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Die mit den Vögeln fliegen

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Beim Klippeneck-Wettbewerb treffen sich Piloten egal welchen Alters oder Geschlechts
Veröffentlicht:10.08.2014, 18:35

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„Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass auch Frauen fliegen, dann hätte er den Himmel rosa gemacht.“ Klingt nach Macho-Sport? Ist es aber nicht! Zwar ist Segelfliegen in der Tat eine von Männern dominierte Sportart, doch auch Frauen sind gern gesehen. Eine, die beispielsweise keinen rosafarbenen Himmel zum Fliegen braucht, ist Karla Koch.

Die 20-Jährige aus Freiburg ist die jüngste Teilnehmerin beim 46. Segelflug-Wettbewerb auf dem Klippeneck. Gemeinsam mit ihrem Freund Pascal Kaiser fliegt sie in der Klasse der Doppelsitzer. Im vergangenen Jahr haben die beiden den Gesamtsieg geholt: Sie nutzten die Luftströme am besten und flogen so die vorgegebenen Routen als Schnellste. Dieses Jahr wurden sie Neunte.

„Am Fliegen mag ich die Freiheit, dass man Herr über sich selbst ist und sich so ungebunden fühlt“, erklärt Karla Koch ihre Liebe zum Fliegen. Ihren Partner Pascal hat sie übrigens auch beim Fliegen kennen gelernt. In der Luft sind die beiden ein eingespieltes Team. „Es ist immer gut, beim Fliegen eine Zweitmeinung zu haben“, sagt Pascal Kaiser und Karla Koch ergänzt: „Der eine sieht etwas, was dem anderen entgangen ist, so lassen sich Fehler vermeiden.“

Das A und O beim Segelfliegen ist die Thermik. Darunter versteht man Aufwinde. Die entstehen, wenn die Sonne die Luft am Boden erwärmt und diese als Warmluft aufsteigt. Ob Thermik vorhanden ist, erkennen die Flieger an bestimmten Wolkenformen oder am Flug der Vögel.

Wer die Thermik beim Klippeneck-Wettbewerb richtig nutzt, hat gute Chancen, Erster zu werden. Jeden Tag gibt es eine andere Strecke, welche die 70 Teilnehmer fliegen müssen. Ob Schwarzwald, Alb oder Bodensee – die Piloten erleben bei ihren Flügen einiges. 200 bis 300 Kilometer legen sie pro Wettkampftag zurück, zwischen einer und drei Stunden sind sie in der Luft.

Der 70-jährige Eduard Inäbnit aus Bern ist schon zum elften Mal beim Wettbewerb dabei. Er ist Mitglied der Schweizer Segelflug Nationalmannschaft und fliegt seit 52 Jahren. In seinem Cockpit hat er schon fast die ganze Welt gesehen, rund 6600 Flugstunden hat er auf dem Buckel. „Begonnen habe ich allerdings ganz klein mit Modellfliegen“, erzählt er lachend.

Segelfliegen könne jeder lernen, meint Wettbewerbssprecher Sören Ebser. Einzige Voraussetzung: Man muss mindestens 14 Jahre alt sein. Das Vorurteil, Fliegen sei teuer, könne er hingegen nicht bestätigen. „Zwischen 600 und 700 Euro pro Jahr zahlt ein Anfänger für Flugstunden und Vereinsmitgliedschaft“, sagt Ebser. Gute Flieger bräuchten bis zum Alleinstart etwa eine Saison, dann dauere es noch mal zwei, drei Jahre bis zum Flugschein.

Und wer einmal fliegt, bleibt meist sein Leben lang dabei. „Fliegen ist etwas, das ich nicht missen möchte“, sagt Euard Inäbnit. „Etwas Schöneres gibt es nicht.“