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„Zustand wie in Kriegszeiten“

Primtal / Lesedauer: 3 min

Abläufe im Rottweiler Gesundheitsamt bei Corona-Tests spalten die Meinungen
Veröffentlicht:06.04.2020, 15:15

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Die Abläufe im Rottweiler Gesundheitsamt in der Corona-Krise stehen weiter im Blickfeld – und spalten die Meinungen: Während die einen völlig aufgebracht über ihre negativen Erfahrungen berichten, schreiben andere: „Es ging schneller als gedacht.“

Eine Dunninger Bürgerin sagt: „Man muss Druck machen, dass sich da was ändert. So geht das nicht.“ Sie war mit ihrem Mann im Test-Zentrum, um einen Abstrich zu machen – und ist entsetzt über das Vorgehen dort. „Zustände wie in Kriegszeiten“ seien das. Sie habe den direkten Vergleich zum Landkreis Calw, weil dort ihr Sohn lebt und das Prozedere ebenfalls mitgemacht hat. „Dort ging alles ruckzuck, er fuhr durch den Drive-In zum Testen, alle Daten wurden elektronisch erfasst“, berichtet sie. Ganz anders in Rottweil .

Weil der Sohn in Calw positiv getestet wurde und man sich zuvor noch getroffen hatte, bemühte sich das besorgte Dunninger Ehepaar um einen Termin zum Test in Rottweil. Doch an Auskünfte, was nun zu tun sei, sei man nur schwer gekommen. „Überall hieß es, man sei nicht richtig zuständig.“ Es habe zahlreiche Telefonate gegeben – ohne klare Aussage. Das Ehepaar habe sich die nächsten Tage dann eigenverantwortlich in Quarantäne begeben.

Erst eine Woche später sei ein Test möglich gewesen. „Und dann standen wir erst einmal eine Stunde vor dem Rotteiler Gesundheitsamt in der Kälte“, ärgert sich die Dunningerin. An der Abstrichstelle habe der Arzt dann zunächst „die Bürokratie“ gemacht und handschriftlich – ohne Handschuhe – allerlei auf Zettel eingetragen. „Von Datenschutz keine Spur“, bemängelt die Frau. Denn auch die Zettel anderer Personen seien offen einsehbar herumgelegen. Manches sei auf den Boden gefallen. Beim Gehen sei ihr dann eine Tür aufgehalten worden; die Klinke der anderen Tür, wo den ganzen Tag Leute ein und ausgehen, habe sie selbst anfassen müssen. Und auf ihre Bemerkung, dass es in Calw besser laufe, habe sie zu hören bekommen: „Dann müssen sie dort hinziehen.“

Ein weiteres Ärgernis für sie: Nach zwei Tagen habe sie zwar ein Ergebnis bekommen, das ihres Mannes kam aber erst später. Beide sind glücklicherweise negativ ausgefallen. Über die Odyssee bis zu dieser Gewissheit sind die Eheleute dennoch erbost.

Das grundsätzliche Vorgehen des Rottweiler Gesundheitsamts, dass nur ganz gezielt getestet werde und man auch nicht zu früh einen Test machen will, stößt bei Bürgern auf Unverständnis. Eine Frau berichtet: „Mein Sohn durfte noch eine Woche arbeiten, nachdem er die ersten Symptome hatte, trotz Kontakt mit dem Arzt. Fünf Tage später kam Husten dazu. Daraufhin wurde er für eine Woche krank geschrieben. Gestern wurde ihm vom Betrieb mitgeteilt, dass eine Kollegin, die drei Tage vor ihm krankgeschrieben wurde, mit Corona infiziert ist.“ Erst jetzt habe er einen Testtermin.

Ganz anders eine junge Frau: „Ich lese viel über die Dauer der Tests und die fehlenden Informationen vom Gesundheitsamt. Ich kann das nicht bestätigen. Letzte Woche Freitag wurde mir über das Gesundheitsamt mitgeteilt, dass ich Kontakt zu einem positiv getesteten Menschen hatte. Dieser musste eine Liste mit allen Namen dem Gesundheitsamt übergeben. Für mich war alles sehr unbürokratisch und schnell. Freitag der erste Anruf und Terminvergabe für Sonntag. Den Weg zum Arzt konnte ich mir sparen und somit das Risiko, eventuell andere Mitmenschen anzustecken.“ Am Sonntag habe der Test stattgefunden und trotz angegebener Dauer von fünf bis acht Tagen habe sie ihr Testergebnis schon nach drei Tagen erhalten. Es war negativ. Die junge Frau sagt: „Die Erleichterung war groß, dennoch werde ich weiterhin zuhause bleiben und nur in Notfällen das Haus verlassen.“