Konzernumsatz

MS steigert Konzernumsatz

Spaichingen / Lesedauer: 6 min

Zahlen aus 2017 und dem ersten Quartal 2018 stimmen optimistisch – Bislang keine Dividenden
Veröffentlicht:24.05.2018, 17:41

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Die MS Spaichingen ist weiter im Aufwind. Das lässt sich aus Konzernzahlen und Analystenmeinungen ablesen. Die MS Industrie AG hat am 30. April 2018 den Geschäftsbericht 2017 veröffentlicht. Laut diesem betrug der Umsatz im Jahr 2017 insgesamt rund 250,6 Millionen Euro (plus 6,3 Prozent).

Hauptgrund ist, dass die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen in Nordamerika, aber auch Europa und anderen Regionen wieder angezogen hat. Der Gewinn nach Steuern betrug sieben Millionen Euro (Vorjahr: 4,5 Millionen Euro) und die Eigenkapitalquote stieg von 33,7 auf 37,1 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2018 erwartet das Unternehmen, laut seiner Veröffentlichungen, ein Umsatzwachstum auf rund 270 Millionen Euro. Der Auftragsbestand beträgt insgesamt rund 143 Millionen Euro per März 2018.

Das Vorjahresergebnis von 23 Cent pro Aktie sollte auf 28 Cent verbessert werden, so die MS. Das bedeutet aber nicht, dass Dividenden ausgeschüttet werden. Vielmehr wurden schon in den vergangenen Jahren – notiert ist seit 2009 – keine Dividenden ausgeschüttet. Gewinn je Aktie ist nur eine Kennzahl, sagt aber nichts über eine etwaige Dividende aus.

Die industriellen Kernkompetenzen der MS Industrie AG sind die Motorentechnik (Powertrain) und Schweißtechnik ( Ultrasonic ). Zu den wichtigsten Kundenbranchen zählen der Nutzfahrzeug- und Pkw-Sektor, gefolgt von der Verpackungsmaschinenindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau.

Die MS Industrie ist zu einem großen Teil von der Konjunktur des Nutzfahrzeugmarktes abhängig, und der sich kontinuierlich weiter erholende Nutzfahrzeugmarkt und eine damit einhergehende steigende Nachfrage bescheren dem Powertrain-Segment (Systeme und Komponenten für Verbrennungsmotoren und kundenspezifische Elektromotoren) auf absehbare Zeit entscheidende Wachstumsimpulse, so die Einschätzung der MS.

Hinzu kommt, dass die MS Industrie die Verlagerung des Powertrain-Segments von Spaichingen nach Trossingen /Schura 2016 erfolgreich abschließen konnte. Mit den durch Umzug verbundenen Investitionen in Höhe von insgesamt rund 12,3 Millionen Euro seien alle Produktionsstandorte modern eingerichtet und mit ausreichend Kapazitätsreserven versehen, um den eingeschlagenen Wachstumspfad erfolgreich zu beschreiten, so das Unternehmen.Einen wesentlichen Treiber des Aufwärtstrends im Powertrain-Segment bilden in den kommenden Jahren neben wachsenden Transportmengen in den wichtigen LKW-Märkten auch verschärfte Emissionsrichtlinien in Europa, den USA, aber auch Russland, Brasilien und China.

Ab 2018 Teile für Elektro- und Hybridantriebe

Zudem gab das Unternehmen jüngst zwei Neuaufträge mit namhaften Kunden im Powertrain-Segment bekannt: American Axle & Manufacturing Inc. (AAM) und ZF Friedrichshafen. Hier liefert die MS Industrie Teile für Elektro- beziehungsweise Hybridantriebe im Pkw-Sektor. Der Produktionsstart ist noch für 2018 geplant.

Industrie 4.0

Im Ultrasonic-Segment (Schweißen/Stanzen thermoplastischer Kunststoffe mittels Ultraschallmaschinen; die Produktpalette reicht von Autoteilen über Lebensmittelverpackungen bis hin zu Wundauflagen) soll unter anderem die voranschreitende Digitalisierung im Bereich der Industrieautomatisierung, auch bekannt unter dem Stichwort Industrie 4.0, neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Ebenfalls profitiert die MS Industrie AG in diesem Segment von der Tendenz zu einer größeren Modellvielfalt (einschließlich neuer Designlinien für die Elektromobilität) in der Autobranche und einem höheren Kunststoffanteil in PKWs.

Das Unternehmen investiert im Bereich Ultraschalltechnik aufgrund der Marktchancen aktuell massiv in den Ausbau des Flächenvertriebs. Dies dürfte ab 2018 zu zusätzlichen Personalkostensteigerungen um rund eine Million Euro jährlich führen „Neukundenaufträge werden dabei viel unmittelbarer erwartet als im Segment Powertrain“, so Vorstand Dr. Andreas Aufschnaiter in einer Publikation.

