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„Allein die Nominierung ist ein Erfolg“

Trossingen / Lesedauer: 4 min

Der Trossinger Schlagzeugstudent Elija Kaufmann komponierte die Filmmusik zu „Charlie“
Veröffentlicht:12.05.2020, 16:56

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Der animierte Kurzfilm „Charlie“ von Kuang Jun Chan ist am vergangenen Wochenende im Rahmen der diesjährigen Online-Ausgabe des Internationalen Trickfilm Festivals Stuttgart (ITFS) gezeigt worden. Die Filmmusik zu dem Streifen komponierte der Trossinger Schlagzeugstudent Elija Kaufmann im Rahmen der „Nanyang Soundtrack Collaboration“ – einem gemeinsamen Projekt der Hochschule für Musik Trossingen und der Technischen Universität Nanyang in Singapur. Wir haben uns mit Elija Kaufmann über das Projekt unterhalten.

Die Arbeit an einer Filmmusik ist kein klassischer Bestandteil eines Musikstudiums. Wie kam es, dass Sie im Rahmen ihres Studiums an der Musikhochschule Trossingen Musik für einen animierten Kurzfilm komponiert haben?

Elija Kaufmann: Im Januar 2019 hatte ich aus Interesse einen Musikdesign-Studenten im Foyer der Hochschule angesprochen, ob Filmmusik auch Teil seines Studiums ist und ob man da vielleicht mal hospitieren könnte. Er hat mir von dem damals gerade anlaufenden Nanyang-Projekt erzählt. Ich hatte dann das Glück, dass tatsächlich noch ein Film frei war und Prof. Olaf Taranczewski , der das Projekt betreut, sehr offen dafür war, dass ich als Quereinsteiger mitmache.

Hatten Sie vorher schon Erfahrung mit Filmvertonung?

Kaufmann: Nicht wirklich. Als Jugendlicher habe ich mal zum Spaß eigene Urlaubsfilme oder selbstgedrehte Videos mit Filmmusik von Hans Zimmer oder Ennio Morricone unterlegt oder mit einem Freund zusammen ein paar Filmszenen neu synchronisiert. Ungefähr ein Jahr vor dem Nanyang-Projekt habe ich angefangen, mich in die Welt der digitalen Musikproduktion einzuarbeiten. „Charlie“ war das erste Projekt, zu dem ich eigene Originalmusik geschrieben und produziert habe.

Welche Rolle spielt möglicherweise die Produktion von Filmmusik für Ihre Zukunft als professioneller Musiker?

Kaufmann: Neben dem Berufswunsch, Schlagzeuger zu werden, gab es für mich immer schon die Faszination für Filmmusik. Das Eintauchen in die Geschichte eines Films und das Komponieren eigener Musik dafür, sind für mich ein gutes Gegenstück zum Alltag als Orchestermusiker. Ich kann mir gut vorstellen, auch auf diesem Gebiet langfristig tätig zu sein.

Die „Nanyang Soundtrack Collaboration“ verbindet Musikstudierende in Trossingen mit Filmstudenten in Singapur . Wie funktioniert bei dieser Entfernung der Arbeitsprozess und wie lief die Kommunikation mit den Regisseuren von „Charlie“?

Kaufmann: Die Kommunikation lief komplett über das Internet, also ausschließlich per E-Mail, Chats und Videokonferenzen. Der Kompositionsprozess war für mich klassisches „learning by doing“. Eine große Hilfe dabei war, dass die Regisseure eine recht klare Vorstellung davon hatten, was sie haben wollten aber auch sehr offen dafür waren, wenn ich meine Ansichten eingebracht habe. Sie haben sogar Szenen verlängert, damit die Musik noch etwas mehr Raum bekommt. Eine schwierigere Erfahrung war, dass wirklich bis zur letzten Sekunde noch Änderungen am Schnitt gemacht wurden. Trotz der langen Produktionszeit von etwa sechs Monaten fehlte dann am Ende doch die Zeit, um nochmal mit Ruhe die finale Version zu prüfen. Aber das sei wohl leider das eher übliche Schicksal eines Filmkomponisten, habe ich mir sagen lassen.

Das Internationale Trickfilm Festival Stuttgart (ITFS) gehört zu den weltweit bedeutendsten Veranstaltungen im Bereich des Animationsfilms. Wie kam es, dass Ihr Film im Wettbewerb dieses Festivals lief?

Kaufmann: Die Filmemacher aus Singapur haben den Film bei verschiedenen Festivals eingereicht. Erfreulicherweise wurde er für die Kategorie Young Animation auf dem ITFS ausgewählt. Das ist ein Wettbewerb für Animationsfilme von Studierenden und alleine die Nominierung ist schon ein Riesenerfolg. Ich habe gehört, dass es wohl um die 800 Bewerbungen für die Kategorie Young Animation gegeben haben soll und davon etwa 60 ausgewählt wurden. Wir sind natürlich sehr gespannt, wie wir abschneiden, müssen uns aber noch bis zum Festival 2021 gedulden, weil erst dann die Preise vergeben werden. Umso größer ist aber unsere Freude, dass der Film bereits auf dem diesjährigen Online-Festival gezeigt wurde.

Die Fragen stellte Sven Reisch, Projektmanager des Landeszentrums Musik-Design-Performance an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen.