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Seniorenkonzept

Seniorenkonzept bleibt in Diskussion

Kolbingen / Lesedauer: 4 min

Rund 200 Interessierte kommen zum Infoabend der Gemeinde Kolbingen
Veröffentlicht:15.01.2019, 18:24

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Offene Fragen beantworten, aufklären und in Dialog treten – so hat Kolbingens Bürgermeister Konstantin Braun zu Beginn der Informationsveranstaltung zum Seniorenkonzept am Montag die Ziele des Abends umrissen. Dass bei dem umstrittenen Thema noch ordentlich Gesprächsbedarf bestand, zeigte nicht nur der große Andrang – rund 200 Interessierte waren der Einladung der Gemeinde in die Mehrzweckhalle gefolgt. Auch der Verlauf der Diskussionsrunde zum Abschluss machte deutlich, dass das Projekt noch immer eine Kontroverse ist.

Als Moderator, der den Abend mit einem neutralen Blick von außen begleitet, hatte Bürgermeister Braun Wolfgang Himmel vom Konstanzer Beratungsunternehmen „Translake“ mit ins Boot geholt. Dass es im Vorfeld „einige Emotionen“ gegeben hatte, zeige, dass es in Kolbingen viele Menschen gebe, die sich sehr für die Gemeinde interessieren würden, sagte Himmel. „Unser Job ist es nun, dass das Ganze heute Abend fair abläuft“, erklärte der Mediator. Hitzige Diskussionen, wie es sie in der Vergangenheit gegeben hatte, sollten vermieden werden. „Wir wollen unsere Meinung sagen dürfen und uns trotzdem alle noch ins Gesicht schauen können“, sagte Himmel.

Dazu beitragen sollte das Konzept der Veranstaltung, die mit einem offenen Rundgang durch insgesamt sieben Stationen begann. Je zwei Experten standen dort jeweils zu einem Thema als Ansprechpartner bereit. Auf Stellwänden waren Pläne und Skizzen angeschlagen, ein Modell zeigte die neue, geplante Ortsmitte. An den Stationen konnten sich die Besucher selbstständig über das Konzept informieren und mit Beteiligten ins Gespräch kommen.

Drei Jahre lang hat die Gemeinde in einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess das Seniorenkonzept entwickelt. Das sieht unter anderem eine Tagespflege, ein „ Haus der Begegnung “, ein Mehrgenerationenhaus und Wohngemeinschaften vor. Ziel ist es, dass hilfs- und pflegebedürftige Senioren möglichst lange in Kolbingen wohnen bleiben können. Im Jahr 2017 wurde das Konzept bei einem Ideenwettbewerb des Landes ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von 50 000 Euro belohnt.

Doch nicht überall stieß das Vorhaben auf Zustimmung: Zahlreiche Bürger kritisierten einen mangelnden Informationsfluss aus dem Rathaus. Zudem wurden Bedenken laut, das Projekt könnte „eine Nummer zu groß“ sein für eine kleine Gemeinde wie Kolbingen, und diese könnte am Ende auf den Kosten sitzen bleiben. Als einer der schärfsten Gegner des Projekts hatte Hans Schreiber im Herbst vergangenen Jahres zu einer Unterschriftensammlung aufgerufen. Er ist entschlossen, ein Bürgerbegehren gegen das Vorhaben zu starten – und dies ist auch nach der Veranstaltung noch der Fall.

Bedenken zur Finanzierung

„Wir machen mit diesem Projekt keinen Blindflug – weder inhaltlich, noch finanziell“, stellte Braun klar. Das Seniorenkonzept bringe seiner Ansicht nach einen „Gewinn für den Ort, der die Lebensverhältnisse von Jung und Alt verbessert.“ In einer Diskussionsrunde in Form eines überdimensionalen „Stuhlkreises“ konnten die Bürger zum Abschluss des Abends ihre Fragen loswerden und Stellung beziehen. Sorgen machte vielen demnach vor allem die Finanzierung. „Wann beginnt die Gemeinde, zu investieren?“ oder „Was passiert, wenn der Bauträger bankrott geht?“ waren nur zwei der Fragen, die zur Sprache kamen.

Das finanzielle Risiko für die Gemeinde sei überschaubar, meinte Gemeinderat Bernd Schwär. Denn von der Gemeinde finanziert werden soll lediglich das „Haus der Begegnung“. Für den Rest komme der Bauträger auf. So liege der Anteil der Gemeinde noch bei rund 500 000 Euro.

Braun machte jedoch auch keinen Hehl daraus, dass man auf Zuschüsse angewiesen sei. Die sollen sowohl aus dem Landesentwicklungsprogramm „Ländlicher Raum“, als auch aus dem Ausgleichsstock des Landes Baden-Württemberg kommen, hofft er. „Und was machen Sie, wenn der Zuschuss nicht kommt?“, wollte ein Zuhörer wissen. „Dann werden wir ein Jahr warten“, antwortete der Schultes. Er sei überzeugt, dass man den Zuschuss früher oder später bekommen werde.

Positiv, konstruktiv, aber längst überfällig – mit diesen Schlagworten lässt sich das Fazit des Abends von Seiten der Bürger zusammenfassen. „Das Ganze steht für mich noch auf sehr wackeligen Beinen“, sagte etwa ein Besucher. Wenn es nach den Kolbingern geht, war es nicht die letzte Veranstaltung zu diesem Thema. Das zumindest ergab die Abstimmung, bei der Wolfgang Himmel die Anwesenden fragte, wer sich eine zweite Infoveranstaltung wünschen würde.