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Mühlheimer Heimatverein blickt auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zurück

Mühlheim / Lesedauer: 3 min

1945 wurde die Stadt von französischen Truppen besetzt - Kreuz am Welschenbergweg aus Dankbarkeit renoviert
Veröffentlicht:05.05.2020, 18:44

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Vor 75 Jahren ist in Mühlheim und in Stetten der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Durch die jetzige schwierige Situation der Corona Pandemie ist das bedeutende Ereignis in den Hintergrund gerückt. Trotzdem wollen der Mühlheimer Heimatverein und Stadtarchivar Ludwig Henzler die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten lassen. Gemeinsam haben sie sich an dieses bedeutende Ereignis erinnert.

Am 21. April 1945 ist Mühlheim von den französischen Truppen besetzt worden und somit war auch für die Stadt der Krieg beendet. In den Geschichtsbüchern war zu lesen: „In Mühlheim fielen bis zum Ende des Krieges keine Bomben. Doch wurde noch am 14. April 1945 im Birkenloch ein Güterzug von französischen Jagdfliegern angegriffen. Am 21. April gegen 11 Uhr rückten von Kolbingen her französische Panzer an. Nachdem auf dem Kirchturm die weiße Fahne gehisst wurde, drangen die Truppen in die Stadt ein, dabei kam es zu keinerlei Ausschreitungen. Die Panzer fuhren nicht nach Stetten . Nur am Ortseingang soll ein Panzer aufgefahren sein. Um die allgemeine Ruhe zu sichern wird der neu eingesetzte Bürgermeister die Verhaftung und Sicherstellung von gefährlichen Elementen ausführen. Alle Waffen und Munitionen werden am Rathaus abgegeben. Würde nach dieser Bekanntmachung sich in einem Haus eine Waffe oder Munition finden lassen, wird das Haus zerstört und deren Insassen erschossen.“

Weiter galt ein Ausgehverbot von 20 Uhr abends bis 8 Uhr morgens. Ansammlungen von mehr als drei Personen sind verboten. Unterschrieben war der Befehl vom Ortskommandanten Duwval.

In ihren Erinnerungen schrieb die damals 14-jährige Elisabeth Schlegel: „Samstagmorgen, am 21. April hatte Liesels Mutter beim Einkaufen die Schreckensnachricht vernommen, Angst und Ungewissheit hingen wie ein heraufkommendes Gewitter über uns. Man horchte in Richtung Tuttlingen jedoch gegen Mittag setzte von Kolbingen her ein unheimliches Dröhnen ein. Wir sahen Panzer um Panzer den Kehrrank am Hennenbühl passieren.“

Abgesehen von kleineren Plünderungen, Viehdiebstählen und politischen Verhaftungen blieb die Bevölkerung Mühlheim in jenen wirren Tagen vor Schlimmeren bewahrt. Aus tiefer Dankbarkeit renovierten die Gläubigen das alte Wegkreuz am Welschenbergweg, das heute noch die Jahreszahl 1945 trägt. Am 23. April kamen polnische Soldaten und eine französische Sanitätsabteilung nach Stetten ins Quartier.

Am 7. Mai 1945 wurde vom eingesetzten Bürgermeister Schmitt folgende Bekanntmachung ausgegeben: „Es wird erwartet, dass die gesamte Einwohnerschaft, insbesondere die Jugend, eine tadellose Haltung gegenüber der französischen Besatzung zeigt.“ Französische Offiziere seien zu grüßen, ebenso die Soldaten. Außerdem untersagte Schmitt Ansammlungen – besonders für die weibliche Jugend – und geschlossene Spaziergänge.

In einem Lagebericht vom 27. Juli 1945 schreibt der damalige Bürgermeister von Stetten unter anderem: „Man ist ganz und gar zufrieden, weil die Kommandantur die Ordnung und Sicherheit aufrecht hält, weil die Truppe alles bezahlt, was sie bedarf, weil das Kommando gerecht ist. Weder über die Offiziere noch über französischen Truppen im Allgemeinen hört man Klagen.“

Ähnlich schilderte auch der damalige Mühlheimer Bürgermeister Häcker die Lage am 31. Oktober 1945: „Sehr geehrter Herr Capitain. Vor ihrer Abreise ist es mir eine Ehre, ihnen zu bescheinigen, dass das Verhalten der französischen Offiziere und der Truppe korrekt und angenehm war. Die Gemeinde hatte sich über Requisitionen nicht zu beklagen. Als Vertreter der Bürgerschaft der Stadt Mühlheim sage ich Ihnen untertänigsten Dank für Ihr Wohlwollen. In vorzüglicher Hochachtung Bürgermeister Häcker.“