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Möglicher Corona-Impfstoff könnte mit Kühlschränken aus Tuttlingen transportfähig gemacht werden

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Tuttlinger Firma Binder könnte mit Kühlschrank zu sicherer Lagerung beitragen
Veröffentlicht:20.09.2020, 13:36

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Ein Impfstoff gegen das Coronavirus wird in Deutschland voraussichtlich im kommenden Jahr verfügbar sein. Zeitgleich mit der Entwicklung eines Mittels gegen die Lungenkrankheit bereitet sich die Transportbranche darauf vor, das Serum schnellstmöglich zu den Menschen zu bringen. Dabei könnte das Tuttlinger Unternehmen Binder mitwirken.

Wie stabil oder empfindlich die Impfstoffdosen sein werden, können die Experten bisher nicht abschätzen. Erfahrungswerte gibt es nicht. Vermutet wird aber, dass Impfstoffe mit Messenger-RNA (MRNA), die im menschlichen Körper Proteine produzieren und damit die Impfantigene dort selbst herstellen lassen, kühl gelagert werden müssen – bei bis zu minus 80 Grad.

Dafür, sagt Anne Lenze – Unternehmenssprecherin von Binder, würden gerade an den Flughäfen neue Hallen gebaut. So hat das US-amerikanische Logistikunternehmen UPS angefangen, Gebäude in der Größe eines Fußballfeldes zu errichten. Darin stehen dann die Kühlschränke, in denen die Impfstoffe bis zum Transport gelagert werden.

Ob Binder ausgerechnet in diesem Projekt beteiligt sein wird, ließ Lenze offen. Es habe schon einige Anfragen nach Kühlschränken gegeben, sagt sie. Wer das ist? „Wir müssen unsere Kunden schützen. Ich kann nur so viel sagen, dass es sich bei den Anfragen um einen sehr bekannten Kunden handelt“, erklärt sie. Die Binder-Geräte wären, teilt Lenze mit, „gut geeignet, da die Wirksamkeit des Impfstoffs bei der Temperatur von minus 86 Grad gesichert“ sei. Dieser Wert sei eine „weltweit anerkannte Lagertemperatur“. Außerdem habe Binder schon in früheren Jahren Erfahrungen mit der Lagerung von Impfstoffen gehabt.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird an 170 Projekten weltweit an einem Impfstoff geforscht. Bei 26 Impfstoffen läuft bereits die Testung. In Deutschland sind Biontech (Mainz), Curevac (Tübingen) und IDT Biologika (Dessau-Rosslau) aussichtsreich dabei. Sie haben von der Bundesregierung die Zusage erhalten, dass sie in ihrer Arbeit durch ein Sonderprogramm mit 750 Millionen Euro finanziell unterstützt werden. Wahrscheinlich, so hatte sich Sabine Wicker, Vize-Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut, gegenüber anderen Medien geäußert, werde es in Deutschland mehrere unterschiedliche Impfstoffe gegen das Coronavirus geben.

Sorgen, dass der Impfstoff in der Lagerung Schaden – beispielsweise bei einem durch einen Stromausfall bedingten Temperaturanstieg– nehmen könnte, muss man sich nicht zwangsläufig machen. Lemze erklärt zwar, dass auch die Bindergeräte mit Strom betrieben würden. Es gebe aber die Möglichkeit, einer CO2-Notkühlung, die batteriegepuffert sei. „Diese kann bei einem kurzfristigen Stromausfall für 72 Stunden Abhilfe leisten“, sagt die Binder-Sprecherin. Generell müsse ein Lieferantendienstleister, der Medikamente lagere, Notfallpläne haben und über ein eigenes Notstromaggregat verfügen.

Im Kampf gegen das Coronavirus war die Firma Binder mit ihren Geräten schon vielfach eingebunden (wir haben berichtet). Nicht nur deshalb scheint das Unternehmen gut durch die Krise gekommen zu sein. „Bei Binder gab es bisher keinen Tag Kurzarbeit. Im Gegenteil wir haben genug zu tun und stellen auch nach wie vor ein“, sagt Lenze. Der Hersteller von Klimaschränken habe bisher einige Geräte verkauft. „Auch in der Impfstofflagerung erwarten wir eine gute Nachfrage.“