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Skurril

Polizeischüsse in Rottweil haben Nachspiel

Rottweil / Lesedauer: 2 min

Polizeischüsse in Rottweil haben Nachspiel
Veröffentlicht:07.10.2017, 11:28

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Die Geschichte klingt so skurril, dass man sie kaum glauben kann. Polizeibeamte fahren mit Blaulicht durch das Schwarze Tor in die historische Innenstadt von Rottweil, steigen aus, schießen in die Luft und fahren wieder ab. Das Ganze hat ein Nachspiel.

Es ist Donnerstagabend, der Vorvorabend zum Turmfest in der historischen Innenstadt. Es werden fleißig Festvorbereitungen getroffen. Unter anderem werden Betonpoller angefahren. Dadurch sollen Amokfahrten und Terrorakte, ausgeführt mithilfe von Fahrzeugen, verhindert werden. Erstmals aufgestellt wurden sie vor wenigen Wochen anlässlich des Stadtfests. Zum Turmfest an diesem Wochenende kommen sie erneut zum Einsatz.

Mit Blaulicht durchs Schwarze Tor

Das ist der äußere Rahmen, in dem sich eine Geschichte abspielt, über die bei der Polizei nun niemand mehr lachen kann. Ein Polizeiauto fährt mit Blaulicht durch das Schwarze Tor, zwei Beamte steigen auf Höhe der Café-Bar Cappuccino aus und schießen in die Luft.Der Anlass: die Verabschiedung eines langjährigen Kollegen aus dem Dienst. Es sollte ein Gag sein. Der erste Schuss, so erklärt es Polizeisprecher Michael Aschenbrenner vom Präsidium in Tuttlingen auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, sollte den Dienstbeginn symbolisieren, der zweite das Dienstende. Offensichtlich wurden Platzpatronen verschossen, möglicherweise wurde die Dienstwaffe dafür verwendet.

Aktion soll angekündigt gewesen sein

Laut Aschenbrenner soll der zweifache Salut den Passanten, die sich im Bereich des Schwarzen Tores aufgehalten haben, angekündigt worden sein.Doch sicher ist das nicht. Das sind nun Fragen, mit denen sich die Polizei intern beschäftigt. Denn das alles gefällt der Polizei selbst nicht. "Wir können das nicht gutheißen und sehen das Verhalten der Kollegen kritisch", sagt Aschenbrenner.Die Kriminalinspektion Rottweil hat Ermittlungen aufgenommen, nachdem sie über Medien von diesem Vorfall erfahren hat. Denn weder die Blaulichtfahrt, für die es keinen Anlass gab, schon gar nicht die zweifache Schussabgabe sind erlaubt. Laut Aschenbrenner wurden Dienstvorschriften verletzt.Beim Präsidium kann man sich dieses Vorgehen nicht erklären, zumal neben dem Polizeibeamten, der auf diese unkonventionelle Weise verabschiedet werden sollte, mindestens ein weiterer Kollege dabei war, der bereits ebenfalls mehrere Dienstjahre absolviert hat und als ausgesprochen erfahren gilt.

Gängiges Ritual?

Ob es einem gängigen Ritual, entspricht durch öffentliche Schüsse einen Kollegen aus dem Dienst zu verabschieden, müsse ebenfalls geklärt werden, so Aschenbrenner. In diese Richtung sei jedenfalls nichts bekannt.Ihnen sei wichtig, so Aschenbrenner, den Kollegen bewusst zu machen, dass so etwas nicht gehe. "Vielleicht war das vor 15 oder 20 Jahren noch möglich, aber nicht heute", sagt Aschenbrenner. "Keine Frage: Es war der falsche Ort, der falsche Zeitpunkt", fügt er hinzu.