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Wehrturm

Der Zustand mancher Türme ist bedenklich

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Nach dem Wehrturm am Hirschgraben stehen in den nächsten zehn Jahren weitere Sanierungen an
Veröffentlicht:12.03.2012, 12:10

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Anfangs waren viele skeptisch, ob der Wehrturm am Hirschgraben nach der Sanierung nicht merkwürdig aussehen würde. Die verwitterten Steine bekamen einen weißen Außenputz – nach historischem Vorbild.

Kritiker dieser Maßnahme sprachen im Vorfeld spöttisch von einem „kleinen Mehlsäckle“, welches das Stadtbild verhunzen könnte. Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt. Das Bürgerforum Altstadt bezeichnete die Sanierung sogar als „vorbildlich“. Und wie jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik des Ravensburger Gemeinderates bekannt wurde, kostete die Sanierung erfreulicherweise nur 66 Prozent der ursprünglich veranschlagten 380000 Euro, nämlich 249000 Euro. Möglich machten es besonders günstige Angebote der beteiligten Handwerker und das Ausbleiben unvorhergesehener Kosten, die bei der Sanierung so alter Gemäuer regelmäßig auftauchen, hier aber nicht benötigt wurden.

Dietmar Diehm vom Amt für Architektur und Gebäudemanagement schilderte den Kommunalpolitikern, welche Wehranlagen und Türme noch zur Sanierung anstehen und innerhalb der nächsten zehn Jahre angegangen werden sollten. Da sie „sehr exponiert, sehr hoch und sehr stark der Witterung ausgesetzt“ seien, falle durch den normalen Abnutzungsprozess alle paar Jahrzehnte eine mehr oder weniger aufwendige Sanierung an.

Der Mehlsack , das Wahrzeichen von Ravensburg, ist in zufriedenstellendem Zustand, wurde zuletzt 1995 saniert und lässt derzeit keine nennenswerten Mängel erkennen. Am Sockel blättert der Putz ein wenig ab, aber es gibt noch keinen Handlungsbedarf. Erneuert werden müsse mittel- bis langfristig das Ausstiegshäuschen und die Abdichtung der Aussichtsplattform.

Der Blaserturm , der jährlich von 12000 Einheimischen und Touristen bestiegen wird, ist noch in befriedigendem Zustand. Oben und am Socken bröckelt allerdings Putz ab, bei Frost platzte an der Brüstung und über der Eingangstür Sandstein und Naturstein ab, unten ist der Turm stark verschmutzt.

Der Spitalturm ist bautechnisch in gutem Zustand, wird aber einen neuen Außenputz brauchen. Weil das einfach zu verwirklichen ist, wird er als einer der nächsten Türme verschönert.

Das Untertor ist von Rissen überzogen und muss innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre saniert werden. Der Putz platzt ab, ist verfärbt, ein Statiker wird sich das Gebäude demnächst genauer anschauen.

Der Gemalte Turm ist bautechnisch in gutem Zustand, an der Westseite und an der Südseite muss die Bemalung aber in den nächsten zehn Jahren erneuert werden, sonst sieht man nicht mehr viel davon.

Das Rondell am Bruderhaus kann nur über ein Privatgrundstück betreten werden, was eine Sanierung stark erschwert. Der Turm ist schon lange ohne Dach, der Witterung ausgesetzt und in schlechten Zustand, der Innenraum feucht und überwuchert. Steine lösen sich und können herunterfallen. Er müsste schnellstmöglich komplett saniert werden, die Kosten werden auf 285000 Euro geschätzt.

Das Rondell an der Schussenstraße ist in die Stadtmauer integriert. Loses Mauerwerk könnte jederzeit herunterfallen. Die Außenhaut sollte ausgebessert werden, das kostet wahrscheinlich nur an die 40000 Euro.

Der Grüne Turm wurde erst 1997 umfassend saniert und ist in gutem Zustand. Allein im Bereich des Turmzimmers zieht sich ein Riss über die Fassade, der für 2000 Euro beseitigt werden kann. Weitere Risse dort oben sollen beobachtet werden.

Das Frauentor sollte in etwa zehn Jahren eine neue Fassade bekommen. Nachdem es 1982 brannte, hat der Turm keine Innenbereiche, Mängel sind nicht bekannt.

Der Schellenberger Turm , besser bekannt als Katzenlieselesturm , wurde erst 1997 generell überholt und lässt derzeit keine Mängel erkennen. In den nächsten Jahren stehen voraussichtlich keine Reparaturen an.

Der Wehrturm am Gänsbühl steht demnächst zur Sanierung an, für etwa 250000 Euro analog zum Wehrturm am Hirschgraben. Der Putz ist großteils verwittert, die Holzbalken des Fachwerks stark von der Witterung beeinträchtigt.

Das Obertor ist der einzige Turm, der noch genutzt wird. Er beherbergt auf vier Ebenen sanierte Räume, die für Schulungen und Jugendarbeit genutzt werden. Aus bautechnischer Sicht ist das Obertor in gutem Zustand.