Brezeln und Zopf und ein paar Getränke – und jede Menge freundliche Begrüßungsworte haben die beiden „Stadtkünstler Nummer zwölf und 13“, Emilia Neumann und Urban Hüter, am Mittwochabend bei einer kleinen Feier offiziell willkommen geheißen.
Und man konnte sich selbst davon überzeugen, dass seit Dienstagmorgen kräftig gearbeitet worden war. Das Aluskelett der Plastik von Urban Hüter hat bereits glitzernd Form angenommen und die Plastikteile, die Emilia Neumann zusammen gefügt hat, lassen die mächtige Dimension ihres Kunstwerks erkennen.
Momentan nämlich verbindet die Frankfurter Künstlerin die Form für ihre Skulptur aus gefärbtem Beton. Diese Form wiederum wird zwischenraumfrei in ein Sandbett gebettet und in das gießt Emilia Neumann die verschiedenfarblichen Elemente aus Beton. Weil sich höchstens noch die große Sand-Schalung transportieren lässt, findet der Gießvorgang dann an Ort und Stelle gegenüber der Schlüsselwiese statt, wo beide Kunstwerke korrespondierend letztlich aufgestellt werden.
Wenn gearbeitet wird, ist die schwarze Umrandung des Freiluftateliers auf dem Marktplatz weit geöffnet und die Spaichinger nutzen die Gelegenheit, vorbei zu schauen und Fragen zu stellen. „Sie sind neugierig und manche auch skeptisch“ ob des großen schwarzen Plastikbergs, der da entsteht, schmunzelt Emilia Neumann.
Beim Begrüßungsabend macht sich der Vorsitzende des Stadtkunstvereins einen Spaß daraus, dass man bei moderner Kunst oftmals zunächst fremdelt, ehe man sie sich vertraut macht. Ein kleiner Junge habe eben gesagt, das sei Schrott, so Oehrle . „Ich bitte Sie, stellen Sie nicht noch welchen dazu“, witzelte Kurator Jürgen Knubben weiter.
Er zeichnete kurz die Entstehungsgeschichte des Stadtkunstprojekts nach, aus einer Idee entstanden auch von Menschen, die mit moderner Kunst 1999 nicht viel am Hut gehabt hätten, wie Hubert Dreher-Hager, der über die Jahre „immer toleranter“ geworden und jedes Mal helfend dabei sei. Und der damalige Bürgermeister Albert Teufel habe sich gleich anstecken lassen. Beide sind am Mittwoch auch zur Begrüßung gekommen, ebenso wie die beiden Stadträte Werner Reisbeck und Tobias Schumacher sowie Vereinsmitglieder und Sponsoren.
Dass diesmal zwei Künstler, die er vom Rottweiler Forum Kunst seit langem kenne, gewählt wurden, sei dem Umstand zu verdanken, dass es spannend sei, wenn zwei unabhängige Künstler zwei korrespondierende Werke schüfen. Dies nach dem Gedanken von Erich Fromm: „Eins werden und Zwei bleiben“.
Diese beiden Künstler speziell ausgewählt habe er, weil sie professionell arbeiteten – das Stadtkunstprojekt setze Maßstäbe – und weil sie menschlich hierher passten.
Übergabe 15. September
Dass die Spaichinger aufgeschlossen seien, das betonte auch Karl-Ludwig Oehrle. Eine Frau habe zum Beispiel einmal täglich Zwetschgen gebracht nach dem Motto: Der Künstler muss viel schaffen, dann muss er auch essen. Oehrle lud ein, immer wieder vorbei zu schauen, zur Übergabe am 15. September zu kommen und dem Stadtkunstverein beizutreten. Man wolle die 100 voll machen. Jetzt seien es 96.