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Insolvenzgericht

Schramberger Reisebürokette Bühler ist wegen Pandemie pleite

Primtal / Lesedauer: 3 min

Im Zuge der Pandemie geht der Umsatz um mehr als 90 Prozent zurück
Veröffentlicht:29.11.2020, 14:16

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Das Reisebüro Bühler mit Sitz in Schramberg hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen beim Insolvenzgericht am Amtsgericht Rottweil gestellt. Der Umsatz ist dieses Jahr um mehr als 90 Prozent eingebrochen. Eine Filiale hat das Reisebüro auch in Tuttlingen.

„Zur Verhinderung nachteiliger Veränderungen in der Vermögenslage der Schuldnerin bis zur Entscheidung über den Antrag wird am 26. November 2020 um 14.30 Uhr angeordnet“, heißt es in der öffentlichen Bekanntmachung des Gerichts: 1. Maßnahmen der Zwangsvollstreckung einschließlich der Vollziehung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung gegen die Schuldnerin werden untersagt, soweit nicht unbewegliche Gegenstände betroffen sind; bereits begonnene Maßnahmen werden einstweilen eingestellt. 2. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Dirk Pehl aus Rottweil bestellt.“

Gehälter sind durch Insolvenzgeld gesichert

Der vorläufige Insolvenzverwalter wird darüber hinaus beauftragt, als Sachverständiger zu prüfen, ob ein nach der Rechtsform der Schuldnerin maßgeblicher Eröffnungsgrund vorliegt und welche Aussichten für eine Fortführung des schuldnerischen Unternehmens bestehen.

Das traditionsreiche Reisebüro mit Sitz an der Schramberger Hauptstraße hat rund 30 Filialen und beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter, deren Gehälter vorläufig durch Insolvenzgeld gesichert sind. Deutschlandweit haben aufgrund der Corona-Krise ebenfalls zahlreiche Unternehmen der Reisebranche ähnlich negative Erfahrungen machen müssen.

Dazu teilt die Rechtsanwaltsgesellschaft Schultze und Braun mit Sitz in Achern, für die Dirk Pehl tätig ist, mit: „Die Reisebüro-Gruppe Bühler mit Hauptsitz in Schramberg und 31 weiteren Büros in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen hat Insolvenzantrag beim Amtsgericht Rottweil gestellt. Reisewarnungen, verunsicherte Urlauber und der Wegfall von Geschäftsreisen haben zu Umsatzausfällen von über 90 Prozent geführt.“

Trotz harter Sparmaßnahmen und Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter, konnten wir unser großes Tourismusunternehmen nicht neun Monate ohne nennenswerte Umsätze wirtschaftlich weiterführen.

Peter und Markus Finke

Der Geschäftsbetrieb läuft aber normal weiter. Bereits gebuchte Reisen würden von den jeweiligen Veranstaltern durchgeführt und fänden unverändert statt, sollten es die Pandemie-Bedingungen mit beispielsweise Reisewarnungen zulassen.

Die 220 Mitarbeiter würden bis einschließlich Januar über das Insolvenzgeld abgesichert. Das Amtsgericht Rottweil bestellte den erfahrenen Rechtsanwalt Dirk Pehl zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

„Trotz harter Sparmaßnahmen und Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter, konnten wir unser großes Tourismusunternehmen nicht neun Monate ohne nennenswerte Umsätze wirtschaftlich weiterführen. Auch wenn die Überbrückungshilfen I und II einen Großteil der Fixkosten wie Mieten, IT und Kommunikationskosten etc. bei kleineren Unternehmen decken können, reichen diese Hilfen für Unternehmen unserer Größenordnung leider nicht dauerhaft aus“, erklären die Geschäftsführer Peter und Markus Finke.

Wie können Arbeitsplätze erhalten bleiben?

„Das Unternehmen war mit seinen Mitarbeitern in der Krise für die Kunden da, um Stornierungen, Umbuchungen und Erstattungen von abgesagten Reisen zu bearbeiten. Die Mitarbeiter haben außerordentliche Arbeit geleistet, hatten dafür aber leider keine nennenswerten Einnahmen. Hinzu kam, dass die Airlines die automatisierten Erstattungssysteme abgeschaltet hatten und für Tausende von Flugscheinen eine händische Erstattung eingereicht werden musste.“

Nun seien die finanziellen Reserven aufgebraucht und die Kreditbelastungen nicht mehr zu stemmen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pehl hat sich bereits vor Ort einen ersten Eindruck verschafft und wird in den kommenden Wochen die wirtschaftliche Lage des Unternehmens weiter analysieren und Sanierungsmöglichkeiten prüfen. „Oberstes Ziel ist es zunächst, den Geschäftsbetrieb stabil weiterlaufen zu lassen.

Parallel werde ich gemeinsam mit der Geschäftsleitung ausloten, wie es uns gelingen kann, das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Pehl. Genauere Aussagen seien zu einem so frühen Zeitpunkt des Verfahrens allerdings noch nicht möglich. „Wir werden in den kommenden Wochen viele Gespräche mit Geschäftspartnern und Kunden führen, um die Reisebüros zu sichern und ihnen eine Zukunftsperspektive zu verschaffen.“