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Klatsche

Die Corona-Lage im Tuttlinger Krankenhaus spitzt sich wieder zu

Tuttlingen / Lesedauer: 4 min

Viele Zugänge am Wochenende, vor allem Senioren – Und die Inzidenz kratzt an der 800er-Marke
Veröffentlicht:15.07.2022, 15:00

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Die Klatsche kam am Dienstag: 502 Neuinfektionen an einem Tag im Landkreis Tuttlingen . Und das, wo viele Infizierte gar keinen PCR-Test mehr machen lassen. Für Tuttlingen gilt: Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Fast jeden, den man fragt, kennt aktuell Corona-Infizierte. Und im Klinikum war am Wochenende so was wie Ausnahmezustand.

Die Wursttheke bleibt zu, Termine werden abgesagt

An der Wurst- und Fleischtheke eines regionalen Discounters sind die Lichter aus. Ein Schild weist auf vermehrte Krankheitsfälle hin: Corona. Der Termin bei der Kosmetikerin fällt aus, weil sie direkten Kontakt zu Infizierten hatte. Und nach dem Treffen im Biergarten am Wochenende trudeln gleich mehrere Meldungen per Whatsapp ein, alle mit demselben Tenor: „Leute, aufgepasst – mich hat’s erwischt!“ Ab zum Test.

Gibt es einen Zusammenhang der vielen Infizierten?

„Wir hatten am vergangenen Wochenende sehr viele Zugänge – knapp 20 an der Zah l – an Corona-erkrankten Patientinnen und Patienten“, sagt Aline Riedmüller , Pressesprecherin des Klinikums Tuttlingen. Mit der Folge, dass es am Montag 26 Corona-Patienten im Krankenhaus gab, vier von ihnen auf der Intensivstation.

Hinweise auf Zusammenhänge, also ein Ansteckungsherd wie ein Fest oder ein Festival, gebe es nicht. „Betroffen sind vor allem betagte und hochbetagte Menschen“, erklärt der Ärztliche Direktor, Dr. Michael Kotzerke. Sehr schwere Verläufe seien in letzter Zeit glücklicherweise aber nicht aufgetreten.

Teilweise waren die Infektionen Zufallsbefunde. Bei stationären Aufnahmen von Patienten gehört ein Corona-Test zur Routine, der fiel auffallend oft positiv aus. „Teilweise sind die Patientinnen und Patienten aber auch wegen ihrer Corona-Erkrankung eingeliefert worden“, so Riedmüller. Auch die Zahlen an Infizierten im Mitarbeiterkreis steigen seit Anfang Juli wieder an. Zudem mache sich die Urlaubszeit bemerkbar.

Deutlich höhere Zahlen als im Sommer 2021

Die aktuelle Inzidenz im Kreis Tuttlingen liegt bei 892 (Stand Freitag) . Zum Vergleich: Vor genau einem Jahr war sie bei 3. In Worten: drei . Dabei ist davon auszugehen, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten noch weitaus höher ist als die derzeit gemeldeten Fällen. Denn einige, die einen positiven Corona-Schnelltest haben, lassen den PCR-Test sausen, weil sie nicht in Quarantäne wollen. Doch nur die PCR-Tests in die Statistik ein. Gibt es also Anlass zur Beunruhigung?

Betriebe werden die steigenden Zahlen spüren

„Für einen Sommermonat sind die Fallzahlen vergleichsweise hoch“, bestätigt Muriel Eikmeyer , Pressesprecherin des Landratsamts Tuttlingen. Die absoluten Zahlen würden zwar steigen, allerdings sei die Zahl der wirklich schwer erkrankten Menschen noch gering.

Eikmeyer: „Wenn das so bleibt, gibt es keinen Anlass zur Beunruhigung.“ Im Gesundheitsamt geht man aber davon aus, dass es bei einem weiteren Anstieg der Infektionen zu vermehrten Krankheitsausfällen kommen wird. Das werde in einigen Betrieben sicherlich zu Beeinträchtigungen führen.

Das Landratsamt verfolgt das aktuelle Corona-Geschehen sehr aufmerksam. Ausdrücklicher Appell an die Bevölkerung ist, nicht zu vergessen, dass Corona nach wie vor präsent ist. „Wir empfehlen das Tragen von FFP2-Masken nicht nur in Innenräumen, sondern auch in unmittelbarer Nähe zu vulnerablen Personen“, so Eikmeyer.

Was ist mit der Impfstation?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert die Menschen aktuell auf, sich die vierte Impfung abzuholen. Auch unter 60-Jährige. Dazu rät auch das Landratsamt angesichts der hochansteckenden Omikron-Variante „für den eigenen Schutz und um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern“. Doch die Impfstation ist geschlossen, auch die mobilen Impfteams sind derzeit nicht im Landkreis unterwegs. Was tun?-Impfungen anbieten. Derzeit sei kein weiterer Bedarf notwendig. Die Impfstationen hat der Kreis im Auftrag des Landes betrieben, eine Reaktivierung müsste demnach auch durch das Land entschieden werden.

„Sollte dies notwendig werden, wären wir darauf vorbereitet.“

Gesundheitsamt bearbeitet die Zahlungen bei Arbeitsausfall

Auch wenn die Kontaktnachverfolgung kein Thema mehr ist, so hat das Gesundheitsamt schon mit den aktuellen Zahlen genügend zu tun. Denn das Land hat entschieden, dass die Bearbeitung von Entschädigungszahlungen - Stichwort Arbeitsausfall durch Corona – Aufgabe der Gesundheitsämter ist.

Dazu kommt: Die tägliche Bearbeitung der aus dem Labor eingehenden Fälle und der Meldungen an das RKI und über das Landesgesundheitsamt bindet immer mehr Kräfte, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. „Wir sind in Vorbereitung, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, wenn die Fallzahlen weiter steigen sollten“, heißt es im Landratsamt.

Noch ein Satz zu den Corona-Patienten in den Krankenhäusern: Laut einer Pressemitteilung von Gesundheitsminister Manne Lucha, wurden am Stichtag 6. Juli 47,5 Prozent der Corona-Patienten in Krankenhäusern des Landes primär wegen ihrer Covid-19-Infektion behandelt - und nicht, weil Corona zufällig auch noch diagnostiziert wurde..