Insekt

Das große Krabbeln

Trossingen / Lesedauer: 2 min

Musikstudenten entführen mit Multimedia-Aufführung ins Reich der Insekten
Veröffentlicht:18.12.2018, 17:55

Von:
Artikel teilen:

Kribbelndes Studiengangs-Thema: „Insekten“ lautete der Titel einer über dreistündigen multimedialen Aufführung von „Music&Movement“-Studierenden am Sonntagnachmittag im Saal der Hochschule.

Von Ekel bis Faszination reicht die menschliche Haltung gegenüber Vertretern der artenreichsten Tierklasse. Ob verachtetes „Ungeziefer“ oder bewunderte Schmetterlinge – die Studierenden und ihre Betreuer haben sich intensiv im Reich der Kerbtiere umgesehen und deren typische Bewegungen auf der Bühne umgesetzt. Nicht weniger als 16 Beiträge lieferten die Studierenden unterschiedlicher Semester ab, zum Teil mit Unterstützung von Kommilitonen anderer Studiengänge wie Gesang, oder Musikdesign.

Mit maskenhaft starrem Gesicht und begleitet von Zishou Wangs Violinenspiel „schlüpfte“ Sujoo Lee aus ihrem Larvenkörper: Metamorphose als Kunstform.

In strahlendes Weiß gekleidet ließ BA-Studentin Jemima Haberkorn graziös einen Schmetterling erwachen.

Viermal anders wurde Claude Debussys Gedichtvertonung „Les Papillons“ von Clara Cazzanelli und Kommilitonen auf die Bühne gebracht.

Mit von Insekten verursachten Geräuschen setzte sich der fünfköpfige Improvisationschor der Abteilung gekonnt auseinander.

Das originellste Kostüm trug Nartan K. Niemeyer in ihrem kurzen aber höchst amüsanten Solostück „Traum einer rotbeinigen Blattwanze“. Eindeutig eher Albtraum als Traum war einer der Höhepunkte des Programms: Elina Rommeley, die kurz vor ihrem Abschluss im „Profil Podium“ steht, schlüpfte in die Rolle des unglücklichen Gregor Samsa, der in Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ von 1912 eines Morgens als „ungeheueres Ungeziefer“ erwachte. Sujoo Lee und Hannah Tilt agierten als Familienangehörige des unseligen Wesens und forderten im Stil von Domina-Therapeutinnen „Steh auf! Jetzt!!! Du kannst das“. Wie sich Rommeley über den Boden und die Wand empor quälte, sorgte für Gänsehaut. Oscarverdächtig.

In Europa noch unüblich ist der Konsum von Insekten. Anders in Afrika und Asien. „Warum eigentlich nicht?“ fragte Masterstudentin (Rhythmik-EMP) Junghee Cho und erläuterte in ihrer Muttersprache Koreanisch ganz im Stil der TV-Kochshows die Zubereitung von Grashüpfer & Co. in einem Wok. Auf der Leinwand wechselten sich Fotos von appetitlich angerichteten und eindeutig Ökobilanz-freundlichen Insekten-Speisen ab. In der Pause wurden „Insekten-Burger“ angeboten.

Gesellige Feuerwanzen, gespenstische Bürokreaturen, eine Hummel bei der Morgengymnastik und tanzende Larven bestritten den zweiten Teil des doch sehr langen Programms. Nicht direkt insektenartig, aber mit faszinierender Choreographie überzeugte Inga Christiansen mit ihrem „nonkonformistischen Körperspiel“. Alarmiert über das Insektensterben zeigten sich Sujoo Lee und Hannah Tilt zuletzt in „Biohazard“. Der Beifall galt alle Beteiligten und ihren Betreuern gleichermaßen.