Schaltkreis

Arizona-Staub als Härtetest

Trossingen / Lesedauer: 3 min

Im E&C Testlabor stellen Entwickler ihre Erfindungen auf die Probe
Veröffentlicht:25.07.2014, 19:12

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Ein einzelner Schaltkreis kann ungemein spannend sein – davon ist Dr. Csaba Kreiter, Manager des E&C Testlab in Trossingen überzeugt. Und wenn er erzählt, wie er mit seinen Mitarbeitern nach elektromagnetischen Störungen bei Kernspintomographen, Lenkrädern oder Handys sucht, dann ist seine Begeisterung greifbar. Das rund sieben Millionen Euro teure Labor, das zu Marquardt gehört, nutzen Entwickler aus aller Welt.

Wenn Autohersteller ein neues Modell auf den Markt bringen wollen, kann der Erfolg an Kleinigkeiten scheitern. „Menschen sind immer mal wieder statisch aufgeladen. Wenn sie dann den Regler des Navigationssystems berühren und das durch die Entladung eine Fehlfunktion hat, dann kommt das bei den Kunden gar nicht gut an“, weiß Csaba Kreiter. „Solchen Problemen gehen wir hier im Vorfeld auf den Grund, nur dann können die jeweiligen Entwickler rechtzeitig eingreifen.“

Doch es geht den Fachleuten in dem Testlabor nicht nur darum, Entwicklern bei der Arbeit unter die Arme zu greifen. Denn Hersteller von elektrischen Komponenten oder Gerätschaften müssen in vielen Fällen durch Labore nachweisen, dass ihre Produkte „elektromagnetisch verträglich“ sind. „Dass sie also nicht andere Geräte ungewollt beeinflussen“, erklärt Thomas Schwarz , Geschäftsführer von E&C. Um solch einen Nachweis zu erbringen, sind akkreditierte Labors nötig. Und genau eine solche Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle hat das Trossinger Unternehmen kürzlich erhalten.

Dass hinter einer solchen Messung ein großer Aufwand steckt, zeigt sich beim Rundgang durch die einzelnen Versuchsanlagen. Selbst für kleine Tests brauche das Team „Akribie“ und „gut und gerne zwei Tage“. „Wenn wir einen kompletten Computertomographen bei uns in der Halle aufbauen und testen, dann dauert das mehrere hundert Stunden“, erklärt Kreiter.

15 Jahre in 15 Wochen

Doch nicht nur magnetische Einflüsse werden in Trossingen getestet. Im Umweltlabor stehen kleine, aber für elektrische Komponenten gemeine Folterkammern: „Hier können wir zum Beispiel einen Temperaturfühler darauf testen, wie er hohe Temperaturunterschiede verkraftet, wie er auf Wasser oder auf Sonnenlicht reagiert“, sagt der Manager und zeigt auf unscheinbare Metallkästen mit Glastür. „Mit Arizona-Staub können wir hier herausfinden, elektrische Komponenten von Staub beeinflusst werden“, sagt er. Der Staub aus den USA soll der feinste der Welt sein und dementsprechend eine besondere Herausforderung für die Technik darstellen. Diesen Geschäftsbereich der Umweltsimulation hat E&C erst kürzlich ausgebaut und mehr als eine halbe Million Euro in die Ausstattung investiert. „Damit können wir jetzt ein 15-jähriges Autoleben in 15Wochen simulieren“, sagt Thomas Schwarz.

Forscher, die noch ganz am Anfang ihrer Arbeit stehen, sollen künftig im sogenannten Cordes-Bereich ihre Anlaufstelle finden. „Hier werden wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, Messungen bereits in der Entwicklungsphase zu machen, ohne die zusätzlichen Kosten für akkreditierte Tests auf sich nehmen zu müssen“, erklärt Kreiter. Denn viele Entwickler wollten gerade zu Beginn erst einmal wissen, ob ihre Erfindung störungsfrei funktioniert. „Wenn das nicht klar ist, ist eine Weiterentwicklung einfach zu riskant“, sag Heinz Cordes, nach dem dieser Bereich benannt ist.

Der 69-Jährige, der sich seit Jahrzehnten mit EMV-Technologie, also der elektromagnetischen Verträglichkeit beschäftigt, und Kunden in seinem Labor betreut hat, zieht mit seiner ganzen Ausstattung ins E&C Testlab. Als freiberuflicher Mitarbeiter soll er diesen Geschäftszweig für das Unternehmen aufbauen.