StartseiteRegionalRegion TuttlingenPrimtalIm Brühl sind Impfungen reibungslos verlaufen

Impfung

Im Brühl sind Impfungen reibungslos verlaufen

Primtal / Lesedauer: 4 min

Kritik der Evangelischen Heimstiftung an Impfstrategie
Veröffentlicht:01.03.2021, 09:53

Artikel teilen:

„So löchrig wie ein Schweizer Käse“, ist nach Ansicht der Evangelischen Heimstiftung (EHS) die Impfstrategie des Landes Baden-Württemberg. Die Mobilen Impfteams (MITs) müssten Pflegeheime auch weiterhin regelmäßig anfahren und Ältere zuhause impfen, fordert die Stiftung. Im Aldinger Seniorenzentrum Im Brühl sind derweil die zwei Impfungen für jeden Bewohner bereits reibungslos verlaufen.

Minister Manne Lucha wolle das Ziel der vollständigen Zweitimpfung aller Pflegeheime im Land bis Mitte März erreicht haben. Dies sei zwar eine gute Ansage, so die EHS. Es sei aber ein großer Fehler zu glauben, dass damit die nötige Impfquote erreicht wird, heißt es in der Pressemitteilung der Evagelischen Heimstiftung weiter. Denn es gebe zahlreiche Bewohner und Mitarbeitende, die aus verschiedenen Gründen nicht geimpft werden. Auch gebe es viele Bewohner, die neu aufgenommen werden und nicht geimpft sind. Es brauche daher eine nachhaltige Strategie, wie die MITs in Bewegung bleiben und alle Einrichtungen mit vulnerablen Personen so oft und so lange anfahren, bis die Hausärzte die Nachimpfungen übernehmen können.

Im Seniorenzentrum Im Brühl, das zu den Zieglerschen Anstalten gehört, habe es indes „absolut keinerlei Probleme“ bei den Impfungen gegeben, berichtet Karin Korb , Leiterin der Sozialen Betreuung im Seniorenzentrum Im Brühl, auf Anfrage unserer Zeitung. Alle beide Impfungen seien reibungslos verlaufen. „Allerdings“, so Korb, „hatten wir im Vorfeld auch einen immensen Arbeitsaufwand, der bei uns, dank der tollen Kollegen, reibungslos geklappt hat. Gemeinsam haben wir alle notwendigen Unterlagen für die Impfung vorbereitet, ausgedruckt und sortiert.“

Die Mitarbeiter wiederum hätten jederzeit die Möglichkeit, sich mit einem Nachweis der Einrichtung in einem Impfzentrum impfen zu lassen.

In Puncto Impfung der „alten Menschen“ insgesamt stimmt Korb der Evangelischen Heimstiftung jedoch zu: „Wahrscheinlich“, so Karin Korb, „wäre es wesentlich einfacher gewesen, diese Personen direkt zu Hause zu impfen, oder durch die Hausärzte. Ich bin mir aber sicher, dass es Gründe dafür gibt, warum dies (im Moment) noch nicht möglich ist.“ Und sie fügt hinzu: „Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass in dieser schweren Zeit jeder sein Bestes gibt. Vielleicht sollten wir auch mal wieder den Blick darauf richten, wofür wir in dieser schweren Zeit dankbar sein können.“

Der Lockdown, der jetzt bis zum 7. März verlängert wurde, sei zwar eine große Belastung, sagt Bernhard Schneider , Chef der Evangelischen Heimstiftung, aber zum Schutz der vulnerablen Gruppen unerlässlich. „Wir sehen deutlich, dass mit den rückläufigen Inzidenzen in den Landkreisen auch die Infektionszahlen in unseren Einrichtungen deutlich nach unten gehen", analysiert Schneider. Es könne aber noch längst keine Entwarnung gegeben werden, auch aus Sorge vor den gefährlichen Mutationen. Deshalb müssten die strengen Schutzkonzepte für Pflegeheime weiter bestehen bleiben: Schützen mit FFP2 Masken, Testpflicht für alle, die ein Pflegeheim betreten und Impfen, so schnell wie möglich. Doch beim Impfen vermisst die EHS ein stringentes Konzept für alle pflegebedürftigen Menschen, sowohl in den Pflegeheimen, als auch zu Hause.

Bei der Evangelischen Heimstiftung als größten Träger im Land haben laut Pressemitteilung Mitte Februar 22 Prozent der Bewohner die Zweitimpfung erhalten und 57 Prozent die erste Spritze. Bei den Mitarbeitenden sind die Zahlen geringer: 32 Prozent haben die erste und nur zwölf Prozent die zweite Spritze.

Die Vorstellung, dass die Heime mit der bisherigen Impfstrategie irgendwann "durchgeimpft" und damit sicher wären, sei „unrealistisch“. Oftmals könnten Bewohner aufgrund einer früheren Infektion nicht geimpft werden. In nicht wenigen Fällen sei trotz Voranmeldung der Impfstoff so knapp, dass impfwillige Mitarbeitende oder Bewohner im Betreuten Wohnen oder in der Tagespflege nicht geimpft werden. Und in vielen Heimen gibt es Leerstände, die mit pflegebedürftigen Menschen nachbelegt werden, die nicht geimpft sind.

Es braucht nach Überzeugung von EHS-Chef Schneider eine proaktive Impfstrategie, nach der die MITs laufend in Bewegung bleiben und auch zu einem dritten, vierten und fünften Termin in die Pflegeheime kommen, wenn eine entsprechende Anzahl von impfwilligen Bewohnern und Mitarbeitenden auf der Liste stehen.

Übrigens könne so auch den Menschen ein Impfangebot gemacht werden, die zuhause versorgt werden. "Viele Pflegeheime sind mitten im Ort und haben große Veranstaltungsräume, die derzeit nicht genutzt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Impfteams dort auch ältere und pflegebedürftige Personen aus der Gemeinde oder dem Stadtteil impfen und anschließend zu denen nach Hause kommen, die auch diesen Weg nicht schaffen".

Erst, wenn es in den Einrichtungen für vulnerable Gruppen eine konstante Impfquote von 80 Prozent gibt, könne man wieder an ein annähernd normales Leben denken, mit uneingeschränkten Familienbesuchen, Veranstaltungen und Sommerfesten. "Je schneller das passiert, umso besser", fasst Schneider zusammen.