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Klangqualität

Ensemble überzeugt mit beachtlicher Klangqualität

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Windharmonists locken viele Zuhörer in die Theresienkirche
Veröffentlicht:24.02.2020, 11:08

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Ein Konzert in ungewöhnlicher Besetzung hat am Sonntag trotz zahlreicher Faschingsveranstaltungen viele Zuhörer in die Kirche St. Theresia gelockt. Nach der Tradition der sogenannten „Harmoniemusik“ hatte sich um den musikalischen Leiter Christoph Hohl ein Ensemble aus Studenten und Dozenten der Musikhochschule formiert, das aus allen Arten von Holzbläsern und Streichern bestand und in wechselnden Besetzungen Werke von Brahms, Rossini, Mozart und Beethoven musizierte.

Die Windharmonists knüpfen in ihrer besonderen Zusammensetzung von Instrumenten an den früheren Brauch an, Orchesterwerke in speziellen Bearbeitungen für ein Ensemble aus je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotten und Waldhörnern (oft noch durch ein Kontrafagott oder Kontrabass und selten eine Flöte verstärkt) aufzuführen. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert war diese Musizierpraxis als „Harmoniemusik“ fester Bestandteil vieler Adelshäuser, um die geladenen Gäste mit Melodien, Opern und anderen bekannten Werken zu unterhalten – oft spielten die Musiker dabei auch unter freiem Himmel.

Obwohl die Tradition, orchestrale Musik dieser besonderen Besetzung auf den Leib zu schneidern, ab den 1830er-Jahren allmählich verschwand, gibt es auch heutzutage noch Personen, die Bearbeitungen von Stücken aus dieser und späterer Zeit erstellen. Damals waren es ebenfalls nicht immer die Komponisten der Werke, die sie modifizierten – oftmals drängten sich andere Konkurrenten vor und machten selbst Profit, denn die Besetzung der Harmoniemusik war damals sehr gefragt, die Bearbeitung aber nicht leicht, wie man in einem Brief von Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater lesen kann: „Sie glauben nicht, wie schwer es ist, so was auf die Harmonie zu setzen - daß es den blaßinstrumenten eigen ist, und dabei doch nichts von der Wirkung verloren geht“.

Zu Anfang beeindruckten die Windharmonists mit der Ouvertüre zur Oper „L'italiana in Algeri“ von Gioacchino Rossini (1792-1868). Lebendig und virtuos perlten die gesanglichen Melodien in die Ohren der Zuschauer und vermittelten pure italienische Lebensfreude – und dank der klug gewählten Aufstellung der Bass-Gruppe mit beiden Fagotten und Kontrabass in der Mitte konnte man förmlich zuschauen, wie die Musiker sich von beiden Seiten gegenseitig die Bälle zuspielten. Gelobt werden muss das außergewöhnlich hohe Niveau des Ensembles: perfekt abgestimmte Einsätze, ein sicheres Dirigat von Christoph Hohl und großes Können der Musizierenden sorgten für eine beachtliche Klangqualität.

Weiterhin kamen drei kürzere Stücke aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ zur Aufführung, wobei die Bearbeitung anders als bei Rossini tatsächlich von einem Musiker der damaligen Zeit stammte: Joseph Triebensee war von 1794 bis 1808 der Leiter der Harmoniemusik des Fürsten Liechtenstein.

Passend zum Jubiläumsjahr, in welchem dem 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens gedacht wird, spielte das besondere Ensemble die Ouvertüre zu seiner selten aufgeführten Oper „Die Ruinen von Athen“. Voller Energie und Wachheit präsentierten die zehn Musiker ein abwechslungsreiches Werk mit charakteristischen Wechseln zwischen klangstarken Tutti-Stellen und ariosen Linien von Flöte, Klarinette oder Oboe.

Für das Flötenquartett D-Dur KV 285 von Mozart wurde die Besetzung drastisch reduziert: Eine einzige Flöte, begleitet von drei Streichern, beglückte mit virtuosen Läufen und ruhigen Passagen, wobei besonders der Kontakt der Musiker untereinander für Gefallen sorgte.

Als fulminanten Schlusspunkt wurden Brahms' Variationen über ein Thema von Joseph Haydn aufgeführt, was, wie die meisten anderen Stücke des Abends, ursprünglich ein Orchesterwerk war. In den verschiedenen Sätzen konnten die Windharmonists einmal mehr ihre Vielfältigkeit und hohe musikalische Qualität unter Beweis stellen, was am Ende in den Ausspruch eines Zuhörers mündete: „sagenhaft“.