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Dreieinhalb evangelische Pfarrstellen fallen weg

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Kirchenbezirk soll Posten bis 2024 einsparen – Dekan Berghaus plädiert für Segnung Homosexueller
Veröffentlicht:18.03.2018, 15:07

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Es war schon länger angekündigt, nun ist es offiziell beschlossen: Dreieinhalb Pfarrstellen werden im Evangelischen Kirchenbezirk Tuttlingen eingespart. Die Frühjahrssynode unter Vorsitz von Heinz Elsäßer stimmte den Plänen am Freitagabend zu.

Im Evangelischen Gemeindehaus beschlossen knapp 50 Synodale (mit zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen) mit dem „Pfarrplan 2024“ die Einsparung der Pfarrstellen ab dem Jahr 2024. Entlassungen sind nicht geplant, aber frei werdende Stellen sollen nicht neu besetzt und Zuständigkeiten umverteilt werden.

Aufgrund rückläufiger Zahlen bei den Gemeindemitgliedern und bei den zur Verfügung stehenden Pfarrern hatte die Landessynode 2017 flächendeckend bis 2024 eine Reduzierung der Pfarrstellen gefordert. Im Kontakt mit den Pfarrgemeinden hat ein Sonderausschuss der Bezirkssynode die Umsetzung der geforderten Einsparungen für den Bezirk Tuttlingen erarbeitet (siehe Info-Kasten).

Noch nicht endgültig geklärt ist dabei die Situation in der Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen nach 2024. Nach der Änderung in Emmingen-Liptingen und Neuhausen gibt es fünfeinhalb Stellen, verteilt auf sechs Köpfe, in Tuttlingen: Martinskirche, Stadtkirche II, Auferstehungskirche, Versöhnungskirche (alle jeweils 100 Prozent), Wurmlingen (75 Prozent) und Möhringen (50 Prozent).

Die Stelle an der Martinskirche wird aufgehoben, sobald sie frei wird. Deren Fusion mit der Versöhnungskirche zur Friedenskirchengemeinde ist ohnehin schon vollzogen. Bis 2024 müssen zudem weitere 25 Prozent eingespart werden. Die Gemeinde will dabei die vier Stellen neu auf das Gebiet aufteilen. Sollte aber vor der Entscheidung einer der fünf Pfarrer gehen, wird die Stelle nicht neu ausgeschrieben.

Segnung Homosexueller

Darüber hinaus machte sich Dekan Sebastian Berghaus am Freitag für die Möglichkeit stark, gleichgeschlechtliche Paare in einer kirchlichen Amtshandlung segnen zu dürfen. In einer gemeinsamen Stellungnahme wandten sich 40 von 50 Dekanen an die Kirchenleitung. Ein Antrag auf eine offizielle Regelung hatte bei der Landessynode im Herbst knapp die nötige Mehrheit verfehlt. Gleichgeschlechtliche Paare seien tief enttäuscht und verletzt von dieser Entscheidung, heißt es im Einspruch der Dekane.

Vor der Bezirkssynode bezog Berghaus in eindringlichen, persönlichen Worten Stellung: „Ich trage die Ausgrenzung gleichgeschlechtlich liebender Menschen nicht mit.“ Er könne nicht länger dulden, dass sie „auf illegale Zeremonien angewiesen sind“, und auch nicht, dass Pfarrer deshalb in Gewissenskonflikte gerieten. Berghof sprach sich für eine offizielle Regelung aus, die den Pfarrern Raum für eine Gewissensentscheidung gibt.

Pfarrerin Silke Bartel ergänzte die Ausführungen des Dekans mit Schilderungen aus ihrer Arbeit als Prälaturbeauftragte für Homosexualität. Sie appellierte ebenso gegen Ausgrenzung gleichgeschlechtlicher Paare und für ein offenes Gemeindeleben in bunter Vielfalt.

Apis dürfen jetzt taufen

Unter dem Motto „Kirche ist Vielfalt“ stellte auch Gemeinschaftsprediger Martin Schrott die Apis (Altpietistische Gemeinschaft) Tuttlingen vor. Nach einem längeren Prozess der Annäherung hat die Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen der Gründung einer „Gemeinschaftsgemeinde“ durch die Apis zugestimmt, die damit offiziell Kasualien (wie Taufe oder Konfirmation) durchführen dürfen. Dekan Berghaus lud zum Gründungsgottesdienst am 19. April ein. Dann wird Martin Schrott offiziell als Gemeinschaftsprediger eingesetzt.