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Saxofon

„Ohne Druck, mit viel Freude“

Trossingen / Lesedauer: 4 min

Achim Robold, Leiter der Musikschule Trossingen, über Ferienkurse für Ex-Musiker
Veröffentlicht:10.01.2018, 17:27

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Die Blockflöte aus der Grundschule, das Saxofone aus der Jugendzeit - oft landen Instrumente irgendwann im Schrank und das mühsam Erlernte schwindet dahin. Die Musikschule Trossingen bietet in den Pfingstferien einen Kurs für Menschen an, die lange ihr Instrument vernachlässigt haben und jetzt wieder einsteigen wollen. Unsere Redakteurin Sabine Felker hat sich mit Musikschulleiter Achim Robold über Üben ohne Druck, Leihinstrumente und die Chance, zurück zur Musik zu finden, unterhalten.

Was genau erwartet die Teilnehmer in diesem ungewöhnlichen Ferienkurs?

Die Trossinger Ferienkurse sind nicht nur für Menschen da, die schon lange nicht mehr musiziert haben, sondern auch für die, die gerade nicht genug vom Musizieren kriegen können und für die, die einfach nur mal so, einfach interessehalber, sich mit Musik, vermutlich vornehmlich mit Singen und mit der Percussion (das ist alles was klappert, scheppert, rappelt, dröhnt, wummst und klingelt) beschäftigen möchten.

Was bedeutet das in der Praxis?

Man kann Neues ausprobieren und erlernen oder Altes auffrischen und neu interpretieren. Erfahrene Pädagogen und Künstler leiten an, zeigen, machen vor, betreuen, coachen, unterrichten – je nach Bedarf und ganz individuell: Wer gefördert werden will, wird gefördert. Wer mitgenommen werden will, wird mitgenommen. Wer will, kann in einem gemeinsamen Abschlusskonzert sein Erlerntes präsentieren. Ohne Druck, mit viel Freude gemeinsam in Orchestergröße oder kammermusikalischen Besetzungen musizieren, gleichgesinnte, nette Menschen kennenlernen, sich endlich einmal ganz aufs Musik machen einlassen oder auch auf Entdeckungsreise in Süddeutschland gehen.

Wie gut muss man sein Instrument noch beherrschen?

Das ist genau das andere an unseren „Trossinger Ferienkursen“: Wir werden eine ganz breite Streuung von instrumentaler oder vokaler Kompetenz nicht nur verkraften, sondern zusammenbinden. Wir sind nicht angewiesen auf ein bestimmtes, möglichst genau definiertes Level. Darüber hinaus bieten wir eine weitere Novität, die es nur bei uns in Trossingen gibt: Neben den vier Top-Dozenten wird es bis zu vier sogenannte Übe-Coaches geben. Jeder der Teilnehmer, der möchte, bekommt in der Musikschule seinen eigenen voll ausgestatteten Überaum. Man kann sich dann tatsächlich beim Üben helfen lassen. Die Coaches sind Lehrende der Musikschule, die auf den einzelnen Teilnehmer individuell eingehen, ihn genau dort abholen, wo er steht. Sie machen Mut, geben nicht nur Tipps, sondern lassen sich auf die Befindlichkeiten des Einzelnen ein.

Was bieten Sie denn konkret an?

Man spielt in Ensembles und Spielkreisen in unterschiedlicher Besetzung. Je nachdem, wer halt da ist, kann man im Chor singen, in Großensembles oder im Orchester musizieren und arbeiten. Es wird Musik für Bläser, Streicher, Percussion und Sänger erklingen. Auch kann man, wenn man möchte, Einzel- oder Gruppenunterricht erhalten. Das betreute Üben und Stimmbildung durch erfahrene Instrumental- und Gesangspädagogen schnitt ich bereits an.

Welche Dozenten haben Sie verpflichtet?

Prof. Thomas Holland-Moritz ist Professor für das Studienfach „Singen mit Kindern“ an der FH Osnabrück, ist Fachberater des VdM und ist regelmäßig Dozent an der Bundesakademie Trossingen. Dort leitet er seit etlichen Jahren die Familienmusikwoche zusammen mit Marcel Dreiling. Dieser ist auch an Bord. Ich kenne ihn seit vielen Jahren und schätze seine Kompetenz im Umgang mit tatsächlich allem, was im Chorbereich so kreucht und fleucht. Er ist Verbandschorleiter des Schwäbischen Chorverbandes und sitzt im Musikrat des Deutschen Chorverbandes. Beide haben auch viel Erfahrung mit Streichern und allen möglichen Orchesterformationen, Karl Koch brauche ich in Trossingen nicht mehr vorzustellen. Er wird mit der ihm eigenen Kreativität mit denen zusammen musizieren, die ihre ersten Schritte mit dem Schlagwerk gehen wollen oder wirklich was drauf haben. Wolfgang Wössner dürfte bei uns in Trossingen auch bekannt sein. Er ist Stadtmusikdirektor in Villingen-Schwenningen, Gastdirigent bei verschiedenen Auswahlorchestern wie dem LBO Baden-Württemberg und Komponist, Arrangeur vieler Werke für Blasmusik in verschiedenen Musikstilen und gefragter Fortbilder.

Wer sein Instrument mittlerweile gar nicht mehr hat, weil es im heimischen Kinderzimmer beim Auszug blieb oder es verkauft worden ist, kann derjenige mit einem Leihinstrument teilnehmen?

Klar kann man das dann auch. Keine Frage. Das kostet auch nix extra. Wir sind in dieser Woche wahrscheinlich rund um die Uhr da und werden mit allem, was die Musikschule zu bieten hat, bereitstehen.

Die Musikschule bietet außerdem begleitend ein Freizeitangebot an. Wie wird das aussehen?

Wir werden die Woche über die Trossinger Attraktionen auffächern. So kann man am Montag das Eisenbahnmuseum mit Eisenbahnfahrt besuchen, sich am Dienstag die Unikate des Deutschen Harmonikamuseums ansehen, am Mittwoch fahren wir mit allen ins Donautal mit dem Kloster Beuron und der Burg Wildenstein, am Donnerstag schauen wir bei den Sauriern im Auberlehaus vorbei. Der Freitagabend ist allerdings dem Abschlusskonzert im Kesselhaus vorbehalten.