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Untergrundarbeit

Römische Überreste unter Marquardt-Areal

Tuttlingen / Lesedauer: 2 min

Wohnbauprojekt: Bauherr muss Funde dem Denkmalschutzamt melden
Veröffentlicht:31.01.2018, 08:31

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Die Bagger sind schon auf dem Gelände, bald soll der Abriss auf dem Marquardt-Areal beginnen. Wenn es an die Untergrundarbeiten geht, ist allerdings Vorsicht geboten: Unter dem Gelände soll ein römisches Kastell liegen. Der Investor bleibt entspannt.

Im Tuttlinger Stadtgeflüster auf Facebook wird das Thema derzeit diskutiert. Jochen Becker bezieht sich in seinem Beitrag auf die Tuttlinger Chronik. Zum 1200-jährigen Bestehen der Stadt sei das Kastell beschrieben worden, schreibt er in seinem Beitrag. Von der Donau bis hoch zur Zeughausstraße soll es gehen. „Das wäre doch eigentlich ein absolutes Highlight in unserer Stadt, wenn man hier ein römisches Kastell besuchen könnte“, meint er.

Tatsächlich wird ein römisches Kastell unter der Stadt vermutet. Zwischen 1874 und 1894 gab es einige Fundstellen in dem Gebiet, das dokumentiert sogar ein Wikipedia-Artikel. Tiergebisse, Geweihe und Gefäßfragmente seien gefunden worden, danach allerdings verschollen. Jüngere Funde befinden sich im Heimatmuseum. „Dass man hier von einem Kastell spricht, das sich an der Donau befunden hat, finde ich etwas waghalsig“, meint Stadtführer Mathias Schwarz. Es könnte sich auch um eine zivile Ansiedlung handeln.

Auch Stadtsprecher Arno Specht bremst die Euphorie: „Wir können nicht auf den Meter genau sagen, wo das Kastell verläuft“, erläutert er. Der Bauherr sei darüber informiert und wisse auch, dass er die Denkmalschutzbehörden informieren müsse, wenn er auf Funde stoße. Im Bebauungsplan der Stadt heißt es im Wortlaut: „Sollten bei der Durchführung der Baumaßnahmen archäologische Funde oder Befunde entdeckt werden, sind gemäß § 20 DSchG Denkmalbehörde(n) oder Gemeinde umgehend zu benachrichtigen.“

Für die Schweizer Immoprojekt GmbH, die auf dem Marquardt-Areal Wohnungen bauen will, ist das nicht weiter tragisch. „Das Denkmalschutzamt ist informiert“, sagt Geschäftsführer Marcus Ziegler. Sobald die Aushubarbeiten beginnen, werde es einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Behörde geben. Das sei nichts Ungewöhnliches: Parallel arbeitet das Unternehmen an einem anderen Projekt in Gerlingen, bei dem es auch Funde geben könnte.

„In Städten wie Rottweil oder Konstanz ist das bei vielen Bauprojekten Alltag“, sagt Specht. Bauvorhaben können sich dadurch verzögern – in Nendingen war das zum Beispiel der Fall, als dort in einem Wohngebiet Alemannengräber gefunden wurden. Einen Baustopp gibt es aber selten. Sollte es das Kastell tatsächlich geben, könnte es ohnehin nicht vollständig freigelegt werden: Die Fläche ist komplett bebaut.