Silvesterfeier

Silvesterfeier in Rumänien

Trossingen / Lesedauer: 3 min

In Siebenbürgen wird der Jahreswechsel im Familienkreis mit reichlich Essen begangen
Veröffentlicht:30.12.2018, 19:21

Von:
Artikel teilen:

„Das Wichtigste ist, dass man gemeinsam feiert“, sagt Rodica Hermann, die sich im Rahmen des Stadtjugendreferats um die Integrationsarbeit für rumänische Mitbürger Trossingens kümmert, wenn sie unserer Zeitung über die Silvester-Feiern ihrer Landsleute erzählt.

Durch den Zuzug der vergangenen Jahre beträgt der Bevölkerungsanteil der rumänischstämmigen Trossinger gut zehn Prozent. Über die Feiertage und den Jahreswechsel dürfte dieser Anteil jedoch erheblich geringer ausfallen, denn viele der Rumänen, die noch Verwandte in der alten Heimat haben – häufig sind es die Eltern oder Großeltern –, kehren zum Fest dorthin zurück – so auch Rodica Hermann. Sie fährt etwa elf bis 16 Stunden in ihren Heimatort Sathmar an der Westgrenze Rumäniens – diejenigen, die im Osten des Landes wohnen, und sich über die notorisch schlechten Autobahnen quälen müssen, sind oft noch viel, viel länger unterwegs.

„Die Rumänen feiern an Silvester – und wie!“, sagt Rodica Hermann. Sie kann nicht erzählen, wie in anderen Regionen Rumäniens wie Moldawien oder dem Süden gefeiert wird. Sie berichtet davon, wie in der Region, wo sie herkommt – Siebenbürgen an der Grenze zu Ungarn – der Jahreswechsel begangen wird.

Tradition: Es wird viel gesungen und reichlich gegessen

Traditionell wird im großen Kreis gefeiert – bei vielen rumänischen Freikirchlern ist das oft schon die eigene Familie. „Essen, Trinken, Tanzen“, so Hermann, stehen dabei im Mittelpunkt der Silvesterfeiern. Da die meisten der nach Trossingen gezogenen Rumänen Mitglieder von Freikirchen sind, nimmt Hermann an, dass Alkohol bei deren Silvesterfeiern wohl keine Rolle spielt. „Aber sie singen ganz wunderbar!“, schwärmt sie von den Vokalkünsten der Freikirchen und ihrer Chöre.

Auch als sie im vergangenen Jahr daheim in Siebenbürgen mit ihrem Mann – einem deutschstämmigen Donauschwaben – und den Familien und Freunden Silvester gefeiert hat, wurde viel gesungen – auf deutsch, rumänisch, aber auch ungarisch oder polnisch.

Traditionelle Silvesterspeisen seien zum Beispiel Fische, „denn die Schuppen bedeuten Geld“, das man sich im neuen Jahr erhofft. Was dagegen auf keinen Fall auf eine Silvestertafel gehört, sei Geflügel: „Dann fliegt nämlich das Glück weg.“

Was unbedingt auch mit dabei sein muss, ist Schweinefleisch in verschiedensten Variationen. Denn vor Weihnachten hat jede Familie traditionell ein Schwein geschlachtet. Und – wie könnte es auch anders sein – auch das ist immer ein großes Gemeinschaftserlebnis, zu dem Verwandte, Nachbarn und Freunde zur Arbeit eingeladen werden, die dann ihren Lohn in Form von Würsten und Sülze mit nach Hause nehmen.

Speisen: Fisch und Schwein, aber kein Geflügel

Neben dem guten Essen ist auf einer siebenbürgischen Silvesterfeier noch etwas anderes „ganz wichtig“, betont Rodica Hermann: „Tanzen, Tanzen, Tanzen! Denn nur, wenn man sich bewegt, kann man wieder essen.“ Eine Tombola und kleine Spiele sorgen zusätzlich für gemeinsamen Spaß.

Wie in Deutschland gehört ein Feuerwerk zum Jahreswechsel dazu. Weil aber privates Feuerwerk – zumindest theoretisch, die Praxis sieht anders aus – verboten ist, organisiert die Gemeinde ein großes Feuerwerk mit Rahmenprogramm - „letztes Jahr hatten wir zum Beispiel DJ Bobo zu Gast in Sathmar“ - Satu Mare, Rodica Hermanns Heimatstadt. Früher hatten auch die großen Läden über den Jahreswechsel 24 Stunden offen, doch wird darauf aus Rücksicht auf die Angestellten auf diesen Brauch zunehmend verzichtet.

So schön das gemeinsame Feiern auch war, – wenn man dann wieder Abschied von den Eltern oder Verwandten nehmen muss, die in Rumänien zurückbleiben, und zurück nach Deutschland fährt, dann fällt der Abschied schwer – gerade im Lichte der lustigen Tage, die man gemeinsam verbracht hat.