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Einkaufbus

„Einzige Möglichkeit, zum Markt zu gehen“

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Krankenpflegeverein hilft Senioren beim Einkaufen - Bus soll Selbstständigkeit erhöhen
Veröffentlicht:16.12.2016, 11:23

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Es gibt ihn noch nicht lange und doch ist er für manche bereits unverzichtbar: der Trossinger Einkaufbus. Um Punkt 9 Uhr morgens warten Gerhard Appenzeller und Cornelia Goebel am Brenz-Gemeindehaus auf den Bus , der wenige Minuten später in Form eines Caddys angefahren kommt.

Fahrerin Margerite Walter kommt aus Talheim. „Eigentlich“, berichtet sie beiläufig , „sind wir auf Kranken- und Behindertentransporte spezialisiert.“

Nicht so am Donnerstagvormittag. „Am Dienstag rufen die Senioren zwischen 9 und 11 Uhr im Rathaus an, das ist eine spezielle Nummer, und dann können sie sich anmelden“, erläutert Appenzeller. Das Vorstandsmitglied des Krankenpflegevereins stellt dann den Fahrplan zusammen, je nach Adressen und Zielen. Die Senioren geben an, wohin sie möchten und Appenzeller sucht die beste Route aus: „Manche wollen zum Wochenmarkt, andere bevorzugen den Schwabenpark.“

Lore Messner wartet bereits draußen. „Es ist eine ganz tolle Sache“, sagt die 91-jährige Seniorin, die noch selbst kocht und auch selbst einkaufen muss. Sie fährt zum zweiten Mal mit: Es geht zum Wochenmarkt. „Tschüss, bis später“, sagt Cornelia Goebel und winkt Messner zu, als sie sich auf den Weg zum Gemüsestand macht. Margerite Walter blinkt und fährt an, es geht jetzt in Richtung Bahnhofsstraße, wo die nächste Seniorin wartet.

Wochenmarkt und Schwabenpark sind beliebte Ziele

„Ich fahre heute zum ersten Mal mit“, sagt Christa Jehle. „Heute kaufe ich etwas Obst und Gemüse, manchmal gehe ich aber auch mit dem Rollator zum Rewe.“ Auf dem Weg nach Schura, wo die dritte Mitfahrerin abgeholt wird, erzählt Jehle, dass die Weihnachtseinkäufe erst nächste Woche anstehen.

Am heutigen Tag gibt es nur vier Mitfahrerinnen, deshalb reicht ein Fahrzeug, erklärt Goebel. „Der Einkaufsbus fährt schon seit vier Wochen, er wird gut angenommen.“ Die zwei Seniorinnen werden zum Schwabenpark gefahren und herausgelassen, doch die nächste Mitfahrerin wartet bereits.

Es geht zum Stadion, wo dem Bus Gerda Dufner entgegenkommt. Ihr Rollator findet Platz in der Rollstuhl-Vorrichtung des Fahrzeugs und wird im Kofferraum angeschnallt. „Ich gehe auf den Wochenmarkt, die Atmosphäre ist da immer so schön. Man trifft Bekannte und das Sortiment ist auch gut“, erzählt sie. „Heute kaufe ich Eier, daraus mache ich dann Eierlikör für Weihnachten.“ Der Bus sei für sie die einzige Möglichkeit, um auf den Markt zu gehen, denn ihre Verwandten müssen am Donnerstagmorgen arbeiten. „Genau so haben wir es uns gedacht“, wirft Cornelia Goebel ein. Mit dem Einkaufsbus solle genau diese Lücke gefüllt und die Selbstständigkeit der Senioren erhöht werden.

Nette Gespräche und lockere Stimmung

Cornelia Goebel und Gerda Dufner halten noch ein Schwätzchen, bevor der Bus eine Pause einlegt - alle Senioren erledigen gerade ihre Einkäufe. Dann ist Lore Messner fertig: „Ich habe Äpfel, Eier, Kartoffeln, Fisch und Feldsalat gekauft. Das reicht für eine Woche“, sagt sie und steigt in den Bus ein. Zuhause angekommen, trägt die 91-Jährige ihre Tasche selbst. Anschließend geht es zurück auf den Marktplatz, wo Gerda Dufner mit mehreren Tüten wartet. Die Fahrt nach Hause wird chaotisch, da sich die Tüten im Kofferraum selbstständig machen: „Nicht, dass der Eierlikör schon gemacht ist, bevor Sie überhaupt angefangen haben“, scherzt Goebel.

Am Schwabenpark warten noch Christa Jehle und die Schuraerin. Vollbepackt und mit einem Lächeln im Gesicht kommen auch sie zurück in den Bus, um die Heimfahrt anzutreten. Zum Abschluss gibt es eine Spende: „Finanziert wird der Bus durch die freiwilligen Spenden der Senioren und durch die Erbschaft“, erläutert Cornelia Goebel.

Nach knapp 25 Kilometern und zwei Stunden kommt der Caddy wieder ans Brenz-Gemeindehaus, Goebel nimmt das magnetische Einkaufsbus-Schild und verabschiedet sich von Margerite Walter: „Da haben wir es wieder geschafft“, sagt sie und lächelt erleichtert.