StartseiteRegionalRegion TuttlingenTuttlingenDrei „Kümmerer“ sollen Flüchtlinge in Arbeitsmarkt bringen

Berufsbildungseinrichtung

Drei „Kümmerer“ sollen Flüchtlinge in Arbeitsmarkt bringen

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

BBT und BBQ bekommen Fördermittel vom Land – Ziel ist es, jungen Asylbewerbern Ausbildungsplätze zu vermitteln
Veröffentlicht:07.01.2016, 16:54

Von:
Artikel teilen:

In zwei Tuttlinger Berufsbildungseinrichtungen sollen sich bald sogenannte „Kümmerer“ um junge Flüchtlinge kümmern. Wie das Landesministerium für Finanzen und Wirtschaft am Donnerstag mitteilte, fördert es drei solcher Stellen in Tuttlingen mit insgesamt 298 000 Euro. Ziel ist es, jungen Asylbewerbern geeignete Ausbildungsplätze zu vermitteln.

Das Fördergeld decke 80 Prozent der Stellen, sagte Heinz Baar , Leiter der Beruflichen Bildungsstätte Tuttlingen (BBT), auf Nachfrage. An der BBT entstehen mit dem Geld zwei neue Stellen, eine weitere beim Bildungsträger BBQ. Die Stellen sind auf zwei Jahre befristet.

Aufgabe der Kümmerer, so das Ministerium, sei es, „für eine Ausbildung geeignete junge Flüchtlinge zu identifizieren, zu betreuen und passgenau auf Praktikums- und Ausbildungsplätze zu vermitteln“. In der Praxis heißt das: „Sie sollen sich vor allem um die jungen Menschen kümmern, die im Moment in den VABO-Klassen sind“, erläutert Baar. Die Abkürzung VABO steht für „Vorbereitung Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse“. Allein an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule, einer Berufsschule in Tuttlingen, gibt es derzeit sechs solcher Klassen. Asylbewerber ab 16 Jahren lernen dort Deutsch.

Die Kümmerer werden sowohl in Tuttlingen als auch in der ganzen Schwarzwald-Baar-Heuberg-Region unterwegs sein, um Flüchtlinge zu betreuen. „Sie sollen ausloten, wer welche Kompetenzen und Interessen hat, wie weit die Deutschkenntnisse sind und so weiter“, erklärt Baar. Auch der Kontakt mit Firmen sei wichtig, um geeignete Plätze zu finden.

Ausbildung für 500 Flüchtlinge

Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, von 750 Flüchtlingen zum Ausbildungsjahr 2016/2017 rund 500 in eine Einstiegsqualifizierung oder eine Ausbildung zu vermitteln. Das Problem allerdings: „Sozialpädagogen sind derzeit begehrt“, weiß Baar. Geeignete Kandidaten für die neuen Stellen seien deshalb schwer zu bekommen. Die BBT , die sich gemeinsam mit ihren Gesellschaftern Handwerkskammer und IHK um das Fördergeld beworben hatte, setzt deshalb auf Bewerber aus den Reihen dieser beiden Institutionen. Nach Möglichkeit soll es an der BBT dann schon im Februar losgehen.

Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft hatte das Programm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“, in dessen Rahmen die Kümmerer gefördert werden, erstmals ausgeschrieben. Die Resonanz auf die Ausschreibung war sehr groß. „Das immense Interesse zeigt den Bedarf und die Be-reitschaft der Kammern und Betriebe, sich für die Ausbildung von Flüchtlingen zu engagieren“, sagte Minister Nils Schmid (SPD). „Mit landesweit 37,5 Stellen für Kümmerer haben wir ein flächendeckendes Netz von Ansprechpartnern in Baden-Württemberg.“

Gefördert werden die Stellen mit insgesamt 3,6 Millionen Euro, das Geld fließt an 29 Träger in Baden-Württemberg. „Bei einem Betreuungsschlüssel von mindestens 1:20 können die Kümmerer rund 750 Flüchtlinge landesweit betreuen“, stellte Schmid fest.