Mit den im Oktober 2016 vorgestellten Ultraschall-Serienmaschinen vervollständigt das Unternehmen sein Portfolio im Ultraschallbereich und wendet sich an neue Kundengruppen, wie die Elektroindustrie, Medizintechnik, Haushaltsgeräteindustrie oder Spielzeugindustrie. Im angebrochenen Industrie 4.0-Zeitalter vereinen die neuen Maschinen Eigenschaften wie zum Beispiel Konnektivität, intuitive Bedienung und Prozessüberwachung.

Ausblick 2018

Die großen Lkw-Hersteller erwarten ein starkes Jahr 2018. In diesem Windschatten sollten auch die Zulieferer wieder auf die Überholspur finden, so die Erwartung des Unternehmens. Die drastische Senkung der Unternehmenssteuer in den USA von 35 auf 21 Prozent hat einen positiven Effekt zum Konzernergebnis beigetragen, und weitere Prozessoptimierungen sind in Trossingen/Schura geplant.

Die MS Industrie ist mit guten Zahlen ins Jahr gestartet, und angesichts dessen halten Analysten eine Steigerung des Konzernumsatzes auf rund 300 Millionen Euro bis 2020 und ein Kursziel der Aktie zwischen 5 bis 6,20 Euro (Ende 2016/Anfang 2017: 2,50 Euro) für realistisch.

MS Industrie AG in Daten

Auf ihrer Homepage veröffentlicht die MS Industrie AG folgende Zahlen

1991: Gründung unter dem Namen GCI (Gesellschaft für Consulting & Implementierung)

2008: Übernahme der MS Spaichingen GmbH

2011: Die Aktivitäten der MS Spaichingen werden in die Bereiche Motorentechnik und Schweißtechnik gegliedert

2012: Umbenennung der GCI und Umfirmierung zur heutigen MS Industrie AG

2014: Umwandlung der Geschäftsbereiche Motorentechnik und Schweißtechnik zu Powertrain und Ultrasonic

2015/16: Übersiedlung der Powertrain-Sparte vom Stammsitz in Spaichingen in den Neubau in Trossingen/Schura

Gezeichnetes Kapital: 30 Millionen Stückaktien

Größter Stimmrechtsinhaber ist die MS Proactive GmbH & Co. KG mit einem Anteil von 20 Prozent. Der Vorstand und das Management der MS Industrie AG sind im Besitz eines Anteils von insgesamt zehn Prozent. Die Allianz Global Investors Europe GmbH hält einen Anteil von etwa fünf Prozent, Universal-Investment ebenfalls etwa fünf Prozent und die Kreissparkasse Biberach rund drei Prozent. Die übrigen 57 Prozent befinden sich im Streubesitz.

Vorstände: Dr. Andreas Aufschnaiter, Armin Distel

Hauptsitz: München

Produktionsstandorte in Deutschland:

- Spaichingen (Ultrasonic-Segment), etwa 500 Beschäftigte

- Trossingen/Schura (Powertrain-Segment), etwa 300 Beschäftigte

- Zittau (Powertrain-Segment), etwa 100 Beschäftigte

Die MS Industrie AG verfügt über Standorte in Deutschland, Bulgarien, den USA sowie in Brasilien und China. Der bei weitem wichtigste Absatzmarkt ist Deutschland. 2017 erzielte das Unternehmen auf dem Heimatmarkt 50 Prozent seines Umsatzes. Auf die übrigen europäischen Länder entfiel ein Anteil von 11 Prozent. Die zweitwichtigste geografische Region war Nordamerika mit einem Anteil von 35 Prozent. Der Umsatzanteil im Rest der Welt (übriges Amerika, Asien/Pazifik und Afrika/Mittlerer Osten/GUS) lag bei vier Prozent.

Konzernumsatz 2017: 250,6 Millionen Euro

Zahl der Mitarbeiter Ende 2017: 1158 (mik)

MS im ersten Quartal 2018

In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres betrug der Gesamtumsatz 66,5 Millionen Euro (plus 13,6 Prozent). Dabei wuchs das Segment Powertrain (plus 18 Prozent) stärker als der Bereich Ultrasonic (plus 0,2 Prozent). Im ersten Quartal trugen die Umsätze des Powertrain-Segments mit einem Anteil von rund 82 Prozent und die Umsätze des Ultrasonic-Segments von rund 18 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Das Ergebnis pro Aktie, also Gewinn nach Steuern, stieg auf sechs Cent (Vorjahr: ein Cent). Die Mitarbeiterzahl ist per 31. März 2018 auf 1.213 festangestellte Mitarbeiter gestiegen. (mik)