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Impulsvortrag

Erdgas-Fahrer hoffen auf Unterstützung

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Erdgasfreunde Tuttlingen und Umgebung informieren über gasbetriebene Autos
Veröffentlicht:25.09.2019, 18:17

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Um saubere Mobilität in Tuttlingen und ihre komplexe Verwirklichung ist es am Montagabend in den Räumen des BUND-Umweltzentrums Tuttlingen gegangen: Eingeladen zu einer Infoveranstaltung haben die Erdgasfreunde Tuttlingen und Umgebung. Bei dem rund dreistündigen Treffen mit Impulsvorträgen ist eines deutlich geworden: Die Politik vergisst diejenigen, die sich in den vergangenen Jahren aus Gründen des Klimaschutzes bewusst für ein Erdgasfahrzeug entschieden haben. Selbst die Autohändler halten sich bei einer Nachfrage nach einem Erdgasfahrzeug bedeckt, so die Erfahrung vieler.

Die aktuellen Zahlen (April 2019) belegten es: Für die 379 extern aufladbaren Elektrofahrzeuge im Landkreis stehen 25 E-Ladesäulen bereit, das heißt im Durchschnitt eine Ladesäule für 15 Elektroautos. Während für die (noch) 129 Erdgasfahrzeuge (mono- und bivalent) keine einzige Erdgas-Tankstelle verfügbar ist. Ihre Halter müssen zum Tanken nach Engen, Stockach, Sigmaringen oder Schwenningen fahren. Dabei, so der Tenor des Informationsabends, könnte sich eine eigene Erdgastankstelle lohnen, wenn zum Beispiel zusätzlich nur ein, oder zwei Busse des öffentlichen Nahverkehrs mit Erdgasmotoren ausgerüstet wären.

Dabei geht es den Erdgasfreunden – Initiative Saubere Mobilität Tuttlingen, nicht nur um einen preiswerten billigen Treibstoff, sondern um einen zukunftsfähigen Antrieb, der batterieunabhängig mit synthetischem, oder in Biogasanlagen hergestelltem Biomethan gefahren werden kann und deutlich zur Verminderung der CO2-Belastung beitrage. Winfried Vees , Betreiber des Biohofes Weitenau sowie einer Biogasanlage in Eutingen und Besitzer einer Biogastankstelle, klärte die Anwesenden darüber auf, dass zur Gewinnung von Biomethan Gülle und Mist verwendet werden können.

„Hier haben wir ein Einsparungspotential an CO2 von 200 Prozent“, bemerkt er. Der Dieselverbrauch für die Maschinen in der Landwirtschaft betrage sechs Prozent des Bundesverbrauchs. Mit dem Biomethan aus Gülle und Mist könnten hingegen neun Prozent des notwendigen Bundesverbrauchs erzeugt werden, so Vees. „Wenn ich mit Biomethan aufs Gas trete, dann spare ich ganz bewusst CO2 ein“, betonte er.

In seinem Impulsvortrag ging Joachim Liebermann aus Wurmlingen auf den Gesamtenergieverbrauch in Deutschland ein, der bei 12,9 Billionen Joule liegt. Einem Mix aus meist fossilen Brennstoffen wie Steinkohle (12 Prozent), Braunkohle (11,3 Prozent), aber auch Kernenergie und regenerativen Energien, die allerdings nur 14 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs abdeckten, so Liebermann. „Der Gesamtausstoß an CO2 hat im Jahr 2018 770 Millionen Tonnen betragen, damit entfallen zweieinhalb Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes auf Deutschland“, stellte Joachim Liebermann fest.

Ulrich Hilzinger (Power to gas, Unternehmensberater), ging auf die unterschiedlichen Energieträger ein: Das LPG (Autogas genannt), das LNG (Flüssigerdgas) sowie das CNG (komprimiertes Erdgas, das zu 98 Prozent aus Methan besteht. „Wobei Methan auch aus regenerativer Basis in Biosgasanlagen gewonnen werden und nach der Aufbereitung in das Erdgasnetz eingespeist werden kann“, erklärte Hilzinger. Dadurch kann die Treibhausemission um 97 Prozent gesenkt werden“, bemerkte er.

Basierend auf einer Studie des Schweizer Bundesamtes für Umweltschutz BAFU, das unterschiedliche Antriebskonzepte miteinander verglich, erklärt Ulrich Hilzinger, dass seitens der Politik und Verantwortlichen nicht einseitig auf eine Technologie gesetzt werden sollte, sondern konsequent und in ökologischer Hinsicht in mehrere Richtungen weitergeforscht werden, und systematisch alle relevanten Umweltbelange in Betracht gezogen werden müssten. „Die Förderprogramme sollten nicht nur eine Mobilität unterstützen, sondern alle. Mit Wasserstoff und synthetisch hergestelltem Erdgas kann klimaneutral gefahren werden“, stellte er mit Nachdruck fest.

Die in den Biogasanlagen erzeugte Wärme könnte zum Beispiel zum Beheizen von Sporthallen oder öffentlichen Gebäuden genutzt werden, wenn die weiteren alternativen Stromerzeuger wie Wind und Sonne ausfallen. „Der Charme eines Erdgasautos ist, dass der Antrieb sukzessive durch regeneriertes Methan ersetzt werden kann“, erklärt Bernd-Joachim Metzger, der Initiator der Erdgasfreunde Tuttlingen und seit Jahren bekennender Besitzer und Fahrer eines Erdgasautos.