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Weniger Bauernhäuser, mehr Wohnraum in Seitingen-Oberflacht

Seitingen-Oberflacht / Lesedauer: 3 min

Bürgermeister Bernhard Flad erklärt, wie sich Seitingen-Oberflacht seit 1975 verändert hat
Veröffentlicht:14.11.2018, 15:49

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Zum Thema „ Seitingen-Oberflacht im Wandel der Zeit“ hat Bürgermeister Bernhard Flad im Museum Seitingen-Oberflacht vor rund 100 interessierten Bürgern auch aus Nachbargemeinden referiert. Flad beschränkte sich auf die Zeit ab 1975 und auf die Themen: Aufgabenfelder der Gemeinde, Struktur der Einwohner und bauliche Veränderungen.

Vor der Kreisreform 1972 war jeder Ort für die Müllversorgung verantwortlich. Den Schrott holte der Schrotthändler und Papier sammelte die Feuerwehr. Was übrig war, brachte man auf die Müllschuten in Seitingen und Oberflacht. Mit der Kreisreform änderte sich dies. Die Kommune war jetzt für die Müllentsorgung zuständig.

Auch beim Abwasser tat sich in den letzten 40 Jahren jede Menge. Bis 1983 wurde das Abwasser über hauseigene Güllegruben mehr oder weniger gereinigt und der Natur übergeben. Mit dem Bau der Kläranlage 1983 änderte sich das. Mittlerweile wird das gesamte Abwasser aufwendig gereinigt, in beinahe Trinkwasserqualität in den Bach geleitet und die Feststoffe als Sondermüll entsorgt.

Besonders sichtbar sind die Veränderungen im Bereich Land und Forst. Bis 1939 gab es noch 256 landwirtschaftliche Betriebe in den beiden Orten, bis 1975 schrumpfte diese Zahl auf 42 Betriebe und inzwischen sind es nur noch fünf Betriebe. Die bewirtschaftete Flächengröße hat sich nicht verändert, dafür aber die Vielfalt der angebauten Frucht. Wo es früher viele kleine Felder mit verschiedenen Früchten gab, fusionierten die Felder und es entstanden Monokulturen. Diese Tendenz, so Flad, werde sich fortsetzten. In der Forstwirtschaft ist es das umgekehrte Bild. Hier ging man weg von der Monokultur.

Bis 1939 stagnierte Einwohnerzahl in Seitingen und Oberflacht

Zwischen 1955 und 1975 fand in den beiden Ortsteilen das große Bauernsterben satt, was sich auch auf die Bebauung auswirkte. Immer mehr Bauernhäuser verschwanden und es entstanden Wohnhäuser. Bis 1939 stagnierte die Einwohnerzahl beider Ortsteile und die einsetzende Flüchtlingsbewegung nach dem Krieg, die Öffnung der Grenze 1989, der Bau eines Seniorenheimes und der Bau der Flüchtlingsunterkunft sorgte bis heute für eine Verdoppelung der Einwohnerzahl mit einem vielfältigen kulturellen sowie kirchlichen Leben.

Kindergarten und Schule mussten angepasst und erweitert werden. Auch die Aufgaben dieser Einrichtungen veränderten sich in 40 Jahren. Die Verantwortung der Kinder war damals noch Familiensache. Im Laufe der Zeit, auch mit der Veränderung der Arbeitswelt, wurde nach und nach diese Verantwortung auf die Schule und den Kindergarten übertragen.

Die Freizeitgestaltung spiegelt dies wider. 1975 gab es den Sportplatz am Galgen, eine Turnhalle bei der Schule und eine Turnhalle in Oberflacht. Heute werden 92 Gruppen pro Woche mit allen möglichen Freizeitaktivitäten von vielen Ehrenamtlichen betreut. Auch die Versorgung änderte sich. Gab es damals die Post, die für Kommunikation sorgte, und die Energie-Versorgung Schwaben (EVS), die die Haushalte mit Strom belieferte, so sind es heute zahlreiche Unternehmen, die die Versorgung übernehmen. Veränderungen gab es auch aufgrund von immer mehr Vorschriften in der Gemeindeverwaltung.

Veränderungen, so Flad in seinem Resümee, werde es immer geben, allerdings auch auf Kosten der Familie, die sich heute schon nicht mehr richtig trifft und miteinander redet. Auch eine Auszeit, die einem Burnout vorbeugen könnte, sei zur Seltenheit geworden. Er appellierte an die Jugend, sich Freiraum zu schaffen und auch mal ohne Smartphone zu kommunizieren.