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„Auf dem Weg“: Wie ein Spaziergang trauernden Menschen helfen soll

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Spaziergang für Trauernde hat sich als festes Angebot etabliert
Veröffentlicht:17.02.2019, 19:36

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Trauernde auf ihrem langen Weg begleiten - aus diesem Gedanken heraus haben die evangelische Pfarrerin Gabriele Großbach und Kerstin Kunke , Leiterin der Hospizgruppe, im Januar 2018 einen Spaziergang für Trauernde ins Leben gerufen. Das Angebot ist unter dem Namen „Auf dem Weg“ inzwischen eine Anlaufstelle für Menschen aus der ganzen Region.

„Es sind keine Menschenmengen, die teilnehmen“, sagt Gabriele Großbach. Meist kommen zwischen drei und sechs Trauernde zum Spaziergang. „Manche sind regelmäßig dabei, andere nur einmal.“ Für Kerstin Kunke sind geringere Teilnehmerzahlen alles andere als ein Nachteil: „Das gibt uns die Gelegenheit, mit allen reden und uns Zeit für jeden nehmen zu können.“

Für das Umfeld der Trauernden ist es nach einiger Zeit oft unverständlich, wenn Hinterbliebene noch immer an einem Punkt sind, an dem der Alltag nicht funktioniert.

Großbach und Kunke bemühen sich auch deshalb, immer beide beim Spaziergang mit dabei zu sein. „Es wäre sicher auch gut, zu dritt zu sein“, meint die Pfarrerin, „wenn jemand ehrenamtlich dabei sein möchte, gerne.“ Sie erlebe die Spaziergänge als schöne Nachmittage. Kunke ergänzt: „Ich freue mich auch immer darauf, sie sind wirklich bereichernd.“

An einem Sonntag pro Monat treffen sich Trauernde für einen gemeinsamen Spaziergang in der Natur rund um Trossingen. Danach gibt es Kaffee und Kuchen. „Das Angebot füllt den ganzen Nachmittag“, sagt Großbach, „der anderweitig vielleicht einsam verbracht würde.“

Offen über Trauer sprechen

Ob und worüber die Teilnehmer reden wollen, bleibt ganz ihnen überlassen. „Natürlich geht es bei ,Auf dem Weg’ auch darum, einfach in Gesellschaft zu sein“, sagt Gabriele Großbach. „Aber ein wichtiger Aspekt ist auch, dass man ganz offen über seine Trauer sprechen kann - ohne jemanden schonen zu müssen oder sich zu sorgen, dass man schon wieder das gleiche Thema aufbringt. Für das Umfeld der Trauernden ist es nach einiger Zeit oft unverständlich, wenn Hinterbliebene noch immer an einem Punkt sind, an dem der Alltag nicht funktioniert.“

Geredet werde aber auch über ganz alltägliche Dinge, so Kerstin Kunke: „Freizeitbeschäftigungen, zum Beispiel Gartenarbeit, und es wird gelacht. Und natürlich sprechen die Teilnehmer auch untereinander - inzwischen haben sich gute Kontakte ergeben.“

Mit „Auf dem Weg“ füllen die beiden Organisatorinnen eine Lücke, die sich auftat, nachdem das Trauercafé wegfiel, das nicht stark angenommen wurde. Seitdem gab es kein Gruppenangebot für Trauernde mehr, das Hinterbliebenen das Gespräch mit Leuten ermöglicht, die Ähnliches erlebt haben und erleben. „Der Spaziergang passt, denke ich, besser in die heutige Zeit“, sagt Kunke.

Inzwischen kommen Menschen aus der ganzen Region für das Angebot nach Trossingen - konfessionsübergreifend, wie Gabriele Großbach betont. Auch jüngere Leute waren schon dabei: „Oft auch, um zu schauen, wie andere mit einem frischen Verlust umgehen“, sagt Kunke. Und in Tuttlingen bestehe Interesse, ebenfalls einen Spaziergang für Trauernde anzubieten.