StartseiteRegionalBodenseeSingenBittere Niederlagen für Sahin und Musso

Kampfsport

Bittere Niederlagen für Sahin und Musso

Singen / Lesedauer: 4 min

K1-Aushängeschilder des Bodensee Gyms verlieren in Singen in WM- und DM-Duellen
Veröffentlicht:05.11.2017, 18:54

Artikel teilen:

Er hat sich einem der ganz Großen des Kampfsports gestellt. Und lieferte dem siebenfachen Weltmeister Alexander Oleinik einen großen Kampf um die K1-ProAm-Weltmeisterschaft der ISKA (International Sport Kickboxing & Karate Association). Selahattin Sahin vom Langenargener Bodensee Gym forderte bei der Fight Night des TBC Singen vor 1500 Zuschauern den 18-fachen ukrainischen Champions heraus und befand sich mit diesem größtenteils auf Augenhöhe. Ein Sidekick schon in Runde eins verhinderte jedoch die Sensation, Oleinik hatte im wahrsten Sinne des Wortes den längeren Atem.

Auch Teamkollege Elias Musso zog zuvor im Kampf um den Internationalen K1-DM-Titel der Junioren (bis 55 Kilogramm) gegen Nils Goitom aus England den Kürzeren, die Niederlage des 16-jährigen Häflers fiel aber noch knapper aus.

1500 Fans in Singen

Es war die vierte Kampfsportgala in Singen, erneut fanden rund 1500 Fans der weiter wachsenden Kampfsportszene den Weg in die Münchriedhalle, um Athleten aus zahlreichen Nationen wie etwa den dreifachen Weltmeister Mykhailo Yerko (Ukraine) zu bewundern oder anzufeuern. Die größte Fangemeinde wussten nicht etwa die heimischen Kämpfer des TBC Singen hinter sich (Yerkos Gegner, Europameister Amorim da Graca, stand auf verlorenem Posten), sondern die Muay-Thai- und K1-Kämpfer des Bodensee Gyms Langenargen – allen voran Selahattin Sahin, der kurz vor Mitternacht als klarer Außenseiter in den Ring stieg.

Nur der 22-Jährige selbst sah dies im Vorfeld anders, ohne dies allerdings an die große Glocke zu hängen. Bei dem WM-Duell mit dem Ukrainer auf Amateurebene in Athen war „Selo“ als Teammitglied der Türkei nur knapp unterlegen, obwohl Oleinik bei den Verbänden ISKA, IFMA oder WAKO im Kickboxen und Muay Thai bei Welt- und Europameisterschaften nunmehr bereits acht Goldmedaillen erkämpft hatte. Dreimal gewann der 31-Jährige dazuhin den Weltcup.

Zwei Hymnen

Den Wunsch, vor dem Kampf die türkische und deutsche Hymne hören zu dürfen, wurde dem Moslem Sahin vom Veranstalter erfüllt. Alles andere als selbstverständlich, „aber das ist es, was Selo repräsentiert. Ein Deutscher mit türkischen Wurzeln, nur wenige leben dies so wie er“, so sein Trainer Roman Carevic, der seine Schützlinge optimal auf die harten Aufgaben vorbereitet hatte. „Aber nachdem Alexander mir schon in Runde eins wahrscheinlich die Rippe gebrochen hat, fiel mir das Atmen irrsinnig schwer“, ließ ein enttäuschter Sahin („Ich bete nicht nur, wenn ich etwas brauche.“) wissen. Oleinik habe sich zudem „super bewegt und sich abgezockt präsentiert“ (Sahin), man merke eben, dass der 31-Jährige „eine immense Erfahrung und Klasse besitzt“ (Carevic). Der Präsident der ISKA war hingegen von der Vorstellung des Häflers so angetan, dass er schon bald einen neuerlichen Titelkampf in Aussicht stellte. Wohl auf europäischer Ebene, nachdem Halbschwergewicht Sahin nach einem (ungerechtfertigt) verlorenen EM-Duell ein Rückkampf versprochen wurde.

Rund zwei Wochen vor seinem Auftritt in Singen lag Teamkollege Elias Musso mit einer Angina flach, „wir wollten aber nicht absagen“, so Roman Carevic, der am Samstagabend selbst mit einer schweren Erkältung zu kämpfen hatte. Nicht auszudenken, wie Amateur-Doppel-Weltmeister Musso ohne der Schwächephase um die vierte Runde herum ausgesehen hätte. Denn der Engländer Goitom gewann nur dank einer „split decision“, und auch der dritte Ringrichter sah den farbigen K1-Kämpfer im ProAm-Duell (ProAm bedeutet, dass es sich bei dem Bewerb um eine Mischung aus Profis und Amateuren handelt) nur mit einem Punkt vorne. „Ich habe zu Recht verloren, auch wenn es mein bisher vielleicht bester Kampf gewesen ist. Den Leuten hat es gefallen“, befand Musso, bei dem Sahin trotz seines bevorstehenden WM-Duells neben Carevic und Jens Winner mit in der Ringecke stand.

Auch von der Prozedur vor den Titelkämpfen, als die Boxhandschuhe in Folie verpackt an den Ring gebracht wurden, zeigte sich der Schüler des GZG wenig genervt. Zeit wurdeauf diese Weise jedoch wie auch bei den Pokalübergaben reichlich verschwendet, nach Sahins Kampf um Mitternacht fanden weitere sechs Begegnungen statt. Unter anderem im Muay Thai, vor denen der Wai-Kruh, eine traditionelle Zeremonie in Thailand, gezeigt wurde. Hier wartete der Ringrichter geduldig, bis die Kämpfer in ausreichendem Maße dem Lehrer ,beziehungsweise Trainer, ihren Respekt erwiesen hatten. Geduld bewiesen da auch die Zuschauer (die noch nicht gegangen waren), die während des gesamten Kampfabends allesamt eine große Disziplin an den Tag legten.