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Fastenmarkt

Geheimnisse eines Hosenträger-Insiders

Biberach / Lesedauer: 4 min

Kleine Geschichten und kuriose Anekdoten vom Biberacher Fastenmarkt
Veröffentlicht:05.03.2014, 16:30

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Was für ein Wetter! Strahlender Sonnenschein, heftiger Hagel und dunkle Wolken wechselten sich während des Fastenmarktes am Aschermittwoch ab. Die Besucher ließen sich davon wenig beeindrucken. Hunderte Bürger aus dem Umland und der Kreisstadt waren den ganzen Tag über in der Innenstadt unterwegs, um einzukaufen und Freunde zu treffen.

Claudia Albinger streifte schon gegen halb elf Uhr mit ihrem zweijährigen Sohn Niklas über den Markt – und blieb prompt am Kinderkarussell kleben. Gleich vier Fahrten spendierte die junge Mutter aus Tiefenbach ihrem Sohn und wurde dafür mit einem strahlenden Kinderlachen belohnt.

Die Vielfalt der angebotenen Waren war auch in diesem Jahr wieder riesengroß. Unterhemden wurden neben Ballkleidern, Ledergürteln und Schals verkauft, Oldie-Schallplatten neben Suppengewürz angepriesen.

Doris Braune aus Biberach besucht stets alle vier Jahrmärkte im Jahr. Für sie ist es die optimale Gelegenheit vor Ort all das zu besorgen, was sie sonst nur schwer in Biberach bekommt. „Da die meisten Händler regelmäßig hierher kommen weiß ich, bei wem ich Qualitätsware bekomme“, sagt sie. Gerade eben hat sie ein neues Messer erstanden, zu einem, wie sie sagt, vernünftigen Preis.

Peter und Karin Bystron sind von zuhause zu Fuß in die Innenstadt geschlendert, um gemütlich über den Markt zu gehen. Mit einem Schmunzeln trägt Peter Bystron seiner Frau die Wollknäuel hinterher, die sie mit leuchtenden Augen am Stand von Ulrike Kreutter aussucht. „Ich war ja heute schon im Baumarkt, jetzt ist sie dran“, sagt er und lacht.

Die Wollsorten tragen so exotische Namen wie „Tobego“ oder „Zauberball“ und sehen dementsprechend bunt aus. Vor dem Stand hat Ulrike Kreutter eine Reihe selbstgestrickter Boshi-Mützen dekorativ aufgehängt. „Solche Mützen zu stricken oder zu häkeln ist im Moment angesagt, das merken wir deutlich“, sagt sie. Wer bei ihr Wolle kauft, bekommt deswegen auch gleich immer eine Anleitung für das entsprechende Modell dazu. Das macht die Kunden glücklich und bringt sie dazu, wiederzukommen.

Hundert Meter weiter steht Thorsten Hemling hinter seiner Theke und langweilt sich. Der Verkauf seiner Edelsalamis mit Trüffel- oder Knoblauchgeschmack läuft am ersten Tag der Fastenzeit etwas schleppend. „Das war klar, denn die Motivation sich zu mäßigen ist bei den Leuten heute noch am größten“, sagt er. Trotzdem komme er immer wieder gerne nach Biberach, gerade auf dem Wochenmarkt habe er inzwischen eine Stammkundenschaft, die bereit sei, für Lebensmittel mehr auszugeben als der Durchschnitt.

Ein paar Schritte weiter fällt der Blick auf einen ganz besonderen Stand: Hosenträger, so weit das Auge reicht. Mehr als zweihundert reihen sich in den verschiedensten Mustern und Farben eng aneinander. Blau, rot, grün, gestreift, gepunktet, mit Totenköpfen, Notenschlüsseln und Deutschlandfahnen-Muster, alles da.

Simon Schwendigers Blick bleibt bei einem Hosenträger mit dem Logo der Whiskey-Sorte Jack Daniels hängen. „Der passt zu mir“, sagt er grinsend. Dass das schicke Muster keiner sieht, weil er die Hosenträger unter seiner Arbeitshose tragen wird, ist ihm egal. „Ich weiß es und fühl’ mich gut dabei“, sagt er.

Sein genaues Alter will der Kemptener, der zur Zeit in Biberach arbeitet, nicht verraten. Der Vermutung der Journalistin, dass doch eigentlich nur Männer über 50 Hosenträger tragen, widerspricht der junge Mann vehement. „Hosenträger kann man in jedem Alter tragen. Wer etwa zum Beispiel abnimmt, muss sich nicht sofort eine neue Hose kaufen, sondern hält sie mit den Hosenträgern an Ort und Stelle, bis er wieder zugenommen hat.“

Als zur Mittagszeit der Himmel seine Schleusen öffnet und sintflutartig für kurze Zeit Hagelkörner auf die Marktbuden prasseln, wird es kuschelig und eng unter den Schirmen und Vordächern. Der guten Laune tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil. Es ist der ideale Auftakt, um zum zweiten, ebenso wichtigen Teil des Tages überzugehen: dem Austausch von Klatsch und Tratsch.