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Anna Loos mit Silly auf dem Honberg

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Silly gibt sich nach 30 Jahren Bandgeschichte auf dem Honberg rockig
Veröffentlicht:20.07.2017, 22:00

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„Wir wollen uns nicht dem beugen, was gerade in ist“, sagt Anna Loos, Frontfrau von „Silly“ im Interview. „Wir machen ein bisschen andere Musik, das war bei Silly schon immer so – und das wollen wir auch weiter durchziehen.“ Und wie klingt es nun, dieses „Anders“? Der Eindruck vom Donnerstagabend auf dem Honberg: laut und frech, rockig und deutsch, politisch und emotional.

Und damit gab Silly denen, die mit dem ungesunden Halbwissen „Ossiband“ und „Da singt die Frau von Jan-Josef Liefers “ ins Konzert gegangen waren, jede Menge Gründe, ihre Kenntnisse ein wenig zu erweitern. Ein bisschen Nachhilfe: 1978 in der DDR gegründet, steht die Band mit Sängerin Tamara Danz bald neben Größen wie den Puhdys oder Karat in der ersten Reihe des Ostrocks. Auch nach der Wende besteht sie weiter, erst mit dem Tod der Frontfrau 1996 kommt das unfreiwillige Ende. Zehn Jahre später wagt die Band mit Anna Loos, eigentlich bekannt als Schauspielerin, einen neuen Anfang – was sich als gelungener Schachzug erweist.

Loos hat erst gar nicht den Anspruch, ihre Vorgängerin zu kopieren. Sie erobert die Bühne auf ihre eigene Weise: mit rauchig-dunkler, markiger Stimme fetzt sie im 360-Grad-Format über die Bretter, von einem Bandmitglied zum nächsten, von alten Hits zu neuen Songs.

Viel Platz im Rampenlicht

Wie schon im Vorab-Interview mit Regio TV räumt sie den Platz im Rampenlicht auch gerne mal für die Kollegen: Bassist Hans-Jürgen Reznicek liefert sein Solo beim Klassiker „Bataillon d’Amour“, Rüdiger Barton liefert den Auftakt zu Furcht der Fische am Keyboard.

Neben den beiden gehört auch Uwe Hassbecker zur Kernbesetzung der Band, und das seit 30 Jahren. Zugegeben, es sei nicht immer einfach, „so lange zusammen zu spielen“, gab Hasbecker im Interview zu. Wer so lange zusammen spielt, bringt auch ein beeindruckendes Alter auf die Bühne. Ohne Zahlen zu nennen – der klassische Rocker-Kniestand mit Ventilator-verwehten Haaren gelang vor 20 Jahren wahrscheinlich noch etwas lockerer.

Eingebüßt hat die Silly mit den Jahren trotzdem nichts. Songs vom neuen Album wie „Wutfänger“ oder „Kampflos“ zeigen, was der Band am Herzen liegt. „Es gibt soviele Brandherde auf der Welt und soviel Wut, das hat uns beim Schreiben des Albums beschäftigt“, sagt Anna Loos. Nicht fehlen dürfen alte Klassiker wie „Verlorene Kinder“ und neue wie „Alles Rot“ – bei denen das Publikum entsprechend mitbrüllt. Das Publikum übrigens ist altersmäßig der Band recht nahe, nur vereinzelt gibt es junge Gesichter im Zelt – ganz hat Silly den Sprung in die Neuauflage wohl doch nocht nicht geschafft. Auch ausverkauft war das Konzert nicht ganz. Schade eigentlich, hatte Anna Loos doch ein Lob für die Zuhörer übrig: Sie hätten alle zu Fuß auf den Berg gehen müssen, „da haben sie auch verdient, dass wir unser Bestes geben“.

Der Support für Silly kam von „Jeden Tag Silvester“, die schon voriges Jahr auf dem Honberg überzeugten – und dieses Jahr neue Fans fanden.

Ein Interview mit Silly und ein Videobeitrag vom Konzert gibt es auf www.schwaebische.de und bei Regio TV.