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Dreifachmord

Angeklagter räumt Dreifachmord ein -Tuttlinger Jugendamt in der Kritik

Rottweil / Lesedauer: 2 min

Angeklagter gesteht Morde – Neue Adresse der Ex-Freundin auf Bildschirm im Amt zu lesen
Veröffentlicht:30.05.2018, 18:13

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Drazen D. hat am Mittwoch vor dem Landgericht ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er räumte ein, seinen sechsjährigen Sohn, den neuen Freund seiner Ex-Partnerin und dessen Cousine aus nächster Nähe erschossen zu haben.

Ausführlich schilderte er am Mittwoch in einer vierstündigen Vernehmung seinen Lebenslauf als Kriegsflüchtling aus dem früheren Jugoslawien und den Ablauf der Tat. Zwar sei er mit einem entsicherten Gewehr auf die Terrasse getreten, aber er habe nicht geplant zu schießen, sagte der 41-Jährige, sondern nur ein Gespräch mit der Mutter seines Sohnes zu führen.

Für ihn unerwartet sei dann aber auch deren neuer Freund da gewesen. So sei die Lage außer Kontrolle geraten. „Ich war wie in Trance, wie ein Roboter“, sagte Drazen D. Er bestritt, die Kriegswaffe kurz vor der Tat in Kroatien besorgt zu haben. Vielmehr sei die Waffe schon länger in seinem Besitz gewesen.

Der Angeklagte schilderte das Geschehen weitgehend flüssig in gutem, leicht gebrochenem Deutsch. Zwar musste er mehrfach kurz innehalten, emotional berührt zeigte er sich nur, als er auf seinen Sohn zu sprechen kam, den er „über alles geliebt“ habe, wie er beteuerte.

Blumen, Kerzen und Kuscheltiere liegen vor einem Haus in Villingendorf. Foto: Sebastian Gollnow/Archiv

Die Schilderungen standen in teilweise krassem Gegensatz zu den Angaben der meisten Zeugen, wie Oberstaatsanwalt Joachim Dittrich betonte. Der Angeklagte sieht sich vor allem als Opfer seiner Ex-Freundin, der er ein Doppelleben, Betrügereien und Prostitution vorwirft. Drazen D. verriet auch, wie er ihre neue Adresse in Villingendorf herausgefunden habe: im Tuttlinger Jugendamt.

Dort habe ein Mitarbeiter mit freiem Blick auf den Computer-Bildschirm mit allen wichtigen Daten seiner Ex-Freundin über die Schulter schauen können. Dabei hatte es ein ausdrückliches Auskunftsverbot für die Behörde gegeben. Die Anwälte der Opfer, denen die Verteidiger Fragen an den Angeklagten verwehrten, kritisierten am Rande einen „fahrlässigen Umgang mit brisanten Daten“.

Das für Mittwoch vorgesehene Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen, das von entscheidender Bedeutung ist, musste nach erneuter achtstündiger Verhandlung aus Zeitmangel verschoben werden. Zudem beantragten die Verteidiger die Anhörung von zwei weiteren Zeugen.