
Im idyllischen Bachzimmerer Tal steht in dem weitläufigen Park des ehemaligen Fürstlich-Fürstenbergischen Jagdschlosses in unmittelbarer Nähe des Weisenbaches die der heiligen Verena geweihte Kapelle.
Das Kirchlein, mit einem Dachreiter und einer Glocke ausgestattet, bildet einen Rechteckraum von 62 Quadratmetern. Über dem spitzbogigen Portal mit seitlichen, keltisch anmutenden Steinmetzarbeiten, steht in erhabener Schrift die Jahreszahl 1591. Lange ging man davon aus, dass es sich bei dem Datum um das Baujahr der Kapelle handle, gestiftet von der damaligen Gräfin Amalie zu Fürstenberg, Gemahlin des Grafen Heinrich.
Zum Fürstenhaus hat das Donauseitental eine besondere Verbindung. Es kam erstmals ab 1218 und nach einer Unterbrechung zwischen 1466 und 1527 wieder in Fürstlich Fürstenbergischen Besitz. Renate Keusen und Antonia Reichmann gehen in ihrem Beitrag über die Verenakapelle, abgedruckt in den Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar, unter Hinweis auf entsprechende Urkunden davon aus, dass das Kleinod bereits 1506 oder eventuell schon früher bestand.
Äußerlich macht das durch drei Spitzbogenfenster und ein Chorfenster erhellte Kirchlein einen schlichten Eindruck. Wer jedoch Gelegenheit hat, in die verständlicherweise verschlossene Kapelle hineinzuschauen, ist gefesselt von den eigenartigen Wandmalereien, die in ungewohnter Weise ineinander und übereinander Gestalten und Dinge darstellen, die teilweise unverständlich oder nur durch Vermutungen zu deuten sind. Die zum Teil mehrschichtigen Wandmalereien wurden im Zuge von Renovierungen freigelegt, wobei offenbar nicht immer mit der nötigen Sorgfalt gearbeitet wurde.
Die früheste Ausmalung, auf das 16. Jahrhundert zurückgehend, zeigt einen umlaufenden Apostelfries, dessen kopflose und stark beschädigten Figuren in starre, gefältete Tuniken und schwarze Mäntel gehüllt sind. Durch das Einziehen einer Stuckdecke unter das ursprüngliche Holzgewölbe wurden die Kopfpartien der Aposteldarstellungen abgeschnitten.
Die zeitlich spätere Bemalung zeigt religiöse Darstellungen, wie beispielsweise die bewegende Kreuzigung Christi, eine ergreifende Pieta, die strahlende Himmelskönigin Maria mit dem Jesuskind, oder die heilige Katharina mit dem Rad. Neben dem fürstenbergischen Wappen können auch verschiedene Stadt- und Burgansichten, die Darstellung „Adam und Eva – der Sündenfall“ und „ Jesus vor Pontius Pilatus“ bestaunt werden. Die Chorwand wird zu einem guten Teil durch das spätbarocke Altärchen verdeckt. In einem großformatigeren Gemälde ist die anmutige Patronin der Kapelle abgebildet, mit ihren Attributen Kamm und Krug.
In der Nordwand ist eine längliche, aufwändig gestaltete Kartusche eingefügt. Sie trägt eine fünfzeilige Inschrift. So groß auch die Erwartungen waren, die sich an diese Inschrift in Bezug auf die Geschichte der Kapelle und ihrer Malereien knüpfte, so hoffnungslos war lange Zeit der Versuch, sie zu entziffern. Die Buchstaben stehen teils auf dem Kopf, in Spiegelschrift, sind teilweise von rechts nach links angeordnet und vor allem so zusammengestellt, dass sich nirgends ein konkreter Wortsinn ergibt. Werner Fischer aus Meßkirch ist es inzwischen gelungen, den Text der sehr alten Schrift zu rekonstruieren. Er kommt zu dem Ergebnis, dass diese übersetzt lautet: „Dies ist Unser Frauen Zeichen in dem finsteren Wald“. Bei der Deutung der Schrift wird ein gewisser Zusammenhang mit dem Kloster Einsiedeln gesehen. Im Mittelalter nannte man nämlich die Wallfahrt nach Einsiedeln „Zu unserer Lieben Frau im Finsteren Wald“. Zufolge radiästhetischen Untersuchungen des Umfeldes der Kapelle, soll sich dort einst ein Gräberfeld befunden haben.
In früherer Zeit oblag es dem jeweiligen Pfarrer von Immendingen gegen Entschädigung in der kleinen Kirche wöchentlich eine heilige Messe zu lesen. Die Kapelle befindet sich heute im Besitz der Familie Schmitz. Neben Gottesdiensten zu besonderen Anlässen wie Taufen oder Hochzeiten werden in dem Kirchlein auch Maiandachten gefeiert.