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Alkohol

Verkaufsverbot fällt: so reagiert der Handel

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Tankstellen, Supermärkte und Kioske dürfen künftig wieder nach 22 Uhr Alkohol verkaufen
Veröffentlicht:07.12.2017, 15:03

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Am Freitag, 8. Dezember, ist es soweit: Erstmals nach mehr als sieben Jahren darf in Baden-Württemberg wieder Alkohol nach 22 Uhr verkauft werden. Bisher war auch an den meisten Tankstellen Punkt zehn Zapfenstreich für Bier, Wein und Spirituosen, jetzt darf alles wieder frei verkauft werden. Wir haben uns bei den Tankstellenbetreibern in Spaichingen und Umgebung umgehört, was sie von der Gesetzesänderung halten.

Skepsis bei Burger

Eigentlich ist die freie Tankstelle Oskar Burger in Spaichingen von der Neuregelung gar nicht betroffen, die Tankstelle hat auch weiterhin nur bis 22 Uhr geöffnet. Mitarbeiterin Sybille Muschke ist dennoch skeptisch: „Ich denke, das hätte man besser so belassen sollen. Die Leute haben sich inzwischen doch daran gewöhnt.“ Dazu habe es vor dem Verbot durchaus auch schlechte Erfahrungen mit alkoholisierten Kunden gegeben.

Bei Esso ändert sich nicht viel

Anselm Walz war schon in den vergangenen Jahren in einer komfortablen Situation. Da in seiner Esso-Tankstelle in Wehingen ein Bistro integriert ist, ging auch bisher nach 22 Uhr Alkohol über die Verkaufstheke. Die Gaststättenkonzession machte es möglich. Dass die Konkurrenz nun auch wieder darf, findet er trotzdem angemessen. Schlechte Erfahrungen gab es für ihn nicht.

„Wir hatten hier nie Probleme in der ganzen Zeit, in der wir Alkohol verkaufen durften.“ Grundsätzlich findet er eine Bevormundung der Kunden falsch: „Wer an Alkohol kommen wollte, der fand bisher auch immer einen Weg. Und wenn der nur darin bestand, früher einkaufen zu gehen.“ Die Kunden, die bei ihm nach 22 Uhr Alkohol gekauft hätten, seien ohnehin eher Arbeiter aus der Spätschicht gewesen, die nach Feierabend noch spontan ein Bier trinken und keine Probleme machen wollten. Anders sei das vielleicht in größeren Städten wie Freiburg, aber da müssten andere Lösungen her als ein Verkaufsverbot.

Optimismus bei Shell

„Ich freue mich sehr über die Entscheidung“, sagt Diana Keul, Stationsleiterin der Shell-Tankstelle in Spaichingen. „Wir mussten bisher sehr häufig mit Leuten diskutieren, die kurz nach Verkaufsschluss kamen. Das fällt jetzt zum Glück weg.“ Teilweise habe es Aufregung wegen wenigen Minuten gegeben. „Da kam dann eine Gruppe um kurz vor zehn, und ein Teil hat noch etwas bekommen und die anderen nicht. Da gab die Kasse Signal und dann war Schluss.“

Durch die Neuregelung hofft sie auf weniger Frust und mehr Umsatz. „Einen großen Ansturm gleich am Abend erwarte ich nicht, aber einige werden sicher testen wollen, ob wir schon soweit sind. Keine Sorge, ich kann sagen, wir sind bereit.“ Dass die Leute durch die Entscheidung mehr trinken, glaubt sie allerdings nicht. Die Kunden hätten vorher eben vor 22 Uhr am Supermarkt eingekauft und etwas mehr vorausgeplant.

Innerhalb Spaichingens könnte Shell ab jetzt eine Monopolstellung einnehmen. Konkurrenten wie Aral schließen bereits um 19 Uhr oder verkaufen ohnehin nur Benzin. Die örtlichen Supermärkte schließen spätestens um 22 Uhr. Auskünfte, ob die Öffnungszeiten angepasst werden sollen, gaben weder Rewe noch Kaufland.

Die Entscheidung, das Verkaufsverbot für Alkohol aufzuheben, hat das Innenministerium Ende letzter Woche verkündet. Seit März 2010 durfte im Land ohne Gaststättenkonzession kein Alkohol nach 22 Uhr über die Theke gehen. Während sich der Handelsverband Baden-Württemberg laut dpa über die Änderung freut, erwartet die Deutsche Polizeigewerkschaft mehr Einsätze im Zusammenhang mit Betrunkenen. Kommunen dürfen ab jetzt allerdings Alkoholkonsumverbote an bestimmten Plätzen aussprechen. Um das Gesamtpaket hatten Grüne und CDU lange gerungen.