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Gastronomie

Kulturschaffende aus der Region lassen sich nicht unterkriegen

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Mit Birgit Hakenjos, mögliche Bundestagskandidatin der CDU im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen, tauschen sie in Trossingen Positionen zur Krise aus
Veröffentlicht:29.10.2020, 11:14

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Die Kulturschaffenden in der Region leiden unter den Folgen der Corona-Pandemie, wollen sich aber nicht unterkriegen lassen: „Wir planen schon jetzt für den Sommer 2021“, lautete der Ausblick während eines Treffens in Trossingen mit Birgit Hakenjos, die sich um die Nominierung als Bundestagskandidatin der CDU im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen, bewirbt.

Wir wollen Künstlern die Möglichkeit geben aufzutreten.

, Geschäftsführer der Tuttlinger Hallen Michael Baur

Dabei wird die Wintersaison laut einer Pressemitteilung nicht komplett abgeschrieben – wenngleich die Aussichten sich angesichts steigender Coronazahlen weiter eintrüben und Konzerte und andere Kulturveranstaltungen nach den Entscheidungen im Bund vom Mittwoch ab kommendem Montag zumindest bis Ende November untersagt sind: „Wir wollen Künstlern die Möglichkeit geben aufzutreten“, sagt Michael Baur, Geschäftsführer der Tuttlinger Hallen. Es nage an ihm, mit Künstlern telefonieren zu müssen, die 60 oder 70 Auftritte dieses Jahr verloren haben. Anika Neipp, Hochschuldozentin und freie Künstlerin, verwies auf viele weitere Berufsgruppen wie etwa Tontechniker, Beleuchter und Bühnenbildner, die durch das eingeschränkte Kulturangebot betroffen seien.

Kultur als Aushängeschild

Hakenjos kennt die Fährnisse des Kulturbetriebs aus eigener Erfahrung, denn die Unternehmerin und Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg hat in Schwenningen mehrere Jahre mit ihrer Schwester Andrea Hakenjos das „Capitol“ als Kleinkunstbühne geführt: „Wir müssen alles unternehmen, um unsere lebendige Kulturlandschaft zu erhalten, denn sie ist ein Aushängeschild für die Region.“ Das treffe auch für die Gastronomie zu. Markus Santo, Betreiber der „Galerie“ in Trossingen und Veranstalter kultureller Events im Kesselhaus, berichtete von stark gesunkenen Einnahmen: „Es können wegen der Hygieneregeln nur weniger Besucher eingelassen werden – und diese verzehren pro Kopf spürbar weniger.“

Einig waren sich die Kulturschaffenden, dass die Abwicklung der Soforthilfe für Künstler insgesamt positiv verlaufen sei – im Gegensatz zu den Initiativen der Politik für Veranstalter: „Die Förderprogramme waren nicht realitätsnah“, berichtete Regisseur und Pianist Frank Golischewski von eigenen Erfahrungen. Das Antragsformular und die Rahmenbedingungen seien praktisch nicht zu bewältigen gewesen. Hier sei es unbedingt notwendig, dass Verwaltungsseite und Kunstszene einander besser verstehen lernten, merkte Susanne Wolf an. Die Kulturpädagogin regte entsprechende Fortbildungen und Treffen an. Denn: „Der Wille ist ja auf beiden Seiten vorhanden, das muss aber passgenauer umgesetzt werden.“

Mehr als eine Million Arbeitsplätze betroffen

Dankbar nahm Hakenjos die Anregung Golischewskis auf, die „ungemeine Vielfalt der Kulturangebote in der Region“ auf IHK-Ebene zu präsentieren und so die Attraktivität der drei Landkreise herauszustellen. Und vielleicht, so die Hoffnung, könnte sich aus einem solchen Start „das eine oder andere Sponsoring oder auch mal eine neue Location entwickeln“. Generell sei es positiv, dass die Kunstszene in der Pandemie zusammenrücke und sich solidarisch zeige, sagte Jutta Bärsch, Zimmertheater Rottweil und Bärsch`s Kleine Bühne; insgesamt verdiene die Kultur aber mehr Aufmerksamkeit und müsse mehr Einfluss entwickeln. Golischewski und Baur untermauerten dies mit der Feststellung, dass weit mehr als eine Million Arbeitsplätze im Kulturbetrieb und den korrespondierenden Dienstleistern betroffen seien.

Für Hakenjos ist klar, „dass wir mehr Kulturverständnis im Bundestag benötigen“ und viel häufiger die Stimme für Belange der Kulturschaffenden erhoben werden müsste. Alle Gesprächsteilnehmer betonten, dass es keine Hinweise auf Infektionsgeschehen bei Kulturveranstaltungen gebe.