StartseiteRegionalRegion TuttlingenTrossingen„Ein Stein, der Wellen schlägt“

Kulturszene

„Ein Stein, der Wellen schlägt“

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Bürgermeister Clemens Maier zeigt sich verwundert über die hitzige Kultur-Diskussion
Veröffentlicht:16.02.2018, 18:55

Von:
Artikel teilen:

Der Aufruhr in der Trossinger Kulturszene ist ob des Vorstoßes des Bürgermeisters, das städtische Kulturprogramm grundlegend zu überarbeiten, groß (wir haben berichtet). Der Bürgermeister selbst sieht der Gemeinderatssitzung am Montag entspannt entgegen: „Ich will einen Anstoß für eine offene Diskussion und Analyse geben.“ Nötig sei diese, weil sich die Interessen des Publikums veränderten, als Kritik an der Arbeit von Frank Golischewski als Kulturbeauftragten will er seine Idee nicht verstanden wissen.

„Frank Golischewski hat gute Arbeit geleistet“, betont Clemens Maier . Doch weiter wie bisher, könne der Kulturbetrieb der Stadt nicht laufen. „Wir fahren ein hohes Defizit mit vielen Veranstaltungen ein. Das liegt nicht am Kulturbeauftragten Frank Golischewski, sondern an den veränderten Interessen der Zuschauer“, ist sich der Bürgermeister sicher. Das Publikum würde spontaner entscheiden, sei mobiler und mit großen Schauspiel- und Konzerthäusern wie Stuttgart oder Konstanz könne Trossingen finanziell nicht mithalten. Auch Villingen-Schwenningen biete deutlich mehr Programm, so das Stadtoberhaupt weiter.

Die Idee Maiers: „Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken. Wir haben solch ein breites musikalisches Angebot in der Stadt, das auch sehr hochwertig ist. Daraus kann sich unser Alleinstellungsmerkmal entwickeln.“ Er denke dabei besonders an professionelle Institutionen wie die Hochschule für Musik, das Hohnerkonservatorium und die Bundesakademie. Aber auch Vereine wie der Hohnerklang oder die Stadtkapelle könnten sich einbringen.

Denkanstoß geben

Wie genau ein solches Konzept aussehen soll, das lässt Maier bewusst offen. „Ich will einen Denkanstoß geben.“ In Trossingen gebe es viele „schlaue Köpfe“ innerhalb des Kulturnetzwerks. In gemeinsamen Überlegungen könnten Lösungen gefunden werden, wie die Trossinger Institutionen und Musikvereine finanziell gestärkt werden könnten und somit ein Kulturprogramm entstehen könne. „Natürlich bekommen nur die eine zusätzliche Förderung, die etwas zum Programm beitragen“, so seine Idee. Das Geld, welches bisher in die großen Veranstaltungen mit eingekauften Künstlern im Konzerthaus fließe, solle so Trossinger Vereinen und Institutionen zu Gute kommen. „Dann könnte sich ein hochwertiges Orchester wie der Hohnerklang zum Beispiel einen Star als Solisten für ein Konzert engagieren“, so Maier.

„Viele Möglichkeiten“

Sorgen, dass seine Plan nicht umsetzbar sein könnte, hat das Stadtoberhaupt nicht. „Wenn ich daran denke, wie viele namhafte Künstler wir haben, die teilweise weltweit als Stars gehandelt werden und hier kaum bemerkt werden, dann eröffnen sich da viele Möglichkeiten.“

Wie genau die Koordination von statten gehen soll, das will Maier gemeinsam mit den Kulturschaffenden in einer offenen Diskussion klären. Eine Anlaufstelle im Rathaus hält er für sinnvoll, will sich aber nicht festlegen. „Ich will alle in die Diskussion einbeziehen. Dabei sollten wir uns fragen, welches Ziel wir mit der Kultur verfolgen, die wir machen.“

Kritik, dass er im Vorfeld nicht mit den Kulturschaffenden gesprochen hat, will er nicht gelten lassen. „Irgendwie muss ich den Anfang ja machen.“ Die Debatte in der bevorstehenden Gemeinderatssitzung sei im besten Fall ein Beginn. „Ich will mir vom Gemeinderat einen Arbeitsauftrag abholen.“

Dass der Gemeinderat am Montag tatsächlich einen Beschluss in Sachen Kulturförderung fassen wird, glaubt Clemens Maier nicht. Damit könne er aber gut leben. „Ich hoffe, ich habe mit der Vorlage einen Stein ins Wasser geworfen, der Wellen schlägt.“