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Vorwürfe

Vorgänger kritisiert dauerkranken Bürgermeister

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Vorgänger kritisiert dauerkranken Bürgermeister
Veröffentlicht:22.09.2017, 11:37

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Anton Stier, von 1974 bis 2014 Bürgermeister der Gemeinde Frittlingen, hat sich in einem offenen Brief an seinen Amtsnachfolger Martin Leo Maier gewandt, der Ende 2017 sein Amt niederlegt. Darin kritisiert Stier Maier scharf:

„Als evangelischer Prädikant (Prediger)“, so schreibt Stier an die Adresse von Maier, „kennen sie das Bibelwort: ,Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.’ Das Landratsamt hat zum Ende meiner Amtszeit die Gemeindeverwaltung geprüft und festgestellt: Die Verwaltung habe wirtschaftlich und sparsam gearbeitet. Vorhaben seien gewissenhaft und zügig durchgeführt worden. Die Haushaltsgrundsätze wurden voll umfänglich eingehalten.’ Wird die Prüfung Ihrer einjährigen Amtszeit ebenfalls so gut ausfallen?

Zum Amtswechsel wurde von Bürgern, dem Landratsamt, von Kollegen und von ihnen selbst bestätigt, dass Frittlingen schuldenfrei sei, die Verwaltung gut organisiert und ein gut bestelltes Haus hinterlassen worden ist. Frittlingen hatte sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich kompetent, fleißig und engagiert  für die Gemeinde einbrachten. Man konnte sich gegenseitig vertrauen und sich aufeinander verlassen. Heute noch sichtbare Erfolge beweisen dies.

Vor wenigen Tagen erhielt die Gemeinde den ersten Preis beim Leuchtturmwettbewerb des Staatsanzeigers für die Integration; die Veranstaltung ,Miteinander’ wurde seit 1997 regelmäßig durchgeführt. Vor dem Amtswechsel wurde die Gemeinde beim Ideenwettbewerb Elektromobilität im ländlichen Raum ausgezeichnet und erhielt einen Förderbescheid. Es gab ein Grobkonzept für die Nutzung eines Elektroautos. Der Förderbescheid und Sponsorengelder wurden von Ihnen zurückgegeben. Ein Schaden für die Gemeinde, zumal jetzt dieses Auto angeschafft wurde.

„Gemeinderat hat Brücken gebaut“

Der Gemeinderat hat Ihnen Brücken gebaut, um Ihnen den Einstieg in die Verwaltung zu erleichtern. Zusätzliches Personal wurde beschlossen. Ein externer Berater wurde Ihnen zur Seite gestellt. Um die von Ihnen verursachte Vertrauenskrise auf dem Rathaus zu entschärfen wurde ein Beratungsbüro beauftragt. Landratsamt, Gemeinderat Umlandbürgermeister und ich haben Ihnen Unterstützung zugesagt.

Doch Hilfe haben Sie nicht angenommen. Als Sie nach einem Jahr Amtszeit das von Ihnen verursachte Chaos nicht mehr im Griff hatten, wäre eine offene Aussprache mit dem Gemeinderat und der Rechtsaufsichtsbehörde angesagt gewesen, um Lösungen für Sie selber und die Gemeinde zu suchen, statt den Kopf in den Sand zu stecken und sich krank zu melden. Sie hätten sich und der Gemeinde viel Ärger und Geld gespart.

Beim Amtsantritt haben Sie sich verpflichtet, ,Schaden von der Gemeinde abzuwenden’. Außer den regelmäßigen Krankmeldungen war Funkstille. In 40 Jahren gab es regelmäßig Bürgerversammlungen, um Verwaltungshandlungen nachvollziehbar zu machen. Transparent wäre, wenn sie den geschlossenen Vergleich mit dem Landratsamt veröffentlichen oder zumindest die Zustimmung zur Veröffentlichung geben würden, statt in einer wahrheitswidrigen Stellungnahme das eigene Ego zu befriedigen und die Leser zu täuschen.

Ich hätte von Ihnen erwartet, dass Sie sich entschuldigen: bei der Bevölkerung für die Täuschung bei der Wahl und für die verursachten Kosten, beim Bürgermeisterstellvertreter für sein Engagement, das er für Sie erbringen musste; beim Gemeinderat für die Geduld und dass während Ihrer Anwesenheit Projekte nicht weitergeführt wurden; beim Personal, das – mit den jahrzehntelang gewohnten, von ihnen kritisierten Arbeitsabläufen – für sie die Kohlen aus dem Feuer geholt hat.

Da sich solche Fälle häufen und die Aufsichtsbehörden offensichtlich nicht in der Lage sind, nach § 128 GemO ,Bürgermeister aus dem Amt zu entfernen, die den Anforderungen des Amtes nicht gerecht werden’, müssen Regelungen gefunden werden, damit Schaden von den Gemeinden und den Steuerzahlern abgewendet wird“, so Anton Stier in seinem Schreiben.