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Lehrschwimmbecken

Krankheitskeime geben Lehrschwimmbecken den Todesstoß

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Gesundheitsamt: Sanierung oder Schließung des Schillerschul-Bads – Keine öffentliche Debatte im Rat
Veröffentlicht:20.01.2013, 09:45

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Ob die aktuellen Anträge der CDU- und der FDP-Fraktion, Planungskosten für das Schillerschul-Schwimmbad in den Haushalt einzustellen, die Schließung Ende Januar verhindern, steht in den Sternen. Anfragen unserer Zeitung zu Bedarf, Kosten, Vorgehen, weiteren Fakten und den Plänen für Ende Januar hat Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher nicht beantwortet.

In einem Brief an die Schule vermutlich Anfang Dezember 2012 und das Landratsamt am 10. Januar 2013 hat Schuhmacher allerdings angekündigt, das Bad zum 31. Januar zu schließen. Hauptauslöser hierfür dürfte gewesen sein, dass in einer Probe vom 26. April 2012 Krankheitskeime (pseudomonas aerigunosa) im Badewasser gefunden wurden. Diese Bakterien können vor allem bei immungeschwächten Menschen zu Entzündungen führen. Daraufhin sei der Badebetrieb eingestellt worden, so die Sprecherin des Landratsamts, Sarah Honold , auf unsere Anfrage.

Das Gesundheitsamt überwachte danach die Hochchlorung, die Nachuntersuchungen und die Wiederaufnahme des Badebetriebs. Das Gesundheitsamt habe darauf hingewiesen, dass bereits 2003 moniert worden sei, dass das Bad nicht dem Stand der Technik entspreche. Die Forderung, diesen herzustellen, wiederholte die Behörde im Mai 2012; mit der Antwort der Stadtverwaltung, dass dies wegen fehlender Haushaltsmittel nicht möglich sei.

Am 2.Juli 2012 wurde nach unseren Recherchen der Technische Ausschuss in nicht öffentlicher Sitzung informiert. Am 3. Juli teilte das Gesundheitsamt mit, dass das Bad saniert oder geschlossen werden müsse. Im Oktober war das Bad wohl noch einmal Thema in nicht öffentlicher Sitzung des Gemeinderats, ebenso Anfang November. Ende November bekräftigte Sozial-Dezernent Bernd Mager nach „Rücksprache mit dem Leiter des Gesundheitsamts (….) Herrn Bürgermeister Schuhmacher gegenüber, dass das Gesundheitsamt an der Haltung, den Betrieb des Schwimmbeckens einzustellen, festhalte“, und das möglichst Ende Januar 2013, so Honold. Öffentlich beraten und beschlossen wurde darüber im Jahr 2012 weder im Rat noch im Ausschuss.

2010 noch „Entwarnung“

Allerdings ist das fünf auf zehn Meter große Becken in früheren Jahren immer wieder Thema gewesen. Am 7. März 2005 ging es wegen der Beanstandungen 2003 um die Generalsanierung des Bads und der Turnhalle. Erste Kostenschätzungen dafür: 670000 beziehungsweise 720000Euro. Damals lehnten die Räte die Investition ab, weil mit Kontrolle und häufigerem Wasseraustausch die Wasserqualität aufrecht erhalten werden könne.

In der Sitzung des Technischen Ausschusses am 10. Mai 2010 lag der Schwerpunkt der möglichen Investitionen allerdings auf Bauarbeiten zur Wärmeisolierung. In dieser Sitzung, bei der detailliert auf die einzelnen Sanierungsbereiche eingegangen wurde, hieß es in der Vorlage: „Die Wasserqualität wird nach den Maßstäben der einschlägigen Normen vier Mal jährlich überprüft. Von Ausnahmefällen abgesehen, werden die mikrobiologischen und chemischen Grenzwerte der DIN19643 eingehalten. Hier sieht die Verwaltung keinen akuten Handlungsbedarf. Wir gehen davon aus, dass eine Schließung des Bads durch das Gesundheitsamt aus diesem Grund nicht möglich ist.“

Der Fokus der Diskussion verschob sich auch nach der Mai-Sitzung 2010 auf mögliche Sanierungskosten ohne den Schwerpunkt Wasserqualität. Ein Vorschlag der Verwaltung vom 28. Juni 2010 zur Haushaltskonsolidierung das Bad am 1. Januar 2011 zu schließen, wurde auf Antrag der FDP-Fraktion verschoben und ein Vollwärmeschutz sowie eine Abdeckplane am 5. Juli 2010 vom TA abgelehnt. Auch hier war die Wasserqualität kein Thema. Gemäß unseren Recherchen war das Bad dann bis zum 2. Juli 2012 (nichtöffentlich) kein Thema mehr im Gemeinderat.

2010 nutzte die Schule das Bad zehn Stunden, die Grundschule Hausen zwei Stunden lang wöchentlich. Die Bewirtschaftungskosten für das Gebäude lagen 2009 nach den Ratsunterlagen bei 35 000 Euro, davon 70Prozent für das Bad. Sparmaßnahmen führten zu einer Senkung, laut Haushaltsplan, auf 22000Euro in 2010. Im Plan für 2013 stehen 30000Euro, das bedeutet, dass bei 70 Prozent das Bad im laufenden Jahr 21000 Euro Bewirtschaftungskosten verursachen würde.