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Wohnbau in Schura: Von Bürgerprotesten und begrabenen Plänen

Trossingen / Lesedauer: 4 min

Schura befand sich vor 25 Jahren in einem zukunftsweisenden Umbruch, von dem der Stadtteil noch heute partizipiert. Ortsvorsteher Wolfgang Schoch hat die Geschichte von Bauboom und Widerstand der B...
Veröffentlicht:27.12.2020, 18:01

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Schura befand sich vor 25 Jahren in einem zukunftsweisenden Umbruch, von dem der Stadtteil noch heute partizipiert. Ortsvorsteher Wolfgang Schoch hat die Geschichte von Bauboom und Widerstand der Bürger aufgeschrieben:

Vor genau 25 Jahren legte Schura die Weichen für eine Wohnbaupolitik, die bis in die heutige Zeit reicht und von der die Ortschaft noch heute profitiert. Nach langer Planung beschlossen der damalige Ortschaftsrat und danach der Gemeinderat, das Baugebiet Rübenäcker zu erschließen. So ganz einfach war die Geburt allerdings nicht. Zuerst lagen Pläne vor, wonach das gesamte Gebiet zwischen der Kellenbachstraße und der Weigheimer Straße zum reinen Wohngebiet ausgewiesen werden sollte.

Im Verlauf des Bebauungsplanverfahrens regte sich aber Widerstand, denn der Schutzbereich für die Landwirtschaft wurde zunächst außer Acht gelassen, so die Protokolle von damals. So erfolgte eine Zweiteilung und zwar im unteren, südlich gelegenen Bereich wurde das Gebiet für Gewerbe vorgesehen und im größeren, nördlichen Bereich für die reine Wohnbebauung. Kurz danach widmete sich der Ortschaftsrat einem weiteren Baugebiet zu, das im Gewann Wetteäcker angesiedelt werden sollte und später auch beschlossen wurde.

Auch bei diesem Gebiet bedurfte es mehrerer Sitzungen bevor der Ortschaftsrat, später der Gemeinderat, seine Zustimmung erteilte. Grund hierfür waren vor allem die neusten Überlegungen, weniger Flächen für Straßen zu verwenden und die Grundstücke für die Einfamilienhäuser kleiner zu halten, um so dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken und dennoch Bauplätze zu schaffen.

Wenige Jahre später zeigte sich aber schnell, dass mit dieser Lösung neue Probleme geschaffen worden sind, denn Müllfahrzeuge, Schneepflüge, ja sogar Rettungsfahrzeuge hatten aufgrund der engen und stets zugeparkten Straßen die allergrößten Mühen, durchzukommen. Damit war es aber mit dem Bauboom in Schura noch nicht zu Ende, denn ebenfalls 1995 wurde das Gebiet Brühl IV als zukünftiges Baugebiet, zumindest planerisch, in den Flächennutzungsplan aufgenommen. Umgesetzt worden sind die Pläne allerdings bislang noch nicht.

Dafür umso heftiger diskutiert und auch gestritten worden ist im Jahr 1995, als es darum ging mit dem Bau einer Nord-Ost-Umgehung ein Großteil des Verkehrsaufkommens um Schura herum zu führen. Einem Millionenprojekt, das es so bislang in Schura noch nicht gegeben hatte. Messungen und Verkehrszählungen hatten zuvor ergeben, dass mit der Nord-Ost Umgehung rund die Hälfte des Verkehrs aus der Mitte des Straßendorfs abgeleitet werden könnte und Schura etwas vom starken Durchgangsverkehr Richtung Spaichingen, Tuttlingen und Aldingen befreit würde.

Als die Pläne im Jahr darauf soweit durchdiskutiert und fertig waren, mussten sie dennoch begraben werden, denn nicht alle Grundstückseigentümer waren begeistert und bereit, ihre Äcker dafür herzugeben. Es blieb am Ende nichts anderes übrig, als die gesamte Planung in der Schublade verschwinden zulassen.

Vorgesehen und geplant war damals eine Umgehungsstraße, die vom Friedhof Schura beginnend über die Äcker und dem Eschweg bis zur Trossinger Straße am Ortseingang von Schura führen sollte. Weitergehende Gedanken, diese bis sogar zur West-Tangente (heute Heinz-Mecherlein-Straße) durchzuziehen wurden jedoch schnell verworfen.

Allerdings hatte die Diskussion einen Vorteil gehabt. Das Bewusstsein und die Notwendigkeit für die Einführung der 30er-Zone in Teilen von Schura, und zwar noch bevor dies in der Gesamtstadt überhaupt ein Thema war. So wurden 1995 die Nebenstraßen, die als Ausweich- und Fluchtstrecken vor den täglichen Staus in den Hauptverkehrszeiten besonders belastet waren, später zu den ersten 30er-Zonen ausgewiesen. Ebenso zukunftsweisend war im Jahr 1995 der Antrag zweier Landwirte aus Schura aus dem Dorf auszusiedeln und zusammen im Gewann Lucken den Drei-Linden-Hof zu gründen.

Nach diesem aktiven Jahr mit zukunftweisenden Beschlüssen und Vorhaben im Bereich des Wohnungsbaus folgten rund 25 Jahre des Stillstands. Der Gemeinde tat dies insgesamt gut, denn im Zuge der Beratungen zum Flächennutzungsplan Mitte 2020 musste ernüchternd festgestellt werden, dass allein in Schura rund 50 erschlossene Bauplätze, die sich alle in privater Hand befinden, seit Jahren still liegen. Desgleichen auch innerorts. Für Ortsvorsteher Schoch mit ein Grund mehr, die Zukunft von Schura nicht nur allein im Wachstum nach außen zu sehen, sondern sich mehr auch auf den Innenbereich zu konzentrieren.