hier bist“. Ihre Pointen hielt sie kurz und knapp, den ganzen Abend. Bei vielen Themenwechseln war schnell klar: Einen roten Faden hatte sie nicht parat, brauchte sie auch nicht. Das Publikum fühlte sich amüsiert und lachte – auch als sie erklärte, dass die gefährlichsten Leute nicht die mit einem „Tattoo in der Fresse“ seien, sondern die zierlich aussehen. „Ich schwör es dir“, so Enissa.

Sie betont häufiger, dass sie zu keiner religiösen Gruppe angehöre und dennoch an Gott glaube. Ohnehin sei es eine Ansichtssache: Eine die Burka trage, finde eine Person mit Kopftuch zu offen. „Eine mit Kopftuch findet mich zu offen. Und ich finde eine Nutte zu offen“. Auch das Schubladendenken sei nicht ihre Sache. Ihr Beispiel dafür von Jungs: „Frauen sind Schlampen“. Ihr Rat an diese Jungs: „Geht aus dem Rotlichtviertel raus und lernt an der Universität ein anständiges Mädchen kennen“.

„Dummheitsmesser“: Instagram

Es gäbe eine App, die dem Nutzer nach Eingabe von einem Namen anzeige, wie dumm derjenige ist: „ Instagram “. „Die glücklichsten Menschen sind die, die nicht bei Instagram sind“, findet Enissa. Mancher sage enttäuscht: „Ohje, ich habe nur 17 Follower“. Sie übersetzt auf Deutsch: „Das sind 17 Menschen, die dir überall hin folgen. Das ist eine Katastrophe“, das Publikum lachte. Bei ihren 380 000 Verfolgern muss sie sich wohl somit ständig in Todesangst befinden.

Von den Tuttlingern, außer von „Vitali“ aus dem Publikum, fürchtete sie sich am Samstagabend aber nicht. Sie erhielt für ihre Stand-Up-Comedy mehrfach Applaus in der gut gefüllten Stadthalle und blieb ihrer „Ghetto-Sprache“ auch bei der Verabschiedung treu: „Verpisst euch“, so ihre letzten Worte in Tuttlingen. War das vielleicht ihr roter Faden?