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Gottesdienst

Jesu rückt „Ver-rücktes“ wieder zurecht

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Weihnachtspredigten beschäftigen sich mit der Beziehung von Gott und den Menschen
Veröffentlicht:26.12.2016, 19:26

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In zahlreichen Gottesdiensten haben in Spaichingen die Christen Weihnachten gefeiert. An Heiligabend im Krippenspiel und dem Heiligabend-Gottesdienst sowie in der Christmette auf dem Berg und in der Stadtpfarrkirche, an den Feiertagen in Vormittagsgottesdiensten.

In der evangelischen Kirche wurde der erste Gottesdienst des Heiligen Abends von Pfarrer Johannes Thiemann gehalten und vom Chor „Choropax“, unter der Leitung von Edgar Blaas, umrahmt. Mit dem englischen Weihnachtslied „ding-dong-bells“ schritten die Sänger in die Kirche als alle Besucher des Gottesdienstes Platz genommen hatten.

Das Repertoire, das zu diesem stimmungsvollen Gottesdienst gesungen wurde, umfasste deutsche und englische Weihnachtlieder. „Mit der Geburt Jesu Christi hat die Liebe Gottes ein Gesicht, Hände und Füße bekommen“, so eröffnete Pfarrer Johannes Thiemann den Gottesdienst. In seiner Predigt ging er zunächst auf die Bedeutung des Wortes „Weihnacht“ ein. „In einer Weihe erneuern Menschen ihre Beziehung zu anderen Menschen, zu anderen Gruppen, oder zu Gott“, sagte der Pfarrer.

Mit der Weihe wird an Heiligabend auch die Nacht verbunden. So wie Nächte, Zeit der Geheimnisse und der schweren Träume sein können, werden sie auch durchtanzt und können Zeit intensiver Erlebnisse sein. „So wie zur Weihnacht“, sagte Thiemann. Mitten in die Nacht hinein sei Jesus geboren worden, am dunkelsten Ort, den man sich vorstellen kann. Um den Menschen das Licht zu bringen.

Dass er somit die Menschen immer wieder ins Licht ruft und dass, wenn wir in eine Beziehung mit ihm treten wollen, die Nacht nichts Bedrohliches mehr hat.

Jesu Geburt auf Schwäbisch

Den Auftakt der Weihnachtsgottesdienste in der katholischen Stadtpfarrkirche Sankt Peter und Paul bildete das Krippenspiel im Rahmen eines Familiengottesdienstes. 48 Kinder der Vorschola, sowie der Kinder- und Jugendkantorei, unter der Leitung von Georg Fehrenbacher , haben ein Krippenspiel auf schwäbisch einstudiert. Die musikalische Begleitung dazu kam von Elisabeth Hurlebusch am Fagott und Georg Fehrenbacher an der Orgel. Die Regie hatte Pastoralreferent Thomas Blessing.

Die Kinder spielten auf Schwäbisch und in Reimform die Weihnachtsgeschichte nach. „Die Weihnachtsgeschichte hätte sich überall zutragen können“ sagte Thomas Blessing. „Jesus sprach aramäisch, das hätten wir noch viel weniger lernen können“, so der Pastoralreferent. In der Christmette, die vom Kirchenchor und wunderschöner Klarinettenmusik (Jochen Dreher) umrahmt war, plädierte Pfarrer Robert Aubele dafür, angesichts des Unfriedens in der Welt, immer erst den Menschen als Menschen zu sehen und dann erst den Christen, Muslim, Juden, Atheisten oder anderes.

Der Gottesdienst am Ersten Weihnachtsfeiertag war der Gottesdienst der großen Musik. Der Kichenchor sang, begleitet von Orchester und Orgel. Als Solisten wirkten Ute Gerteis, Kira Bögelspacher, Andreas Gerteis, sowie Bernd Thern mit. Wilfrid Striker spielte die Orgel.

In seiner Predigt ging Pfarrer Robert Aubele auf Fragen ein, die von den Menschen immer wieder gestellt werden. Die Frage nach dem „Wo komme ich her“, „wo gehe ich hin“, „welchen Sinn hat mein Leben mit den vielen Situationen, in denen ich nur warum fragen kann“.

Aubele brachte das mit unserer „ver-rückten“ Welt in Verbindung. Das werde sichtbar wenn das Weihnachtsgeschäft im Handel bereits im Advent in vollem Gange ist, wo doch Weihnachten im religiösen Sinne noch nicht einmal begonnen hat. Der Mensch sei „ver-rückt“, nicht mehr in seiner Mitte. Durch die Mensch-werdung Jesus solle alles, was außer Rand und Band geraten war, wieder in die Mitte gerückt werden.

„Wer eine Mitte hat, sich immer wieder danach ausrichtet, ist widerstandsfähiger und kritischer, als die Menschen, die ihre Mitte verloren haben.“