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Nendinger DRL-Start wird zum doppelten Versteckspiel

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Ringen-Deutsche Ringerliga: Vor dem Auftakt am Samstag wird nicht nur Aufstellung, sondern schon der Kader der Vereine zum Geheimnis
Veröffentlicht:14.09.2018, 17:58

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Die Würfel werden fallen: Das ist vor dem Auftaktkampf des ASV Nendingen in der Deutschen Ringerliga (DRL) gegen den KAV Eisleben (Samstag, 21.30 Uhr) sicher. In dieser Saison haben die DRL-Trainer ab dem ersten Kampftag die Möglichkeit, Entscheidungen des Mattenrichters überprüfen zu lassen.

Dazu wird ein weicher Gegenstand – in der Mühlauhalle sind es Würfel – auf die Matte geworfen. Der Unparteiische wird so aufgefordert, sich die Szene noch einmal im Video anzusehen. Die Regeln bei der „Challenge“ sind vergleichbar mit dem Grand-Slam-Turnieren im Tennis, wo das Hawkeye (Adlerauge) bei strittigen Situationen – mit Ausnahme der French Open – zum Einsatz kommt. Behält der Ringer-Trainer mit seinem Einspruch Recht, wird die Entscheidung des Mattenrichters zurückgenommen und der Coach erhält seinen Würfel für weitere Überprüfungen in diesem Kampf zurück. Ist die Entscheidung des Mattenrichters korrekt, erhält der Gegner einen technischen Punkt und das Einspruchsrecht ist für die verbleibenden Kampfminuten verwirkt.

Eisleben gilt als Titelfavorit

Aus Sicht der Nendinger kommt diese Regel vielleicht zum richtigen Zeitpunkt. Denn gegen den KAV Eisleben, den Markus Scherer, Trainer für den klassischen Stil beim VfK 07 Schifferstadt, zum Titelfavoriten auserkoren hat, erwartet Markus Scheu einen knappen Ausgang. „Ich denke, wir haben eine 50:50-Chance“, meint der Geschäftsführer der ASV Nendingen GmbH und der DRL. Der Kader von Eisleben – traditionell geprägt von russischen, ungarischen und serbischen Sportlern – sei „brutal stark“, erklärt Scheu. Allerdings „müssen sie die Kämpfer auch erst einmal auf die Matte bringen“, gibt Scheu zu bedenken.

Vor der zweiten DRL-Saison ist die Nominierung der Staffel vom einfachen zum doppelten Versteckspiel geworden. Traditionell haben sich die Trainer nie gerne in die Karten sehen lassen, wer in welcher Klasse aufgestellt wird. Durch den Streit mit dem Deutschen Ringer Bund (DRB) und, weil die DRL Sorge hat, ausländische Verbände könnten unter Druck gesetzt werden, wenn ihre Ringer in der Konkurrenz-Liga des DRB auf die Matte gehen, haben die Vereine der Deutschen Ringer Liga ihre Kader nicht öffentlich gemacht. „Erst, wenn der Ringer schon auf der Matte war, ist öffentlich, dass er in der DRL kämpft“, sagt Scheu. Beim ASV betrifft dies vor allem die Klassen 87 und 130 Kilogramm im griechisch-römischen Stil.

Für Tulbea schließt sich Kreis

Aus seiner Sicht könnte es für den ASV aber eine schwere Saison werden. Während Nendingen dem Stamm an Ringern wie Daniel Cataraga, Piotr Ianulov oder Andrei Perpelita vertraut, hätten die anderen Teams „richtig reingeknallt. Was ich erkennen kann, haben die anderen Vereine bei der Zusammenstellung der Mannschaft losgelegt wie die Wahnsinnigen“. Deshalb werde es wahnsinnig schwer.

Nach der Rechnung von Scheu könnte der ASV vier der zehn Kämpfe gegen Eisleben auf der Matte gewinnen, drei Duelle sieht der DRL-Geschäftsführer als offen an. Interessant wird wohl das Auftaktduell in der Freistil-Klasse bis 59 Kilogramm. Die Gastgeber werden Trainer Ghenadie Tulbea auf die Matte schicken. Der erfahrene Ringer könnte auf den russischen U23-Europameister Ibragrim Ilyasov treffen. „Das Duell der Generationen“, reibt sich Scheu die Hände und hofft, dass der ASV-Coach den Kampf offen gestalten kann.

Für Tulbea wird sich am Samstag der Kreis schließen. Der Moldauer, der kürzlich vom Meldonium-Doping freigesprochen worden ist, bestritt vor fast genau zehn Jahren am 13. September 2008 den ersten Kampf der Nendinger in der Bundesliga. Im Duell mit dem SC Anger gewann er gegen Krasimir Krastanov 4:0. Er hatte seinen Gegner auf die Schultern gelegt. Nicht das schlechteste Omen für den Auftakt gegen Eisleben.