Wohnungskündigung

Schneller obdachlos

Trossingen / Lesedauer: 2 min

Wohnungsmangel birgt Risiken für Mieter - Stadt baut zwei neue Unterkünfte
Veröffentlicht:21.08.2018, 14:19

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Die Zahl der Menschen, die nach einer Wohnungskündigung ernste Schwierigkeiten haben, in Trossingen eine neue Bleibe zu finden, steige, so die Einschätzung von Hauptamtsleiter Dieter Kohler. Die Stadt muss ihre räumlichen Kapazitäten für die Unterbringung Obdachloser deshalb ausbauen. Bis spätestens Dezember sollen zwei neue Unterkünfte am Trosselbach entstehen.

Die beiden kleinen Häuser, die in Holzbauweise gebaut werden, waren eigentlich schon für vergangenes Jahr geplant. Doch weil die Anlage für Obdachlose am Trosselbach in einem Naturschutzgebiet steht, habe auch das Landratsamt mit genauen naturschutzrechtlichen Prüfungen eingeschaltet werden müssen, so Kohler. „Das hat zu Verzögerungen geführt.“ Doch im Herbst soll es nun mit den Arbeiten losgehen. „Uns ist viel daran gelegen, dass die beiden Häuser schnell fertig werden.“

Derzeit leben in der Anlage, die aus Wohncontainern und kleinen Holzhäusern besteht, 13 Menschen. Diese Zahl könne sich aber täglich verändern. Manche Menschen leben dort seit Jahren, andere suchen sporadisch hier Obdach, wieder andere schaffen es nach kurzer Zeit, eine reguläre Wohnung zu finden. Denn nicht alle passen in das Klischee der Gestrauchelten. „Einige der Bewohner gehen einer geregelten Arbeit nach“, so Dieter Kohler. Diese zahlen dann eine Nutzungsgebühr statt einer Miete an die Stadt.Doch tatsächlich haben die meisten Bewohner mit großen persönlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. „Manche haben ein Alkoholproblem, andere sind von harten Drogen abhängig“, so die Erfahrung des Hauptamtsleiters. Die Nutzungsgebühr übernimmt dann das Sozialamt. Eine sozialpädagogische Betreuung bekommen diese Menschen nicht vor Ort. „Wenn es Probleme gibt oder einen Ansatzpunkt, bei dem wir glauben, dass Hilfe nötig ist, informieren wir das Landratsamt“, so Kohler weiter. Von dort werde nach Bedarf ein Sozialarbeiter geschickt.

Wie teuer die beiden neuen Holzhäuser werden, kann die Verwaltung noch nicht genau beziffern. „Wir haben in den Haushalt 2016 270 000 Euro eingestellt. Die reichen auf jeden Fall, wir gehen sogar davon aus, dass wir deutlich darunter bleiben werden“, sagt Kohler. Denn mit der Holzbauweise sei eine Bauform gefunden worden, die deutlich kostengünstiger sei als andere Varianten.

Nicht alle Obdachlosen in Trossingen sind am Trosselbach untergebracht. Droht zum Beispiel einer Familie wegen einer Zwangsräumung die Obdachlosigkeit, kann die Stadt diese Menschen per Einweisung für zwei weitere Monate in der betroffenen Wohnung unterbringen. Dieses Mittel werde jedoch nur im absoluten Notfall gewählt, versichert Kohler. Schließlich bedeutet dies einen gravierenden Einschnitt in die Eigentumsrechte des Vermieters.

Dieter Kohler fürchtet, dass sich die Stadt in Zukunft intensiver mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigen muss: „Der Wohnungsmarkt ist knapp. Wer eine Kündigung bekommt, hat es schwer, eine alternative Wohnung zu finden.“