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Wildtierverbot

Tierschützer wollen keinen Zirkus in Aldingen

Aldingen / Lesedauer: 4 min

Circus Manuel Weisheit hat am Osterwochenende drei Vorstellungen – „Versklavung von Wildtieren“
Veröffentlicht:13.04.2017, 17:48

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Am Osterwochenende hat der Circus Manuel Weisheit drei Vorstellungen Aldingen . Das ruft die Tierschützer auf den Plan: Sie kritisieren, dass die vier sibirischen Tiger, für die der Zirkus bekannt ist, nicht artgerecht gehalten würden, und fordern ein „Ende der Versklavung von Wildtieren“. Außerdem seien Tierschützer bereits körperlich angegangen worden von Mitarbeitern des Unternehmens. Tim Thomsen, Pressesprecher bei dem Familienzirkus, wiegelt ab: „Wir sind mit Tieren aufgewachsen, haben einen engen Bezug zu ihnen und gelernt, sie mit Respekt zu behandeln.“

Wenn am Ostersamstag zwischen 14 und 15 Uhr die Besucher zur Aldinger Premiere kommen, werden sie auch auf eine Mahnwache des Tuttlinger Kreisverbands der Tierschutzallianz treffen. „Auch wenn die Veterinärämter dem Zirkusunternehmen bestätigen, dass seine Tier- bzw. Tigerhaltung den Leitlinien entspricht, heißt das noch lange nicht, dass die Tiere auch nur annähernd artgerecht untergebracht werden“, sagt Thomas Mosmann , Landesvorsitzender der Tierschutzallianz. Gerade Wildtiere, „die von einer Stadt zur anderen gekarrt werden, können in einem Zirkusbetrieb nicht artgerecht gehalten werden“. Es gebe „aus ethischer Sicht keinerlei Rechtfertigung, Wildtiere zum Zweck des Gelderwerbs gefangen zu halten, zu dressieren und zum Vergnügen in der Manege vorzuführen“. Mosmann: „Wir würden uns freuen, wenn kein Zuschauer eine Vorstellung besucht – denn mit jeder Eintrittskarte wird Tierquälerei unterstützt.“

Laut Mosmann gibt es inzwischen in 16 europäischen Ländern ein Wildtierverbot, zudem „groß angelegte Parks für geschundene Zirkustiere.“ Die Tiere müssten weder getötet noch in der freien Wildbahn ausgewildert werden. Die Zirkusunternehmen hätten lange genug Zeit gehabt, ihre Existenz für den Fall eines bundesweiten Verbots auf Akrobatik zu verlagern. Zahlreiche wie „Flic Flac“ hätten dies bereits getan.

Mahnwache müsse sich keine Sorgen machen

Mosmann erinnert zudem daran, dass Tierschützer und Zirkus-Mitarbeiter bereits körperlich aneinandergeraten seien. Thomsen bestätigt den Vorfall im Rhein-Main-Gebiet vor ein paar Jahren, der für einen Tierschützer im Krankenhaus endete. „Wir stehen dazu, dass das schief gelaufen ist.“ Der Mitarbeiter sei entsprechend instruiert worden, dass er Tierschützer „nicht mehr verprügelt, sondern nur noch verbal reagiert“. Die Mitstreiter der Mahnwache müssen sich am Samstag offenbar keine Sorgen machen: „Mit Herrn Mosmann haben wir gute Erfahrungen gemacht“, er sei im Gegensatz zu dem seinerzeitigen Tierschützer, der das Gelände partout nicht habe verlassen wollen, „friedlich“. Der Tierschützer betont, dass er das Zirkus-Gelände gar nicht betreten habe. Vielmehr habe er von einem Acker aus zehn Metern Entfernung mit einem Teleobjektiv Fotos der sibirischen Tiger geschossen. Zudem habe er sich friedlich und nicht aggressiv verhalten.

Der seit 193 Jahren existierende Circus Weisheit habe immer Raubtiere im Programm gehabt, sagt Tim Thomsen. „Sie werden bei uns geboren und gezüchtet.“ Zirkusse würden in Deutschland „streng überwacht“. In jedem Landkreis, in dem der Zirkus Station macht, würde das Veterinäramt den Pflege- und Gesundheitszustand der Tiere unangemeldet kontrollieren. Neben den Tigern hat der Zirkus Ponys, Lamas und Enten. „In all den letzten Jahren hatten wir keine negativen Eintragungen – das ist für mich Ausschlag gebend.“ Im übrigen sei jeder eingeladen, „sich bei uns in Aldingen selbst ein Bild zu machen“.

„Tigerhaltung ist nicht billig“

Tierdressuren gehörten einfach zum klassischen Zirkus und würden „von der breiten Bevölkerung gewünscht“, sagt Thomsen. Zudem sei es „nicht billig, vier Tiger zu halten“. Erst im Winter habe man 30 000 Euro investiert in einen neuen, 19 Meter langen Transportwagen. Das Außengehege sei mit 180 Quadratmetern mehr als dreimal so groß wie gesetzlich vorgeschrieben und enthalte Wasserbassin, Hölzer und Baumstämme.

Der Zirkus hat seine Zelte auf einer Wiese am Aldinger Sportplatz/Spaichinger Straße aufgeschlagen. „Üblich sind Genehmigungen über die Gemeinde“, erläutert Thomsen. Der Zirkus habe eigentlich auf den Festplatz gewollt und einen Antrag gestellt, „der konnte aber nicht genutzt werden, weil dort Baumaterial gelagert wird“. Die Aldinger Hauptamtsleiterin Friederike Häfeli bestätigt dies. Üblicherweise frage der Zirkus in einem solchen Fall bei Landwirten an, erläutert Thomsen. „Ein Aldinger hat uns eine Wiese kostenlos zur Verfügung gestellt.“

Die Aldinger Vorstellungen sind am Ostersamstag, -sonntag und -montag jeweils um 15 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 0174/498 92 86. Bewegte Bilder zu der Tierhaltung im Zirkus an seinem Standort am Aldinger Sportplatz sehen Sie im Laufe des Donnerstags bei www.schwaebische.de unter Spaichingen, Videos.