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Wenn der Pokal den Frust abbekommt

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Beim Grand Prix der Bodybuilder am 28. April liegen manche Nerven blank
Veröffentlicht:13.04.2018, 18:22

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Bodybuilder müssen ganz schön leidensfähig sein. Wenn sich Hobbysportler und Profis der internationalen Szene am 28. April im Trossinger Konzerthaus zum Grand Prix treffen, liegen Monate strenger Diät, gepaart mit beinhartem Training hinter ihnen. Als Lohn winkt die Qualifikation zur Europameisterschaft in Rom.

Detlef Schmidt , Besitzer des Fitness-Studios „Fitnessfabrik“, ist selbst Bodybuilder und Oberkampfrichter. Er organisiert den Grand Prix für seinen Verband N.B.B.U.I. und hat jede Menge zu tun, um das Ereignis zu organisieren. Wie viele Sportler an den Start gehen werden, steht noch nicht fest, denn die Anmeldung ist noch wenige Stunden vor Beginn möglich. Klar ist jedoch, dass Sportler aus Finnland, Italien und sogar zehn aus Indien teilnehmen werden. „In Indien ist Bodybuilding ganz groß und ganz anders angesehen“, sagt Detlef Schmidt und spricht damit etwas an, was viele Bodybuilder in Deutschland ärgert: die mangelnde Anerkennung. Oft würde ihnen unterstellt werden, Bodybuilding sei kein Sport, die Erfolge nur durch irgendwelche Zusatzstoffe ermöglicht. Dass es ohne Hilfsmittel nicht geht und manche auch zu illegalen Lösungen greifen, will der Studiobesitzer gar nicht bestreiten. Aber das harte, tägliche Training - oft zwei Mal am Tag - sei es, das bei einem Standardkörper definierte Musikelpakete erschaffe.

Leistung auf den Punkt

Kein Wunder also, dass die Bodybuilderszene ihren eigenen Kosmos zu haben scheint. Wenn die Sportler nach 14 Wochen Diät auch noch 24 Stunden vor dem Wettkampf auf jede Flüssigkeitszufuhr verzichten, ihre Haut übertrieben braun eingefärbt haben, um dann vor dem Publikum und den Kampfrichtern zu posen, dann ist das alles egal und fast vergessen. Wie bei jedem Sport müssen die Leistungen auf den Punkt geliefert werden, so Detlef Schmidt, der früher schon Leistungssport im Eishockey und American Football betrieben hat.

„Wenn dann aber der Erfolg aus bleibt, dann können die Nerven schon mal blank liegen. Dann kann es schon passieren, dass ein Pokal in Richtung der Jury geflogen kommt, wenn sich ein Teilnehmer nicht fair bewertet fühlt“, sagt Schmidt. Der Körper sei am Ende des Wettkampf schon am Limit angekommen, wer sich verschätzt, der kann ernste Probleme durch Dehydrierung bekommen. Damit es soweit aber nicht kommt, hat Detlef Schmidt ein wachsames Auge über die Teilnehmer. Seine Gesundheit solle keiner riskieren. „Ich betreue auch einige Sportler, die antreten werden. Wenn man merkt, dass der Körper über Gebühr belastet ist, dann muss man gegensteuern.“

Mit jeder Menge Essen und Wasser steuern die Teilnehmer direkt nach dem Wettkampf gegen. „Wir stellen ein Buffet bereit und das wird immer sehr gut angenommen“, sagt Detlef Schmidt lachend. Er weiß aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie es ist, wenn man nach 14 Wochen voller Entbehrungen endlich wieder nach Lust und Laune essen kann. „Ich hab da in zwei Wochen schon acht Kilo zugenommen.“

Aufs Gewicht muss Detlef Schmidt für den Grand Prix nicht achten, dafür auf jede Kleinigkeit drum herum. „Wir kleben die Wände, die Stühle und auch die Toiletten mit Plastikfolie ab“, sagt er. Denn die braune Farbe, mit der sich Bodybuilder gerne einfärben, um die Muskeln zusätzlich zu betonen, ist nicht so ganz abriebfest. „Ohne die Folie könnte es schon passieren, dass es Flecken gibt“, sagt Schmidt. „Wir wollen aber gerne noch öfter ins Konzerthaus“, ergänzt er lachend.

Gerade weil die Bodybuilderszene so oft mit Vorurteilen zu kämpfen habe, sei sie von Toleranz geprägt. „Bei uns ist jeder willkommen“, versichert Schmidt. Wer als untrainierter Normalo beim Grand Prix zuschauen wolle, müsse sich nicht vor schiefen Blicken fürchten. „Ganz im Gegenteil. Die Sportler freuen sich, wenn sie sich einem großen Publikum präsentieren können.“